Die Stadt Speyer eröffnet in diesem Jahr den bundesweiten „Tag des offenen Denkmals“. Die Stadt lockt mit einer spannenden Mischung aus Denkmalen – und hat mehr zu bieten als nur den Dom.
Der Tag des offenen Denkmals wird seit 1993 von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz bundesweit koordiniert. Seit 1998 wird der Tag am zweiten Sonntag im September in wechselnden Städten feierlich eröffnet. In diesem Jahr ist am 8. September die Stadt Speyer Ausrichter.
Und Speyer hat so Einiges zu bieten: Die Stadt am Rhein ist eine der ältesten Städte Deutschlands, hier finden sich noch viele Spuren ihrer bewegten Vergangenheit.
Über 420 Einzeldenkmale in der Stadt
Der Dom zu Speyer ist ein Besuchermagnet für Besucher*innen aus der ganzen Welt – die größte romanische Kirche weltweit ist UNESCO-Welterbestätte. Aber auch darüber hinaus gibt es jede Menge Denkmale, die sich zu besuchen lohnen.
Ingesamt 420 geschützte Einzeldenkmale und darüber hinaus noch Natur- und Bodendenkmale machen die besondere Denkmalstruktur der Stadt aus, damit erklärte auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, warum die Stadt Speyer in diesem Jahr den „Tag des offenen Denkmals“ eröffnet. Eine spannende Mischung: kirchliche, jüdische und profane Denkmale.
„Judenhof“ in Speyer (UNESCO-Welterbe)
Auch die SchUM-Stätte („Judenhof“) in Speyer als Teil des jüdischen Erbes mit Worms und Mainz ist Welterbe. Im Zentrum des ehemaligen Judenviertels ist ein Ritualbad mit einem zehn Meter tiefen Badeschacht aus der Zeit um 1120 erhalten geblieben.
Weltkulturerbe SchUM-Städte: Eine Würdigung jüdischen Lebens am Rhein
Die sogenannte Mikwe ist die älteste erhaltene ihrer Art in Europa. Das Ritualbad und die Anlagen waren für die Juden in Speyer bis zur Auflösung der Gemeinde im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts ein zentraler Ort.
Wer sich hinunter zu dem Becken begibt, gelangt durch ein romansiches Portal in einen Vorraum, dort findet sich auch noch ein Umkleideraum mit steinernen Bänken. Seit den 1960ern wurden hier Ausgrabungen vorgenommen, seitdem wird das jüdische Erbe kontinuierlich gesichert und bewahrt.
2010 eröffnete am Eingang zum „Judenhof“ das Museum SchPIRA. Dort werden Relikte und Ausgrabungsergebnisse der jüdischen mittelalterlichen Geschichte und Grabsteine aus dem 12. bis zum 15. Jahrhundert gezeigt.
Speyer ist die einzige Stadt Deutschlands mit einem christlichen und einem jüdischen Weltkulturerbe.
Öffnungszeiten April bis Oktober: Montag bis Sonntag 10:00 - 17:00 Uhr
Öffnungszeiten am Tag des Denkmals: 10:00 - 17:00 Uhr
Begleitprogramm: Kletzmer Konzert um 13:30 und 15:30 Uhr; Führungen durch den Judenhof von 11 Uhr bis 15 Uhr, je zur vollen Stunde
Altpörtel: Das ehemalige Tor zur Stadt
Mit Superlativen geht es weiter: Wer sich auf einen Stadtrundgang begeben will, startet idealerweise am Altpörtel, dem ehemaligen westlichen Haupttor der Stadt.
Mit 55 Metern Höhe ist das Gebäude das höchste Stadttor Deutschlands. Wer die 154 Stufen des Altpörtels erklimmt, wird bei gutem Wetter mit einem Blick bis Heidelberg oder dem Pfälzerwald belohnt.
Begleitprogramm am Tag des Denkmals: Fünf Führungen zwischen 12 und 16 Uhr je zur vollen Stunde, um eine Anmeldung online über die Tourist-Info wird gebeten.
