Der Bund will die mit PFAS belastete Erde auf dem Bitburger Flugplatz in einer Halde deponieren. Umweltschützer halten davon wenig. Nicht nur, weil es ihnen zu lange dauert.
Sieben Meter hoch soll sie sein, die Lösung für das Schadstoffproblem auf dem Flugplatz Bitburg. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) will einen gewaltigen Hügel auf dem ehemaligen US-Militärgelände aufschichten. Und der soll 60.000 Kubikmeter mit PFAS belastete Erde fassen können - so viel wie 30 olympische Schwimmbecken.
Einen ersten Entwurf für dieses Bauwerk hat die Bundesbehörde der Öffentlichkeit am Dienstagabend in der Bitburger Stadthalle präsentiert. Bis die Halde gebaut wird, werden aber wohl noch Jahre vergehen.
"Wann genau die Bagger rollen, können wir nicht sagen", sagt Gerrit Geuting von der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD-Nord), der Landesumweltbehörde, die das Projekt genehmigen muss. Das Ziel sei es, über den Sanierungsplan im Laufe des nächsten Monats zu entscheiden: "Mit dieser Genehmigung werden wir aber erst die Tür aufstoßen, um richtig in das Projekt einzusteigen." Danach warteten aber noch einige bürokratische Hürden wie eine Baugenehmigung und Naturschutzgutachten.
Dass die immer noch nicht vorliegen, ist für Umweltschützer enttäuschend. Denn es ist mehr als zehn Jahre her, dass auf dem ehemaligen US-Militärgelände sogenannte PFAS nachgewiesen wurden. Und bereits im November 2019 hatten die Behörden in die Stadthalle eingeladen und grobe Pläne für die Halde präsentiert, deren Bau weiter auf sich warten lässt.
Landrat: Bevölkerung braucht Zeitplan
"Ich habe erwartet, dass wir heute zumindest mal einen Zeitplan für die Sanierung erfahren", sagt Ernst Weires, Fraktionschef der Grünen im Bitburg-Prümer Kreistag: "Es geht wirklich alles andere als schnell voran. Wir reden seit Jahren über das Thema. Bisher wurde noch keine einzige Maßnahme durchgeführt. Das kann so nicht weitergehen."
Auch Landrat Andreas Kruppert (CDU) fordert für seine Bürger schnellstmöglich einen Zeitplan für die Sanierung: "Es ist elementar, dass wir das Ganze angehen, damit wir für die Gesundheit der Menschen hier alles tun." Wenngleich der Kreis-Chef Verständnis dafür äußerte, dass Untersuchungen und Abstimmungen dauern: "Das ist ein hochkompliziertes Thema, das uns noch einiges an Zeit abverlangen wird."
Behörden: Drei Flächen sind besonders stark belastet
"Es herrscht keineswegs Stillstand, vielmehr ziehen die Untersuchungen, die nach wie vor durchgeführt werden, immer auch wieder Folgeuntersuchungen nach sich", sagt auch Thorsten Grützner, Pressesprecher der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). 57 weitere Bohrungen habe es auf dem Gelände gegeben, fast 200 Proben seien auf PFAS untersucht worden.
So habe man die stark belasteten Flächen auf eine Fläche von etwa zehn Fußballfeldern eingrenzen können. Es handelt sich dabei um zwei Feuerwehrübungsplätze der amerikanischen Streitkräfte, wo offenbar PFAS-haltiger Löschschaum versprüht wurde. Ein weiterer Hotspot ist der Übungsplatz der Sondereinsatzkräfte im Westen des Flugplatzes.
Auf diesem Grundstück soll das Landschaftsbauwerk entstehen, die anderen zwei Übungsplätze sollen versiegelt werden. Angedacht ist eine Kunststoffbahn, die die Erde nach unten abdichtet. Sickerwasser soll von einer speziellen Anlage mittels Aktivkohle gereinigt werden.
Umweltschützer zweifeln an der Lösung der Behörden
Ob das technisch funktioniert - daran hat Ernst Weires von den Grünen aber seine Zweifel: "Was passiert denn mit dem Grundwasser unterhalb dieser Plane? Können sich da nicht auch noch Schadstoffe verbreiten?" Diese und andere Fragen stellte der Fraktionschef auch bei der Veranstaltung in der Stadthalle. Sie wurden aus seiner Sicht aber nicht zufriedenstellend beantwortet, sagt er.
Auch Günther Schneider, Umweltaktivist beim BUND, hält nichts von der vorgestellten Lösung. Er fordert stattdessen, den belasteten Boden abzutragen und das Grundwasser zu reinigen. Der Bund, ist sich Schneider sicher, spart hier Geld auf Kosten der Gesundheit der Bürger. Denn er fürchtet, dass noch mehr PFAS im Grundwasser landen könnte.
PFAS in Eifeler Brunnen nachgewiesen
Immerhin zwei Brunnen in der Eifel mussten bereits vom Netz genommen werden, weil die Schadstoffe dort nachgewiesen wurden. Viele Eifeler - das wurde auch bei der Veranstaltung deutlich - fürchten, dass ihr Trinkwasser verseucht werden könnte. "Das Wasser wird regelmäßig beprobt", sagt Gerrit Geuting von der SGD-Nord: "Und niemand will ja den Boden auf dem Flugplatz essen." Eine konkrete Gefahr für die Bevölkerung sehe er nicht.
Neue Verfahren können auch später noch zum Einsatz kommen
"Wir scheuen keine Kosten", verspricht auch Claus Niebelschütz von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Er betont außerdem, dass man mit dem Bauwerk sehr flexibel auf neueste Erkenntnisse der Forschung reagieren könne. Das Landschaftsbauwerk soll nämlich aus Modulen zusammengesetzt sein. Das heißt: Man käme wieder an die belastete Erde ran, wenn es ein neues Verfahren für die Entsorgung gibt.
Ein neues Verfahren, das Chemiker der amerikanischen Northwestern University entwickelt haben, solle in Bitburg aber vorerst nicht zum Einsatz kommen. Die Forscher haben erstmals einen Prozess entwickelt, um die Schadstoffe zu zerstören.
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Die Methode funktioniere aber bislang nur im Labor, so die BImA. Für den Einsatz in Bitburg eigne sie sich noch nicht. Die Behörden wollen die Fortschritte in der Forschung weiter beobachten, halten aber an den bisherigen Plänen für die Sanierung des Flugplatzes Bitburg fest.
Vermarktung des Flugplatzes Bitburg soll weitergehen
Die Vermarktung des Gewerbegebietes soll derweil weitergehen, heißt es bei der Bundesanstalt. Immerhin würden durch die Ansiedlung weiterer Firmen auch Flächen versiegelt. So auch ein 52 Hektar großes, ebenfalls belastetes, Grundstück, das vor kurzem der britische Sportwarenhersteller Frasers Group gekauft hat.
Die Firma plant in Bitburg ihr europäisches Logistikzentrum aufzubauen. Auch wegen dieses Millionenprojektes sind Kommunen und Behörden unter Druck, die Belastung in den Griff zu kriegen. "Die BImA wird auch weiterhin auf die schnellstmögliche Umsetzung der Sanierung hinwirken", heißt es von der Behörde. Bei der Veranstaltung in der Stadthalle dürfte die Mehrheit der Anwesenden anderer Auffassung gewesen sein.
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