Ein rechtsradikaler Attentäter erschoss am 19. Februar 2020 in der hessischen Stadt Hanau gezielt Menschen mit migrantischen Biografien. Er tötete neun Personen, verletzte sechs und erschoss anschließend seine Mutter und sich selbst. Wie wird in Deutschland ein Jahr nach der rassistischen Gewalttat der Opfer gedacht?
#Saytheirnames: Den Opfern einen Namen geben
Said Nesar Hashemi ist in Hanau geboren und aufgewachsen. Sie seien keine Fremden gewesen, sagt seine Schwester. Bei dem Anschlag wird Said Nesar getötet, sein Bruder Said Etris schwer verletzt. In SWR2 spricht er über die Zeit danach und was sich für ihn geändert hat.
Leben Der Hanauer Anschlag - Das Jahr danach
Hans Rubinich hat Angehörige der Opfer besucht, die alle schon sehr lange in Hanau leben und arbeiten, sprach mit dem Opferbeauftragten und dem Oberbürgermeister.
Hat Hanau unsere Erinnerungskultur verändert?
Die Terroranschläge von Hanau hätten gezeigt, dass sich der gesellschaftliche Umgang mit den Opfern rechtsextremistischer Morde verändert habe, sagt die Regisseurin Mala Reinhardt in SWR2. Die Namen der neun Ermordeten seien sehr schnell publik geworden: „Sie wurden als Individuen anerkannt“.
In ihrem Dokumentarfilm „Der zweite Anschlag“ von 2018 lässt Reinhardt Angehörige von Opfern der rechtsextremistischen Morde des NSU und des Brandanschlags von Mölln von 1992 zu Wort kommen.
Rechtsextremistische Gewalt in Deutschland
Die rassistischen Morde von Hanau stehen in einer langen Kette rechtsradikaler Gewaltttaten in Deutschland, die vom Ende des zweiten Weltkriegs bis in die Gegenwart reicht, darunter der Anschlag in Halle, der Mord an Walter Lübcke, der NSU-Terror, das Attentat auf das Oktoberfest 1980.
Extremismus Rechtsterrorismus in Deutschland – Von der Nachkriegszeit bis heute
Am Jahrestag des rechtsextremen Anschlags in Hanau mit neun Opfern fragen viele, ob Staat und Gesellschaft Nazi-Terror lange verharmlost haben. Ein Blick in die Geschichte Deutschlands zeigt: ja.
SWR2 Wissen zeichnet diese Gewaltspirale nach und zeigt: Der deutsche Staat und die Gesellschaft haben den rechtsextremen Terror viel zu lange verharmlost.
Debatte über Rassismus und kulturelle Vielfalt
Während das Problembewusstsein von Institutionen und Gesellschaft gegenüber rechtsextremistischen Gewalttaten in Deutschland zunimmt, setzen sich zivilgesellschaftliche Akteur*innen dafür ein, strukturellen Rassismus als Grundproblem von rechtsextremistischer Gewalt zu erkennen.
Das Frankfurter Literaturhaus veranstaltet anlässlich des Gedenktages das Festival „Wir sind hier“, bei dem prominente Autor*innen und Journalist*innen wie Deniz Utlu, Alice Hasters, Hengameh Yaghoobifarah oder Ronya Othmann über ihre Erfahrungen mit kultureller Diversität und Rassismus diskutieren.
Rechtsextremismus in Deutschland
ARD Radio Kulturnacht Saal 101 – Dokumentarhörspiel zum NSU-Prozess in 24 Teilen
Das Hörspiel basiert auf einer Sammlung von Protokollen der ARD-Gerichtsreporter und eröffnet ein facettenreiches und differenziertes Bild des NSU-Prozesses jenseits der Schlagzeilen.
Mehr zur Rassismus-Debatte
Zeitgenossen Alice Hasters: Alltagsrassismus besteht aus Mikro-Aggressionen
„Rassismus wird man nicht los, nur weil man behauptet, nicht rassistisch zu sein“, sagt die Journalistin und Podcasterin Alice Hasters. Als Schwarze Frau in Deutschland hat die gebürtige Kölnerin diverse Erfahrungen mit Alltagsrassismus gemacht - und darüber geschrieben und gesprochen.