Der neue US-Vize-Präsidentschaftskandidat Tim Walz hat sie, Donald Trump ebenfalls und Elvis Presley auch, er wusste nur zeitlebens nichts davon: Wurzeln ins heutige Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.
Die Geschichte der USA ist auch eine Geschichte der Einwanderung: In den vergangenen Jahrhunderten kamen massenhaft Menschen aus Europa in die sogenannte „neue Welt“, um hier ihr Glück zu finden – viele davon aus dem deutschen Südwesten.
So etwa auch die Vorfahren des Running Mate von Kamala Harris, Tim Walz, dessen Ur-Ur-Großvater Sebastian Walz 1867 aus dem badischen Kuppenheim in die Staaten ausgewandert sein soll.
Doch es gibt weit mehr US-Politiker und -Promis, deren Wurzeln im deutschen Südwesten liegen. Fünf von ihnen stellen wir vor.
Meryl Streep
Donald Trump
Barack Obama
Elvis Presley
Nicolas Cage
Meryl Streep
Nicht nur Tim Walz hat Vorfahren, die aus dem Nordschwarzwald stammen. Die Ur-Ur-Großeltern von Meryl Streep väterlicherseits stammen aus Loffenau, einem 2.000 Einwohner zählenden Bergdorf, das nur knapp 20 Kilometer von Kuppenheim entfernt liegt.
Der Ur-Ur-Großvater der Hollywood-Schauspielerin Gottfried Streeb wandert Mitte des 19. Jahrhunderts nach Amerika aus, in der neuen Heimat wird dann aus Streeb (badisch gesprochen: Schdreeb) der Nachname Streep. 1851 heiratet er in New York eine ebenfalls gebürtige Loffenauerin, nämlich Christina Rosina Zeltmann. Beides, Streeb und Zeltmann, sind bis heute geläufige Loffenauer Nachnamen.
Warum genau die Vorfahren von Meryl Streep um die Mitte des 19. Jahrhunderts aus Loffenau auswandern, ist nicht überliefert. Doch sind wirtschaftliche Not, Missernten, Hunger, Krieg und politische Unruhen im deutschen Südwesten Mitte des 19. Jahrhunderts weit verbreitet. Ein neues Leben in Amerika scheint für viele verlockend.
Aus Streeb wird Streep Was die Hollywood-Schauspielerin Meryl Streep mit einem Dorf im Schwarzwald zu tun hat
Oscar-Preisträgerin Meryl Streep ist ab 27. August wieder in „Only Murders in the Building” auf Disney+ zu sehen. Was jedoch kaum einer weiß: Ihre Wurzeln liegen im Schwarzwald.
„Besonders zur Mitte des 19. Jahrhunderts waren die deutschen Staaten klassische Auswanderungsländer. Eine Abwanderung konnte religiös, ökonomisch, politisch oder ganz individuell begründet sein“, schreiben etwa Rainer Brüning und Peter Exner in „Wege aus der Armut. Baden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts“.
Donald Trump
Gemeinsam mit Kamala Harris zieht Tim Walz gegen den republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump in den Wahlkampf. Rund 100 Kilometer Strecke trennen die beiden Ortschaften, aus denen die Vorfahren von Walz und Trump stammen.
Denn auch Donald Trumps Wurzeln liegen im Südwesten. Genauer: In Kallstadt in der Pfalz. Und der beschauliche Pfälzer Weinort, der etwa 1.300 Einwohner beherbergt, hat noch einen zweiten berühmten Sohn: Er ist nicht nur die ehemalige Heimat der Großeltern von Donald Trump, sondern auch jener der Großeltern von Heinz-Ketchup-Gründer Henry John Heinz.
So sehr Donald Trump in seinem Wahlkampf Stimmung gegen illegale Einwanderer macht, so sehr erstaunt der Blick in seine eigene Familiengeschichte. Denn Friedrich Trump (später nannte er sich Frederick), sein Großvater väterlicherseits, wandert Ende des 19. Jahrhunderts mit 16 Jahren selbst illegal aus dem damals zu Bayern gehörenden pfälzischen Kallstadt aus – und drückt sich damit vor dem Militärdienst.
In Amerika versucht der gelernte Friseur sein Glück unter anderem als Betreiber eines Restaurants im Rotlichtbezirk von Seattle, bevor er als Hotel- und Gaststättenbesitzer an Goldschürfern verdient und damit ein reicher Mann wird.
Als Frederick Trump Anfang des 20. Jahrhunderts nach Kallstadt zurückkehrt und 1902 die elf Jahre jüngere Nachbarstochter Elizabeth Christ heiratet, darf er aber nicht bleiben. Trumps Wiedereinbürgerungsgesuch wird abgewiesen. 1905 werden die Trumps endgültig ausgewiesen. 1918 stirbt er mit nur 50 Jahren, seine Witwe Elisabeth gründet ein Immobilienunternehmen, das der Vater von Donald Trump schließlich zur Blüte bringt.
Übrigens verstrickt sich der ehemalige US-Präsident immer wieder in Widersprüche, wenn es um die Herkunft seiner Vorfahren geht: So behauptete Donald Trump in der Vergangenheit etwa, sein Vater sei in Deutschland geboren – oder er sei gebürtiger Schwede.
