Nach sechs Jahren als Schauspieldirektorin am Badischen Staatstheater Karlsruhe verlässt Anna Bergmann das Haus. Eine Zeit, in der sie sich vehement für mehr Frauen im Theater eingesetzt hat. Berg engagierte von Beginn an ausschließlich Regisseurinnen, förderte Autorinnen und setzte sich für gleiche Arbeitsbedingungen und Bezahlung von Schauspielerinnen ein.
Reichweite bis nach Übersee
Das stieß nicht nur auf Gegenliebe: „Es wurde gemunkelt, sie wolle einen Feminat aufbauen, und sie wäre eine Männerhasserin, und Männer würden jetzt ganz schrecklich benachteiligt werden“, sagt SWR-Theaterexpertin Marie–Dominique Wetzel bei SWR Kultur. „Es gab natürlich aber auch viel Lob, und sie hat es mit dieser Nachricht, mit dieser Ankündigung und mit dieser Mission auch bis in die New York Times geschafft.“
Zeitgenossen Anna Bergmann: „Als Regisseurin mache ich die Ansagen“
Anna Bergmann ist 2018 mit dem Ziel angetreten, die patriarchalen Strukturen am Theater aufzubrechen. Die 43-Jährige hat als erste Schauspieldirektorin am Badischen Staatstheater bundesweit für Aufsehen gesorgt, als sie für eine komplette Spielzeit ausschließlich Regisseurinnen verpflichtet hat.
Gute Inszenierungen mit inbegriffen
Während der Führungskrise um Generalintendant Peter Spuhler, der Bergmann nach Karlsruhe geholt hatte, distanzierte sie sich von ihm und trieb den Reformprozess mit offener Kommunikation voran. Macht dürfe nicht konzentriert werden, war dabei ihr Credo.
Ihre erfolgreichen Inszenierungen wie „Szenen einer Ehe“ und „Romeo und Julia“ hinterlassen eine Lücke. SWR Theaterexpertin Marie-Dominique Wetzel bilanziert: „Sie ist eine dieser Theaterbegeisterten, deren Begeisterung einfach auch überspringt.“