Vor 300 Jahren, am 2. Juli 1724, kam Friedrich Gottlieb Klopstock zur Welt. Einige von Klopstocks Dichtungen sind auch vertont worden, in Form von Liedern und Kantaten. Grund genug, einmal der Spur nachzugehen: Wie eng war das Verhältnis vom Dichter Klopstock zur Musik?
Klopstock war Musikliebhaber
Er war ein Liebhaber, aber kein Profi. Friedrich Gottlieb Klopstock bekennt sich im Alter von 43 Jahren klar zu seiner Liebe für die Musik:
Zum 300. Geburtstag des Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock: Von Popstars und Poesie, Fantum und Frühlingswürmchen
Am 2. Juli 2024 ist Friedrich Gottlieb Klopstocks 300. Geburtstag. Der Begründer der Empfindsamkeit war seinerzeit gefeiert, der Ruhm ist heute verblasst. Über einen Dichterstar.
Von klein auf mit Kirchenliedern vertraut
Eine musikalische Ausbildung während seiner Kindheit und Jugend hat er nicht gekannt; doch ist er von klein auf als frommer Kirchgänger mit Kirchenliedern vertraut. Noch mit über 30 schreibt Klopstock an seinen Vater:
Wort-Ton-Verhältnis wird immer interessanter
Obwohl selbst kein aktiver Musiker, steht Klopstock der Musik als Kunstform offen und wohlwollend gegenüber. Vor allem das häusliche Musizieren in Form von Liedern schätzt er sehr. Dabei denkt er sich auch Texte zu Melodien aus, die noch keine haben, ändert bereits vorhandene Texte ab oder wendet Texte, die ihm gefallen, auf eine andere Melodie an.
Wort und Ton, Text und Musik – ihre Gemeinsamkeiten, Schnittmengen und Unterschiede werden im Verlauf des 18. Jahrhunderts für Künstler immer interessanter und von ihnen zunehmend thematisiert: in theoretischen Schriften und in der Dichtung selbst.
Noch in seiner späten Ode „Der Bund“ schreibt Klopstock, dass eine Vereinigung von Dichtung und Musik eine Art Non-Plus-Ultra sei:
Klopstock wirbt für Vertonungen seiner Texte
Sein Leben lang wirbt Klopstock bei zeitgenössischen Komponisten darum, dass sie seine Texte doch vertonen mögen. Einige nahezu vergessene Komponisten wie Rolle, Kunzen und Knecht folgen diesem Werben, aber auch heute bekannte Musiker wie Christoph Willibald Gluck oder Carl Philipp Emanuel Bach.
Gerade Klostocks vaterländischer Gesänge bieten Anreize genug; aus den Texten lassen sich leicht signalhafte Motive oder markante Rhythmen ableiten.
Metrik als musikalische Komponente
Klopstocks Interesse an der Musik wächst während seiner Arbeit an seinem Epos „Der Messias“, für die er das komplexe Versmaß des Hexameters wählt. Klang und Metrik hängen für Klopstock eng zusammen, denn aus ihnen ergibt sich eine musikalische Komponente. „Der Messias“ wurde dann auch 1793 von Andreas Romberg vertont.
Die Musik ist für Klopstock, wie für viele seiner Zeitgenossen, sein Leben lang eine beliebte Kunstform, die vor allem dazu dient, das geistliche und das gesellige Leben aufzuwerten.
Prominensteste Klopstock-Vertonung in Mahlers Zweiter
Bis ins Jahr 1800 lassen sich 150 Vertonungen durch 45 Komponisten nachweisen. Doch schon bald nach Klopstocks Tod 1803 beginnt auch das Interesse an seinen Dichtungen nachzulassen. Immerhin: Franz Schubert komponiert 13 Sololieder nach Klopstocks Vorlagen.
Im 19. und 20. Jahrhundert gibt es nur noch vereinzelte Klopstock-Vertonungen, bei Carl Loewe etwa, Robert Schumann und Richard Strauss. Einer der Marksteine in der Klopstock-Rezeption bildet die zweite Sinfonie von Gustav Mahler. Er vertont im Finale das Gedicht „Die Auferstehung“.
Zu Klopstocks Lebzeiten konnte sich dieses als Kirchenlied konzipierte Gedicht nicht durchsetzen. Es wurde allenfalls bei Beerdigungen gesungen, geriet aber zunehmend in Vergessenheit. Erst durch Gustav Mahler, der nur die ersten zwei Strophen vertont hat und diese selbst überarbeitet, hat Friedrich Gottlieb Klopstock seinen wohl prominentesten Platz in der Musikgeschichte gewonnen.
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