Barack Obama
Die Wurzeln von Ex-Präsident Barack Obama werden ausgerechnet vonseiten Donald Trumps immer wieder laut thematisiert. Etliche Verschwörungstheorien kursieren um seine Herkunft.
Der auf der US-Insel Hawaii geborene Politiker ist Sohn eines Kenianers und einer Amerikanerin – deren Herkunft sich wiederum wie ein Best-Of amerikanischer Einwanderungsgeschichte liest: Sie hat sowohl irische, britische, schweizerische als auch deutsche Vorfahren. Genauer: schwäbische.
Das behaupten zumindest amerikanische Ahnenforscher. Doch die schwäbischen Wurzeln des US-Demokraten sind nicht gänzlich sicher.
1750 soll sein Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater Johann Conrad Wölflin von Beutelsbach aus nach Amerika ausgewandert sein. 1729 in Besigheim geboren und aufgewachsen in Beutelsbach, segelt Johann Conrad Wölflin wohl auf der „Patience“ nach Amerika, seinen Nachnamen ändert er dort in Wolfley. 1756 heiratet er schließlich in Pennsylvania Anna Catherine Schockey und bekommt mit ihr sechs Kinder, darunter auch Ludwig Lewis Wolfley, der Obamas Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater sein soll.
Elvis Presley
Elvis Presley, der selbst Ende der 50-Jahre für eineinhalb Jahre als Soldat im mittelhessischen Friedberg stationiert war, dachte sein Leben lang, er habe schottisch-irische Wurzeln.
Rund 150 Kilometer südlich von Friedberg entfernt befindet sich die Gemeinde Hochstadt an der Weinstraße – der Ort, aus dem der Winzer Johann Valentin Pressler stammt. Als protestantischer Glaubensflüchtling kommt er in der Zeit der gewaltvollen Rekatholisiserung über London 1709 nach Amerika.
In der neuen Heimat – das Muster kommt einem bekannt vor – ändert er seinen Namen von Pressler zu Presley.
Er soll einer der Vorfahren des King of Rock'n'Roll sein. So zumindest das Ergebnis der Recherchen von Donald W. Presley, Elvis-Cousin und Historiker.
Gemeinsam mit Edwin C. Dunn hat er das Buch „The Rhineland to Graceland“ geschrieben. Ein DNA-Test bestätigt die Verwandtschaft der pfälzischen Pressler- mit der amerikanischen Presley-Familie – und damit die Verbindung von Elvis Presley und Rheinland-Pfalz.
Übrigens liegt Hochstadt nur 40 Kilometer entfernt von Kallstadt, und damit nicht weit weg von dem Heimatdorf der Trump-Großeltern.
Nicolas Cage
Auch die Wurzeln von Nicolas Cage liegen in Rheinland-Pfalz – und zwar an der Mosel. Und anders als andere US-Prominente muss der Hollywood-Schauspieler gar nicht besonders weit zurück blicken, um seine deutsche Herkunft zu rekonstruieren, denn seine Großmutter stammt aus der Nähe der Kreisstadt Cochem an der Mosel. Er selbst hat sie als Kind dort besucht.
In einem Radiointerview sagte Cage einmal über Besuche bei seiner Oma: „Als Kind war ich bei ihr und habe da viel von der deutschen Sprache gehört und erinnere mich an einiges, zum Beispiel „guck mal“ ich weiß zwar nicht mehr, was es bedeutet, aber ich will es lernen.“
Cage, der eigentlich Nicolas Kim Coppola heißt, hat neben den deutschen Wurzeln mütterlicherseits auch italienische Vorfahren. Seine Mutter, die amerikanische Tänzerin und Choreografin Joy Vogelsang, war von 1960 bis 1976 mit August Coppola, dem Bruder des Regisseurs Francis Ford Coppola, verheiratet. Als sich seine Eltern trennten, war Nicolas zwölf Jahre alt. Er wuchs bei seinem Vater auf.
Die Faszination für seine deutsche Herkunft scheint er jedoch nie verloren zu haben. Als er 2006 mit Schloss Neidstein in der Oberpfalz ein Anwesen erwirbt, sagt er im Interview, er werde nun fleißig Deutsch lernen, denn er fände die Sprache „irgendwie sexy“.
Allerdings hält die Idee, dieses deutsche Erbe wieder aufleben zu lassen, offenbar nicht lange: Drei Jahre später verkauft Cage das Anwesen in Deutschland wieder.
Größte Einwanderergruppe kommt aus Deutschland
Nicolas Cage, Barack Obama und Meryl Streep sind nicht allein. Viele weitere US-Promis haben Wurzeln in Deutschland.
So etwa Bruce Willis, der als Sohn eines amerikanischen Soldaten und einer Mutter aus Hessen in Idar-Oberstein geboren ist, Leonardo DiCaprio, dessen Mutter aus Oer-Erkenschwick in Nordrhein-Westfalen kommt oder auch Sandra Bullock, die als Tochter der deutschen Opernsängerin Helga Meyer ihre Kindheit in Nürnberg verbracht hat und bis heute mit einem fränkischen Deutsch Akzent spricht.
40 bis 60 Millionen US-Amerikaner*innen geben heute an, eine deutsche Herkunftsgeschichte zu haben. Damit sind sie die größte Einwanderergruppe in den USA.