Wie viel Anziehung verträgt eine Freundschaft? Wann hört die Liebe auf und wird zur Kampfzone? Johann Wolfgang von Goethe hat mit den „Wahlverwandtschaften“ einen zeitlos gültigen Roman über die Fallstricke der Liebe geschrieben.
Für Eduard und Charlotte ist es der zweite Anlauf. Nach Vernunftheiraten und dem Tod ihrer Ehepartner erneuern sie ihre Jugendliebe. Frischverheiratet ziehen sie sich aufs Land zurück, um ihr Leben zu zweit zu genießen. Fern vom gesellschaftlichen Trubel widmen sie sich der Gestaltung ihrer Parkanlagen.
Das Ende der Zweisamkeit
Schon bald kündigt sich eine Störung an. Otto, ein Jugendfreund Eduards, ist in Not geraten. Eduard lädt ihn auf sein Gut ein, um ihm unter die Arme zu greifen. Charlotte ist skeptisch, hat aber selbst ein Problem: Ihre Pflegetochter Ottilie leidet in dem Mädchenpensionat, in dem sie untergebracht ist. Kurzentschlossen wird auch Ottilie aufs Landgut verfrachtet. Man lebt zu viert, flaniert und musiziert.
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Die Tragödie nimmt ihren Lauf
Es könnte so herrlich sein. Doch allmählich entfremden sich die Eheleute voneinander und es kommt, wie es manchmal kommen muss: Eduard und Ottilie fühlen sich unwiderstehlich zueinander hingezogen, ebenso Charlotte und der Hauptmann. Die Scheidung der Eheleute wird erwogen.
Doch dann stellt sich heraus, dass eine letzte Liebesnacht von Charlotte und Eduard Folgen zeigt und eine Lösung der vertrackten Situation scheint plötzlich unmöglich. Vernunft und Konvention stehen gegen Leidenschaft, Moral gegen Liebe und was als Idylle begann, findet ein tragisches Ende.
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Johann Wolfgang von Goethe: Die Wahlverwandtschaften (1/12)
Charlotte und Eduard leben zurückgezogen auf dem Land und genießen ihre harmonische Ehe. Doch schon bald tritt eine Störung ein: Otto, ein Jugendfreund Eduards, ist in Schwierigkeiten. Eduard will ihn zu sich einladen. Charlotte ist dagegen, sie will keine Störung ihrer trauten Zweisamkeit. Eduard überredet sie, Otto eine Zeitlang bei sich aufzunehmen.
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Johann Wolfgang von Goethe: Die Wahlverwandtschaften (2/12)
Obwohl Charlotte dem Besuch des Hauptmanns erst skeptisch gegenüberstand, verstehen sich die drei blendend. Eduard und Otto kümmern sich um den Landbesitz, die Abende verbringt man zu dritt. Da kündigt sich schon ein weiterer Gast an: Ottilie, Charlottes Pflegetochter, fühlt sich im Mädchenpensionat unwohl. Sie soll Charlotte künftig als Haushälterin zur Seite stehen.
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Johann Wolfgang von Goethe: Die Wahlverwandtschaften (3/12)
Charlotte und Otto finden in der Gartengestaltung eine gemeinsame Beschäftigung und kommen sich näher. Eduard fühlt sich zu Ottilie hingezogen. Abends musizieren sie gemeinsam und entdecken überrascht, wie gut sie harmonieren.
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Johann Wolfgang von Goethe: Die Wahlverwandtschaften (4/12)
Ein Graf und eine Baronesse sind zu Besuch, die in unglücklichen Ehen verhaftet sind und eine heimliche Affäre haben. Mit wachem Blick erkennt die Baronesse, was Charlotte und Eduard sich noch nicht eingestehen: Ottilie könnte ihre Ehe empfindlich durcheinanderbringen. Doch auch Otto ist eine Gefahr.
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Johann Wolfgang von Goethe: Die Wahlverwandtschaften (5/12)
Charlotte will Otto aufgeben und hofft, ihre Ehe so wieder einrenken zu können. Doch Eduard ist nicht zu einem Verzicht auf Ottilie bereit und richtet eine überdimensionierte Geburtstagsfeier für sie aus.
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Johann Wolfgang von Goethe: Die Wahlverwandtschaften (6/12)
Otto ist abgereist. Charlotte will, dass auch Ottilie geht. Eduard widersetzt sich und reist lieber selbst ab. Ottilie ist am Boden zerstört. Noch hoffen Eduard und sie auf eine gemeinsame Zukunft. Doch dann stellt sich heraus, dass Charlotte von einer letzten Liebesnacht mit Eduard schwanger geworden ist.
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Johann Wolfgang von Goethe: Die Wahlverwandtschaften (7/12)
Ein junger Architekt hat die Arbeiten übernommen, die Eduard und Otto begonnen haben und sorgt für etwas Unterhaltung auf dem einsamen Landgut, auf dem nur Charlotte und Ottilie zurückgeblieben sind. Auf eine Rückkehr Eduards können sie kaum hoffen – er ist, entsetzt über die Nachricht von Charlottes Schwangerschaft, in den Krieg gegen Napoleon gezogen.
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Johann Wolfgang von Goethe: Die Wahlverwandtschaften (8/12)
Mit der Ruhe der beiden Frauen ist es vorbei. Luciane, Charlottes Tochter aus erster Ehe, reist zur Vorbereitung ihrer Hochzeit an. Das stille Landgut wird zum gesellschaftlichen Mittelpunkt einer feierfreudigen Gesellschaft. Ottilie glänzt wider Willen in der Darstellung der Mutter Gottes.
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Johann Wolfgang von Goethe: Die Wahlverwandtschaften (9/12)
Der Gehilfe des Mädchenpensionats, in dem Ottilie erzogen wurde, kommt zu Besuch und will um Ottilie werben. Doch die will Eduard oder keinen. Charlotte bringt einen Jungen zur Welt.
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Johann Wolfgang von Goethe: Die Wahlverwandtschaften (10/12)
Zwei Engländer, Freunde Eduards, gastieren auf dem Landgut und verwirren die beiden Frauen mit der Erzählung einer Novelle, „Die wunderlichen Nachbarskinder“, die ihnen ihre eigene unerträgliche Lage deutlich macht. Eduard ist aus dem Krieg zurück, ohne dass die Frauen davon wissen. Er versucht, Otto zu einer Verbindung mit Charlotte zu überreden.
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Johann Wolfgang von Goethe: Die Wahlverwandtschaften (11/12)
Ein schrecklicher Unfall geschieht: Ottilie, verstört von Eduards Rückkehr, lässt das Kind von Charlotte und Eduard beim Rudern ins Wasser fallen. Es ertrinkt. Ottilie schwört Eduard ab und verlässt das Gut.
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Johann Wolfgang von Goethe: Die Wahlverwandtschaften (12/12)
Eduard stöbert Ottilie auf und bringt sie zurück aufs Landgut. Dort leben sie nun zu dritt, Eduard, Charlotte und Ottilie, in zurückgezogener Stille. Ab und zu besucht sie Otto. Die Harmonie scheint wiederhergestellt, aber um den Preis der gegenseitigen Entsagung. Und trotz aller gutgemeinten Hilfe, ist Ottilie nicht zu retten.
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