Über den "Malu-Faktor" ist viel gesprochen worden am Wahlabend, und die Analysen bestätigen seine Existenz eindrucksvoll. Aber auch bei der Frage nach den Kompetenzen der Parteien kommt die CDU an die SPD nicht heran.
Wenn man berücksichtigt, dass eine Wahl am Ende des Tages auch stets eine Entscheidung über das Führungspersonal ist, dann hatte Dreyer-Herausforderer Christian Baldauf wohl nie eine wirkliche Chance. In sämtlichen Eigenschaften, die von infratest dimap abgefragt wurden, lag die Amtsinhaberin vorne. Das fing bei der Frage an, wen die Wähler sympathischer finden (Dreyer: 62 Prozent, Baldauf: 21). Und endete beim immer noch deutlichen Vorsprung in Sachen Glaubwürdigkeit (51:23). Ähnlich sah es in Sachen Führungsstärke und Kompetenz aus.
SPD bei den meisten Kompetenzen vorne
Offenbar war es nicht der Kandidatenfaktor allein, der die SPD am Sonntagabend triumphieren ließ. Bei der Frage nach den Kompetenzen liegt gemeinhin mal diese und mal jene Partei vorne. Doch dieses Mal ließ auch hier die SPD kaum etwas liegen. Bei den sozialdemokratischen Herzensanliegen "Soziale Gerechtigkeit" und "Bildung" liegt die Partei vorne. Auch bei der wichtigen Frage nach dem Management in der Corona-Krise punktet die SPD.
Arbeitsplätze und Wirtschaft? Spätestens hier müsste die CDU mal kontern. Doch auch auf diesen Feldern sieht der Wähler mehr Kompetenz bei der SPD, wenn auch mit weniger Vorsprung. Die SPD lag somit auch bei Themen vorne, die CDU-Wählern gemeinhin wichtig sind. Allein in der Kriminalitätsbekämpfung hätten die Wähler den Christdemokraten mehr zugetraut.
Welche Themen waren den Wählern wichtig?
Sozialdemokraten punkten quer durch die Bevölkerungsschichten
Ob 18 Jahre alt oder 70 plus: Die meisten Stimmen holte die SPD. Lediglich bei den 18- bis 24-Jährigen können die Grünen halbwegs mithalten. Ähnlich sieht es bei Kriterien wie Bildungsstand, Geschlecht und Tätigkeit aus. Ausnahme: Bei den Selbstständigen liegt die CDU klar vorne. Die Grünen schneiden überdurchschnittlich bei Menschen mit hohem Bildungsstand ab (15 Prozent). Die AfD verzeichnet einen Spitzenwert bei Arbeitern (18 Prozent). Und viele Ältere setzen insgesamt auf die "klassischen" Volksparteien SPD und CDU (beide zusammen 84 Prozent).
Verluste in Richtung Nichtwähler
Also alles gut bei den Siegern? Nicht ganz, das zeigt der Blick auf die Wählerwanderung. Zwar konnte die SPD von der CDU Wähler gewinnen (plus 17.000), und auch von der AfD (plus 7.000). Die Sozialdemokraten mussten aber auch Wähler ziehen lassen, an die Grünen und an die neu im Landtag vertretenen Freien Wähler. Doch die meisten Stimmen, nämlich 19.000, gingen an die Gruppe der Nichtwähler verloren.
Damit steht die SPD freilich nicht allein. Die CDU gab satte 43.000 Stimmen an den Nichtwähler-Block ab. Und die AfD, die eigentlich die Mobilisierung von Nichtwählern gerne für sich in Anspruch nimmt, musste 49.000 Stimmen in diese Richtung abgeben. Das schlägt sich insgesamt in der Wahlbeteiligung nieder. Sie blieb mit 64,4 Prozent um sechs Prozentpunkte hinter der Landtagswahl 2016 zurück.