Man muss sich von der Vorstellung lösen, dass Antisemitismus ein normales Vorurteilssystem sei. Der Judenhass sei Teil des kulturellen Codes vieler Menschen und gehöre seit Jahrhunderten ungebrochen zum kommunikativen Gedächtnis der abendländischen Gesellschaft. Dagegen helfe oft weder Bildung noch Intelligenz.
Das sagte die Antisemitismusforscherin Professor Monika Schwarz-Friesel von der TU Berlin in einem Interview. In der SWR2 Aula belegt sie diese Sicht mit einer Vielzahl neuer Forschungsergebnisse.
Monika Schwarz-Friesel ist Antisemitismusforscherin und Kognitionswissenschaftlerin an der Technischen Universität Berlin.
SWR 2015
Gesellschaft Über Antisemitismus sprechen (1/2) – Was hilft gegen Judenhass?
Jahrzehntelange Aufklärungsarbeit hat es nicht geschafft, den Antisemitismus in Deutschland zu beseitigen. Im Gegenteil: Jüdinnen und Juden in Deutschland fühlen sich so bedroht wie niemals seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Was ist schief gelaufen?
Antisemitismus Haben die Rothschilds eine besondere Macht?
Nein – jedenfalls keine, die über die "Macht" anderer kleiner Banken hinausgeht. Die "Rothschilds" als geschlossenen Familienverbund gibt es so auch gar nicht mehr. Der Mythos Rothschild ist Bestandteil vieler antisemitischer Verschwörungstheorien. Sie stammen aus dem 19. Jahrhundert. Damals sah aber auch die Bankenwelt noch völlig anders aus als heute. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.