Es ist Winter in Rheinland-Pfalz und klirrend kalt. Tausende Menschen leben auch in dieser Jahreszeit auf der Straße – wir zeigen, welche Angebote es für sie gibt und geben Tipps, wie man ihnen im Winter helfen kann.
Nach dem relativ milden Jahreswechsel hat der Winter mit klirrender Kälte wieder Einzug in Rheinland-Pfalz gehalten. Das kann für Menschen, die keine Unterkunft haben, lebensgefährlich werden.
Im Jahr 2022 lebten deutschlandweit rund 50.000 Menschen zumindest zeitweise ganz ohne Unterkunft auf der Straße. Wie viele es aktuell in Rheinland-Pfalz sind, ist schwer zu sagen. Als "wohnungslos" waren laut Sozialministerium am Stichtag 1. Januar 2023 gut 12.000 Personen gemeldet. Dabei werden aber nur Menschen erfasst, die in Not- und Gemeinschaftsunterkünften untergebracht sind. Nicht registriert sind dabei Menschen, die tatsächlich auf der Straße leben. Kommunen und Träger sozialer Einrichtungen hatten bei einer Erhebung aus dem Jahr 2020 rund 6.000 Obdachlose registriert.
Land zahlt für Wohnungslosenhilfe rund 12 Millionen Euro
Für die ganzjährigen Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe wendet das Land, gemeinsam mit den Landkreisen und kreisfreien Städten, im Jahr 2024 rund 12,4 Millionen Euro auf, teilte das Ministerium dem SWR auf Anfrage mit. Hinzu kommen die Fachberatungsstellen zur Wohnraumsicherung und die Modellvorhaben "Housing First", hierfür gibt es zusätzlich eine Million Euro im Jahr 2024.
RLP: Mehr Menschen in Notunterkünften
Das im Vergleich zu vergangenen Jahren frühe Winterwetter hat Ende 2023 für mehr Zulauf in Noteinrichtungen gesorgt - etwa im Caritas-Förderzentrum St. Christopherus in Kaiserslautern, wo 50 bis 60 Menschen Platz finden. "Seit vorletzter Woche stellen wir einen erhöhten Zulauf fest. Wir haben gemerkt, dass das Wetter umgeschlagen hat und jetzt auch die Kälteregelung eingeführt", sagt Leiter Peter Lehmann. Das bedeutet, dass die Menschen in der Einrichtung bleiben können, solang das Wetter schlecht ist – und nicht nach, wie sonst, fünf Tagen gehen müssen.
Gefährliche Minusgrade: Was tun Pfälzer Städte und Hilfseinrichtungen für Obdachlose?
Wenn es knackig kalt wird in der Pfalz, dann leiden vor allen Dingen obdachlose Menschen. Was tun Städte und Hilfsorganisationen in der Pfalz, um Obdachlose zu unterstützen?
Doch nicht jeder und jede geht gerne in Nothilfeeinrichtungen. Wie kann man den Menschen, die auch bei Schnee und Eiseskälte auf der Straße leben, trotzdem helfen?
Wie spricht man Obdachlose direkt an?
Lehmann empfiehlt: "Es gebietet der Anstand, einen Menschen erst einmal zu fragen, ob man helfen kann. Solange er ansprechbar ist, mir eine Antwort gibt und ich sehe, dass er nicht akut in Gefahr ist, kann ich ihn fragen, ob er etwas braucht oder ich ihm helfen kann." Verneint ein Mensch das, "dann muss ich das zunächst einmal akzeptieren", so Lehmann.
Unterstützen könne man die Personen etwa mit winterfesten Schlafsäcken und Decken, aber auch Winterkleidung werde gerne genommen. Solche Sachspenden könne man auch in den Einrichtungen für Obdachlose im Land abgeben.
Eisige Temperaturen und Menschen auf der Straße Speyer: Obdachlose erzählen, wie sich Minusgrade anfühlen und wie sie sich schützen
Wer eine Wohnung hat, der kann bei Frost die Heizung höher drehen. Obdachlose können das nicht. Wie ist das so, bei eisigen Temperaturen auf der Straße? Betroffene berichten.
Kann die Person nicht mehr richtig antworten oder ist ernsthaft in Gefahr, empfiehlt der Caritas-Leiter, das Ordnungsamt oder auch die Polizei zu informieren. Diese holen gegebenenfalls einen Rettungswagen hinzu "oder bringen ihn zu uns in die Einrichtung".
Welche Angebote gibt es für Obdachlose?
"Für Obdachlose können kalte Nächte lebensgefährlich sein", sagt Michael Kurz vom DRK-Kreisverband Mainz-Bingen. "Kalt" bedeute dabei schon unter 10 Grad, betont Caritas-Mann Lehmann. Vor allem dann, wenn Obdachlose keine dauerhaft geschützten Orte wie Wärmeschächte oder Überdachungen zur Verfügung haben.