Der Turm wurde im 13. Jahrhundert errichtet, 1511 wurde dem Torturm ein weiteres Geschoss mit Galerie und das steile Walmdach aufgesetzt. Bis ins 19. Jahrhundert wurde er auch als Gefängnis genutzt. Ursprünglich gab es 68 Mauer- und Tortürme in der Stadt.
Gedächtniskirche „Retscherkirche“: Der höchste Kirchturm der Pfalz
Wer vom Altpörtel weiter Richtung Dom oder Rhein schlendert, der gelangt schnell an die protestantische Gedächtniskirche, auch „Retscherkirche“ genannt. Mit knapp hundert Metern Höhe hat sie heute den höchsten Kirchturm der Pfalz.
Die Retscherkirche ist eine unversehrt erhaltene neugotische Großkirche mit 36 farbig gestalteten Glasfenstern, die zwischen 1891 und 1904 erbaut, der preußische Kaiser Wilhelm II war ihr Stifter – in Erinnerung an die Protestaktion, die im Jahr 1529 auf dem Reichstag zu Speyer stattfand. Dabei forderten Fürsten und Bevollmächtigte von vierzehn Reichsstädten, dass der evangelische Glauben sich weiterhin ungehindert ausbreiten kann.
Mit Retscher wird die Ruine eines gotischen Stadthauses in der historischen Altstadt von Speyer bezeichnet. Der Name „Retscherkirche“ bezieht sich auf die Tradition des Ortes. Ursprünglich sollte die Kirche hier errichtet werden, weil man zu der Zeit glaubte, die Protestation zu Speyer hätte 1529 im Retscher stattgefunden.
Öffnungszeiten am Tag des Denkmals 10 bis 17 Uhr Begleitprogramm: 11 Uhr Gottesdienst mit Band, 14 bis 17 Uhr Turmbesteigungen
Historisches Museum der Pfalz Speyer
Welche Rolle Speyer in der Geschichte von Rheinland-Pfalz spielt und auf welch bewegte Zeiten die Pfalz zurückblickt, können Interessierte im Historischen Museum der Pfalz direkt am Dom ergründen.
Auf einer Gesamtausstellungsfläche von knapp 7.500 Quadratmetern werden Exponate von der Steinzeit bis zur Gegenwart gezeigt. Das Gebäude ist von 1910.
Öffnungszeiten am Tag des Denkmals: 10 bis 18 Uhr
Das Museum hat noch einen zweiten Standort: In der Alten Baumwollspinnerei sind unter anderem Depots und die Werkstätten des Historischen Museums der Pfalz untergebracht. Die Spinnerei musste ihre Produktion im Jahr 1967 einstellen.
Seit knapp zehn Jahren ist die Stiftung Historisches Museum der Pfalz die alleinige Eigentümerin des seit 1985 als Industriedenkmal ausgewiesenen Gebäudes, dessen Bau 1889 begann. Ende des 19. Jahrhunderts war die Baumwollspinnerei mit 223 Arbeitskräften das zweitgrößte Unternehmen in Speyer.
Öffnungszeiten am Tag des Denkmals: 11 bis 17 Uhr
Maximilianstraße 99: Lebensader der Stadt
Und nicht nur München hat eine berühmte Maximilianstraße – In Speyer ist die Straße sozusagen die Lebensader, hier reiht sich eine Sehenswürdigkeit an die nächste, besonders eindrucksvoll sind die vielen historischen Barock- und Rokoko-Prachtbauten.
Die Hausnummer 99 ist auch Kulturdenkmal: Früher war es ein Verwaltungsgebäude. Inzwischen hat es sich zu einer Art kleinem Kulturtempel entwickelt.
Unter anderem gibt es hier die Sophie de la Roche Stube, das an die erste Berufsschriftstellerin erinnert, die in dem Haus ab 1780 für sechs Jahre lebte. Außerdem beherbergt das Haus eine Galerie und ein Antiquariat.
Öffnungszeiten am Tag des Denkmals 11 bis 17 Uhr Begleitprogramm: Ausstellung „Wahr-Zeichen: Fakt oder Fake“, die das Publikum einlädt, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, welcher Wahrheitsgehalt in Denkmalen steckt und wie sie sich in einer Welt voller Fake News in ihrer Beständigkeit behaupten können.
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