Das Wichtigste, was Alexey Nawalny seinen russischen Landsleuten beibringen wollte, war die Furchtlosigkeit, sagt Christine Hamel Russlandexpertin beim Bayerischen Rundfunk.
Nawalny war die Furchtlosigkeit in Person
„Nawalny wusste, dass das Regime auf Angst und Repressionen setzt“ und „er wollte es an dieser Stelle brechen“, sagt Hamel in SWR2. Er war zielstrebig, pointiert und eloquent, sagt Christina Hamel, und kannte sich in der russischen Verfassung sehr gut aus.
Der Jurist habe so das Regime in seiner gesamten Absurdität immer wieder entlarven können.
Mit Liebe das Böse bekämpfen
Über seine Anwälte hatte Nawalny immer wieder Botschaften aus dem Gefängnis hinaus geschleust. Nawalny habe nicht das „raue, männliche, gewalttätige Russland“, so die Russlandexpertin, sondern auch „das Liebende“.
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Er habe sich aus dem Gefängnis heraus offen zu seiner Frau und seinen Kindern gewandt, und habe viel über Liebe gesprochen. „Mit Liebe wollte er das Böse, das dieses Regime verkörpert besiegen.“
Der aktive Freiheitskampf geht weiter
Mit dem Tod Alexey Nawalnys verliere Russland eine der wichtigsten Stimmen der Opposition. Aber ob er durch seinen Tod zum Märtyrer werde, möchte Christina Hamel so nicht voraussagen.
„Nawalny selbst hat sich immer wieder gegen diese sakrale Einordnung gewehrt. Wenn sie mich umbringen, dann bedeutet dies, dass wir sehr stark sind, und sie so große Angst vor uns haben“.
Es gehe vielmehr um Freiheitskämpfer und um einen aktiven Kampf, um das Regime in Russland zu Fall zu bringen, so Hamel. Es könnte allerdings auch sein, dass sich der heutige Tag als Wende innerhalb Russlands entpuppe, denn nun sei „es so offensichtlich was passiert“, und man sich deshalb „nochmal entscheiden müsse, auf welcher Seite man steht“.
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Das Buch wird als politisches Vermächtnis gesehen, besonders für Oppositionelle im Exil, obwohl es in Russland selbst nicht erhältlich ist.
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