Daher gibt es in den meisten mittelgroßen bis großen Städten in Rheinland-Pfalz verschiedene Notunterkünfte. In Mainz hat im November 2023 eine neue niederschwellige Einrichtung in Bahnhofsnähe eröffnet. Anmelden müssen sich die Menschen nicht, jeder kann kommen und über Nacht bleiben. Platz ist dort für bis zu 30 Menschen.
Bei Kälte und Frost auf der Straße Lage der Obdachlosen in Koblenz "angespannt"
In Koblenz sei die Lage der Obdachlosen angespannt, berichtet Sozialarbeiter Jürgen Michel vom Verein "Die Schachtel e.V.". Einigen Menschen kann der Verein kaum helfen.
Iglu-Zelte gegen Kältetote
In sehr kalten Nächten mit Temperaturen um den Gefrierpunkt ist es für obdachlose Menschen lebensgefährlich. Einrichtungen wie der Lichtblick in Neustadt von der Diakonie Pfalz bemühen sich zu helfen.
Robin Rothe, Leiter des Lichtblicks in Neustadt an der Weinstraße, hat nur eine Mission: Kältetote unbedingt vermeiden. "Deshalb wurde der Lichblick vor 30 Jahren gegründet und das ist es, was wir schaffen müssen", erklärt er. In diesem Winter hat er zehn Iglu-Zelte angeschafft - sehr gut isolierte Zelte, die selbst bei eisigen Minus Temperaturen vor dem Kältetod retten. Vier würde er gerne ab dem ersten Dezember in Neustadt an der Weinstraße aufstellen - erstmal als Pilotprojekt. Doch das Projekt gestaltet sich als schwierig, noch hat Robin Rothe keine Flächen gefunden, wo er die lebensrettenden Zelte aufstellen darf. "Wir sind in guten Gesprächen. Ich bin zuversichtlich, dass wir freie Flächen für unsere Iglus finden werden", erzählt er.
Zum Schutz vor Kältetod Kälteboxen in Neustadt sollen Obdachlose schützen
Die eisigen Temperaturen draußen können für Obdachlose gefährlich werden. In Neustadt wurden deshalb jetzt Kälteboxen aufgestellt. Sie sollen sie vor dem Erfrieren schützen.
Kältebusse für Menschen ohne Wohnung
In drei rheinland-pfälzischen Städten sind sogenannte Kältebusse unterwegs. Der Koblenzer Verein "Die Schachtel" hilft beispielsweise Menschen ohne Wohnung. Im vergangenen Jahr war der Kältebus noch drei Mal die Woche unterwegs, wegen Personalmangels nun nur noch zwei Mal. Der Verein verteilt bei den Fahrten Schlafsäcke, Isomatten und warmen Eintopf. Außerdem helfen die Streetworker dabei, Schlafplätze in einer Notunterkunft zu finden.
Hier kann man die Kältebusse erreichen:
Mainz: 0163 6867137
Koblenz: 0261 16992
Trier: 0651 88130
Hier ist eine Auswahl von Notunterkünften:
STADT | UNTERKUNFT | TRÄGER |
Mainz | Ehemaliges Gebäude der Drogenberatung „Die Brücke“ | Deutsches Rotes Kreuz |
Thaddäusheim | Caritas | |
Heinrich-Egli-Haus (für Männer) | Evangelische Wohnungslosenhilfe Mainz | |
Wendepunkt Haus für Frauen in Wohnungsnot | Mission Leben | |
Bingen | Herberge Bingen | Caritas |
Worms | Nichtsesshaftenherberge | Deutsches Rotes Kreuz |
Koblenz | Übernachtungsheim Lützel | Stadt Koblenz |
Neuwied | Übernachtungsheim Leutesdorf | Kreisverwaltung Neuwied |
Trier | Benedikt-Labre-Haus (für Männer) | Caritas |
Haus Maria Goretti (für Frauen) | Sozialdienst katholischer Frauen | |
Don Bosco Helenenberg (für Jugendliche) | Salesianer Don Boscos | |
Ludwigshafen | St. Martin (für Männer) | Caritas |
Kaiserslautern | St. Christophorus | Caritas |
Weitere 30 Plätze Neue Übernachtungsmöglichkeiten für Obdachlose in Mainz
Wohnungslose sollen bei Minustemperaturen nicht auf der Straße schlafen müssen. Deswegen hat die Stadt Mainz eine neue Unterkunft eingerichtet.
Sozialstationen und Kirchen bieten warme Schlafplätze Schutz vor Kältetod - Angebote für Obdachlose in der Pfalz
In sehr kalten Nächten mit Temperaturen um den Gefrierpunkt ist es für obdachlose Menschen lebensgefährlich. Einrichtungen wie der Lichtblick in Neustadt von der Diakonie Pfalz bemühen sich zu helfen.