Ein Außenseiter, der eine Straftat begeht und versucht, seiner Verantwortung zu entkommen: Der Wiener Comic-Künstler Franz Suess bekommt für seine Geschichte von „Jakob Neyder“ den Comicbuchpreis der Berthold Leibinger Stiftung. „Ein virtuos gezeichneter und erzählter Comic“, so das Urteil der Jury.
„Noch nie so viel Liebe beim Zeichnen verspürt“
Auf seine Weise strahlt Franz Suess vor Freude aus jedem Knopfloch. Auch wenn er an diesem Abend eigentlich einen blauen Sweater mit Reißverschluss trägt.
Doch der eher schüchtern wirkende Comic-Autor zeigt sich vor der Preisverleihung noch immer ganz elektrisiert: „Dieser Comicbuchpreis wirkt nach innen. Ganz stark. Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Liebe beim Zeichnen verspürt wie in diesen Tagen nachdem ich erfahren habe, dass ich diesen Preis krieg.“
Es ist Sichtbarkeit und Anerkennung für ein Werk, das der österreichische Comic-Autor seit Jahrzehnten konsequent verfolgt und das viel Sympathie für die Antihelden verspüren lässt.
Jakob Neyder bringt sich in Schwierigkeiten
Seine Figuren haben ihren Platz im Leben noch nicht gefunden, eine gewisse Melancholie schwebt über ihrem Alltag. Auch Jakob Neyder ist so in Franz Suess Comicgeschichte unterwegs: ein junger, grüblerischer, sensibler Typ, der auch sexuell noch auf der Suche ist.
Wegen seines Umweltengagements bringt er sich unversehens in große Schwierigkeiten bringt: „Er ist Opfer und Täter zugleich. Jemand steht mit dem Auto da mit laufendem Motor und das gefällt ihm nicht.“
Eine unnötige Umweltverschmutzung. Der Mann im Auto wird aggressiv, als Jakob sein Auto angreift. Die Situation eskaliert, es kommt zu einer bösen Tat, wie Franz Suess es beschreibt. Jakob läuft davon, erst später vermutet er, dass die Spuren seines Tuns wieder auf ihn verweisen könnten.
Bunte Farben im Kontrast zu Schwarz-weiß
Also packt er seinen kranken Hund ein und flieht zusammen mit einem Freund ins Sommerhaus der Mutter auf dem Land. Dieser Szenenwechsel wird in den wenigen Comic-Skizzen, die aktuell im Stuttgarter Literaturhaus zu sehen sind, auf Anhieb deutlich.
Während die graue, von Abgasen und Dunst geschwängerte Stadt in Schwarz-Weiß gehalten ist, hat Franz Suess für die Ereignisse auf dem Land fröhliche bunte Farben gewählt. Unabhängig davon ist seine Handschrift unverkennbar.
Emotionen spielen sich im Gesicht ab
Es sind kratzige, raue Zeichnungen, die sich auf die Gesichter konzentrieren: „Was mich motiviert zu zeichnen, sind die Emotionen. Ich möchte so präzise wie möglich das Innenleben in den Gesichtern der Leute darstellen.“
Besonders markant und typisch für Franz Suess sind die Augen: große schwarze Pupillen. „Die Augen sind wahnsinnig wichtig in der Kommunikation. Wenn man sich an einen Menschen erinnert, erinnert man sich nie an seitliche Augen, sondern an Augen von vorne.“
Comic-Zeichnen macht glücklich
Die Geschichte von Jakob Neyder scheint kein gutes Ende zu nehmen, denn die Flucht aufs Land kann Schuld und Scham für das begangene Unrecht nur vorübergehend verdrängen.
Ende des Jahres will der Wiener Comic-Künstler sein Projekt abgeschlossen haben. Mit dem Illustrieren von Bilderbüchern hat er vor langer Zeit angefangen. Dass er jemals als Comicbuch-Preisträger auf der Bühne stehen würde, das war damals undenkbar: „Vor 15 Jahren habe ich noch nicht gewusst, dass mich Comic-Zeichnen so glücklich machen wird.“
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