Das Theaterstück „Sommergäste“ von Maxim Gorki löste bei seiner Uraufführung 1904 einen Skandal aus, weil es die bourgeoise Lebenseinstellung radikal kritisierte. Der Autor Dietmar Dath schrieb für das Theater Basel nun eine Neufassung des Stücks. Er findet, das Bürgertum sei heute in einer noch prekäreren Situation als am Vorabend der Russischen Revolution.
Paradoxe Situationen eines neuen Bürgertums
„Der Witz ist der, dass die Menschen, die sich damals als Aufsteiger sahen, jetzt als Absteiger empfinden“, sagt Dietmar Dath über den heutigen Zustand des Bürgertums. Aus den akademischen Berufen bei Gorki, etwa Ärzte oder Schriftsteller, seien IT-Sicherheitsberater oder Verlagslektoren geworden.
Anders als in der historischen Vorlage würden diese Menschen heute keine geistige Unabhängigkeit mehr mit ihrem Beruf verbinden. Daraus entstünde die paradoxe Situation, dass man eine Momentaufnahme von einer ganz ähnlichen Menschengruppe machen könnte. Der Unterschied liegt laut Dath darin, dass es eine Vision von einer gerechteren Welt heute nicht mehr in der Form gebe, wie es damals am Vorabend der Oktoberrevolution der Fall war.
Lachen als Ausweg aus der Krise
„Du hast also verzagtere Leute in ähnlicher Stellung, die genauso viel labern, aber sie haben keinen Grund mehr zur Hoffnung und das ist selbstverständlich eine Vorlage für etwas sehr Lustiges“, meint der Autor. Er wolle mit seiner Überschreibung weniger auf Psychologie setzen, sondern auf Witze, Verletzung und anderes bruchstückartiges, plötzliches Geschehen.
Lachen, so Dath, ist aus einer Angst geboren. Man könne mit dem Lachen die Angst vor dem Abstieg verlieren. Das Strampeln und Kämpfen der Figuren sei etwas, in dem das Publikum sich wiederentdecken könne.