Naturkundemuseum Reutlingen

„Zurück in die Zukunft“ – Einzigartige Fotografien wilder Honigbienen in Reutlingen

Stand
Autor/in
Tobias Ignée

Fotos von wilden Honigbienen zeigt das Naturkundemuseum Reutlingen. Der Fotograf Ingo Arndt nahm die spektakulären Aufnahmen auf der Schwäbischen Alb und in einer Baumhöhle im eigenen Garten auf – einzigartige Bilder, die Einblicke in ein mehrere Millionen Jahre altes funktionierendes Ökosystem geben.

Bienenstock im Garten angesiedelt

Eine einzelne Biene fliegt, angestrahlt von der Morgensonne, eine Baumhöhle an. Ihre Nestgenossinnen sitzen dicht gedrängt rund um den Eingang der Höhle und weisen der Nachzüglerin mit Duftstoffen den Weg.

Das Bild verrät die Perspektive, von der aus Ingo Arndt die Szenerie fotografiert hat: vom Inneren der Höhle. Dazu ist er aber nicht auf den Baum geklettert, sondern hat einen Baumstamm aus dem Steigerwald in seinem Garten im hessischen Ort Schlüchtern aufgestellt – eine verlassene Specht-Höhle.

Unterstützung von der Uni Würzburg

Mit Hilfe von Wissenschaftler*innen der Uni Würzburg gelang es, im Innern der Höhle eine Bienenkönigin zu platzieren. „Das merkt das Bienenvolk, wenn man es davor auskippt, dass in dieser Höhle die Königin sitzt und siedeln sich darin an“, sagt Arndt.   

Durch ein 30 Zentimeter großes Loch im Baumstamm hat Ingo Arndt zwei Jahre lang die wild lebenden Honigbienen mit der Kamera beobachtet. Herausgekommen sind spektakuläre Bilder.

Bauketten – Ein hochkomplexes Zusammenspiel

Zum Beispiel wenn die Bienen sogenannte Bauketten bilden. Auf den ersten Blick sieht das aus wie ein wilder Haufen schlafender Bienen.

Zurück in die Zukunft - Honigbienen im Wald. Fotografien von Ingo Arndt
Honigbienen bilden Ketten, um die Königin zu schützen und um die Höhle zu klimatisieren.

Bei genauerem Betrachten sieht man allerdings, wie sich die Bienen mit ihren Fühlern und Beinen ineinander verhaken und lange Ketten bilden. Ein hochkomplexes Zusammenspiel, das sich so nur bei den Honigbienen beobachten lässt und nicht bei domestizierten Bienenvölkern.

„In der Naturhöhle spielen diese Bauketten eine große Rolle“, so Ingo Arndt. „Damit wird an der Decke eine Traube gebildet, wo die Königin geschützt wird, wo die Waben gebaut werden und später werden Zwischenböden aus Bienenleibern gebildet, um die Höhle zu verkleinern, damit die Bienen mit ihrer Flugmuskulatur nicht so viel Volumen heizen müssen.“

 Wie Bienen sich gegen eine Hornisse wehren

Die Bauketten dienen nicht nur der Klimatisierung der Baumhöhle, sondern auch ihrer Verteidigung. So zeigt ein Foto wie eine Hornisse – neben dem Bären eine der natürlichen Feinde der Honigbiene im Wald – unschädlich gemacht wird.

Zurück in die Zukunft - Honigbienen im Wald. Fotografien von Ingo Arndt
Honigbienen eliminieren eine Hornisse, indem sie sie überhitzen – eine Verhaltensweise, die der Naturfotograf Ingo Arndt erstmals dokumentieren konnte.

In der Bildmitte die große Hornisse, ihr Körper wird von den Bienenkörpern umhüllt. Sie wird nicht gebissen oder gestochen, die Bienen erhöhen einfach nur ihre Körpertemperatur. Die Hornisse stirbt an Überhitzung und Sauerstoffmangel.

Ein mehrere Millionen Jahre altes Ökosystem

Auch dies eine Verhaltensweise, die der Naturfotograf Ingo Arndt erstmals dokumentieren konnte. Um überhaupt solche Bilder von den Bienen zu bekommen, musste Arndt mit einigen Tricks arbeiten – sowohl bei seinen Fotoshootings auf der Schwäbischen Alb als auch in der Baumhöhle im Garten.  

Zurück in die Zukunft - Honigbienen im Wald. Fotografien von Ingo Arndt
„Bienen sind so schnell, dass sie bei Verwendung von natürlichem Licht unscharf sind.“: Ingo Arndt muss mit einigen Tricks arbeiten.

Dennoch sind Ingo Arndt einzigartige Bilder gelungen, die Einblicke in ein mehrere Millionen Jahre altes funktionierendes Ökosystem geben.

Erkenntnisse für die Wissenschaft?

So sieht man etwa auf einem Foto einen winzigen Bücherskorpion mit Stacheln auf den Scheren, der die Baumhöhle als Lebensraum nutzt. Auf seinem Speiseplan steht die für die Biene gefährliche Varroamilbe.

Der Forschung und der Imkerei geben die über 40 Fotografien viele neue Einsichten. Zeigen sie doch auch, wie widerstandsfähig die wilde Honigbiene gegenüber der domestizierten ist. „Ich habe einfach nur fotografiert, was ich beobachtet habe. Die Schlüsse daraus sollen die Wissenschaftler und die Imker selbst ziehen. Ich möchte da keinen missionieren.“

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Tobias Ignée