Die Atomkatastrophe von Fukushima am 11. März 2011 führt zu einem Kurswechsel. Ursprünglich hat die schwarz-gelbe Koalition unter Angela Merkel den von der rot-grünen Vorgängerregierung beschlossenen Atomausstieg rückgängig gemacht und im Herbst 2010 die Laufzeitverlängerung für die bestehenden Atomkraftwerke beschlossen. Doch drei Tage nach dem Reaktorunglück verkünden Kanzlerin Merkel (CDU) und Vizekanzler Westerwelle (FDP) am 14. März 2011 ein dreimonatiges Moratorium. Es ist der Anfang vom endgültigen Atomausstieg.
Angela Merkel und Guido Westerwelle treten vor die Presse
Gemeinsam mit Bundesaußenminister Guido Westerwelle tritt Angela Merkel am Montag, den 14. März 2011, vor die Presse. Das Unglück im Kernkraftwerk Fukushima werde nukleare Folgen für die ganze Welt haben, daher können man nicht zur Tagesordnung übergehen, so die Bundeskanzlerin. Eine solch gewaltige Naturkatastrophe wie in Japan sei in Deutschland nicht wahrscheinlich, die deutschen Kernkraftwerke seien sicher und die friedliche Nutzung der Kernenergie werde nach wie vor als Brückentechnologie benötigt. Dennoch gelte es, nach dem Reaktorunglück in Fukushima innezuhalten.
Nach dem Reaktorunglück in Fukushima muss die Lage neu analysiert werden
"Die Ereignisse in Japan lehrten uns, dass Risiken, die für absolut unwahrscheinlich gehalten wurden, doch nicht vollends unwahrscheinlich sind", sagt Bundeskanzlerin Merkel. Und aus diesem Grund müsse die Lage neu analysiert werden.
Moratorium: alle Atomanlagen in Deutschland werden überprüft
Für die im Herbst 2010 beschlossene Laufzeitverlängerung kündigt Merkel ein 3-monatiges Moratorium an. In dieser Zeit, so die Kanzlerin, sollten alle Atomanlagen in Deutschland einer umfassenden Sicherheitsprüfung unterzogen werden. Die Sicherheit der Bevölkerung sei dabei oberstes Gebot. Und auch die Menschen in Japan und deren Leid sollten bei der Diskussion um Kernenergie nicht vergessen werden.
Fukushima
9.6.2011 Angela Merkel erklärt Atomausstieg nach der Katastrophe von Fukushima
9.6.2011 | Drei Monate nach der Katastrophe in Fukushima beschließt die Bundesregierung den schrittweisen Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland bis 2022. In ihrer Regierungserklärung vom 9. Juni 2011 skizziert Bundeskanzlerin Merkel den Weg in ein neues Energiezeitalter. | Kernenergie
Epoche der Kernenergie in Originalaufnahmen
August 1945 "We don't mind about 100.000 Japs": Otto Hahn irritiert über Reaktion eines Engländers auf Hiroshima
August 1945 | Der Chemiker Otto Hahn erfährt vom Atombombenabwurf in Hiroshima als Gefangener in einem britischen Internierungslager. Dort saß er zusammen mit anderen hochrangigen deutschen Naturwissenschaftlern wie Carl Friedrich von Weizsäcker. Später erinnert er sich an diesen Moment im August 1945.
9.8.1945 / 1959 Atombombe auf Nagasaki – Fliegeroberst Cheshire erinnert sich
9.8.1945 / 1959 | Drei Tage nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima flogen drei US-Militärflugzeuge Richtung Nagasaki, morgens kurz nach vier Uhr. Eins der Flugzeuge trug eine weitere Bombe, die Plutoniumbombe "Fat Man". Ein zweites enthielt wissenschaftliche Instrumente. Das dritte war ein Begleitflugzeug mit weiteren Soldaten. Unter ihnen der englische Fliegeroberst Leonard Cheshire. Cheshire sprach auch Deutsch. Jahre später, 1959, erzählt er im Rahmen eines Radiofeatures mit dem Titel "Die Drohung" vom Einsatz über Nagasaki.
Die Bombe auf Nagasaki tötete 22.000 Menschen direkt, zehntausende starben innerhalb der nächsten Monate an den Folgen.
14.8.1947 Otto Hahn über die Entdeckung der Kernspaltung
14.8.1947 | Zuerst hatten die Chemiker Otto Hahn und Fritz Straßmann Zweifel an ihrer Entdeckung der Kernspaltung. Sie experimentierten 1938 mit Uran, dem schwersten in der Natur vorkommenden Element. Dass das Uran in zwei leichtere Atome zerfallen könnte, damit haben die Forscher nicht gerechnet – aber die Beobachtungen ließen keinen anderen Schluss zu. Hahn wurde für diese Entdeckung 1944 der Nobelpreis für Chemie zugesprochen – doch offiziell gab die Schwedische Akademie der Wissenschaften dies erst nach dem Krieg 1945 bekannt. Sie wollte Hahn nicht in die Verlegenheit bringen, den Preis ablehnen zu müssen, wozu er unter der Nazidiktatur gezwungen gewesen wäre. Zwei Jahre später schildert Hahn dem Journalisten Jobst Klinkmüller, wie er zusammen mit Lise Meitner der Atomspaltung auf die Spur kam. | Kernenergie