Besonders Einheimische auf den Kanarischen Inseln und Mallorca leiden unter dem Massentourismus, der die Lebensqualität einschränkt. Seit April häufen sich ihre Proteste.
Wem gehört die „Instagram-Bucht“?
„Ocupem les nostres platges“ (Wir besetzen unsere Strände) – Mit solchen Slogans protestierten rund 300 Einheimische auf Mallorca gegen den Massentourismus. Sie wählten dafür die Bucht „Caló des Moro“, die sogenannte „Instagram-Bucht“ im Südosten der Insel. Mit ihrem türkisfarbenen Wasser ist sie eine beliebte Kulisse für Selfies und Co.
Mit Alkoholverbot und anderen Maßnahmen die Exzesse eindämmen
Der Grund auch früherer Proteste: Einheimische klagen über eine sinkende Lebensqualität. Der Bürgermeister der Inselhauptstadt Jaime Martínez kündigte Ende Mai an, unter anderem die Zahl der Urlauber und der Kreuzfahrtschiffe zu begrenzen. In Partyzonen auf Mallorca und Ibiza, etwa am „Ballermann“, darf man seit Kurzem auf offener Straße und am Strand keinen Alkohol mehr trinken.
Verzweiflung führt sogar zum Hungerstreik
Vor allem in Spanien formieren sich zunehmend Bewegungen gegen den „Overtourism“. Es geht ihnen dabei auch um die schleichende Umweltzerstörung. Auf den Kanarischen Inseln, die offiziell zu Spanien gehören, kommen in der Urlaubszeit auf jeden Einwohner im Schnitt etwa acht Touristen. Hier wird zurzeit eine Ökosteuer für den Besuch der Nationalparks diskutiert.
Selbst eine Eintrittsgebühr ändert nichts?
Seit Ende April verlangt Venedig von Tagesbesuchern eine Eintrittsgebühr von fünf Euro. Das schreckte die Touristen allerdings in der 29-tägigen Testphase nicht ab. Den Historiker Valentin Groebner wundert das nicht: Die Gebühr hält er für zu niedrig. Der Tourismus sei immer zerstörerisch und schädlich, sagt er in SWR Kultur.
Der Unmut bahnt sich weiter seinen Weg: Für Ende Juli ist auf Mallorca die nächste Großdemo gegen die Auswirkungen des Massentourismus angekündigt.
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