Die Gewässer nahe des US-Militärflugplatzes Spangdahlem sind mit Schadstoffen belastet. Eine neue Anlage soll verhindern, dass mehr Chemikalien einsickern. Ein Grund zur Hoffnung?
Der Märchenweiher in Binsfeld ist einer der Lieblingsplätze von Dieter Faber. Jede Woche hat der 80-Jährige früher am Ufer des Teiches gesessen und geangelt. "Der Weiher war früher ein Treffpunkt", sagt der Vorsitzende des Angelvereins "Salmfischer". Die Leute haben hier gegrillt und gefeiert. Hochzeitsfotos sind vor der roten Schutzhütte entstanden.
Doch diese Zeiten sind vorbei. Seit 2014 bekannt wurde, dass der Weiher mit krebserregenden Schadstoffen belastet ist, kommen viele Binsfelder ihm nicht mehr zu nahe.
Chemikalien stammen aus Löschschäumen vom Flugplatz
Perfluorierte Tenside, kurz PFT, sind ins Wasser gesickert. Sie stammen nach Einschätzung von Behörden vom US-Militärflugplatz Spangdahlem, der direkt an den Märchenweiher grenzt. Wahrscheinlich ist Löschschaum verantwortlich, der bei Feuerwehreinsätzen auf dem Stützpunkt versprüht wurde und in die Umwelt gelangte.
Auch die Fische tragen die Chemikalien in sich, wie 2015 Untersuchungen der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD-Nord) belegten. Die Umweltbehörde empfiehlt seitdem, keine Rotfedern, Hechte oder Karpfen aus dem Märchenweiher zu essen.
"Es ist eine Schande und eine Katastrophe für den Angelsport in der Eifel", sagt Dieter Faber. Viele Mitglieder seien aus dem Verein ausgetreten. Denn wer wolle schon einen Fang servieren, der einen krankmachen kann?
Amerikaner wollen Regenauffangbecken umbauen
Ein Pilotprojekt der amerikanischen Streitkräfte soll den Anglern nun neue Hoffnung geben. Der Flugplatz Spangdahlem hat ein Ingenieurbüro damit beauftragt, eine Anlage zu konstruieren, die verhindern soll, dass noch mehr Schadstoffe in die Umwelt gelangen.
Konkret sei geplant, ein Regenauffangbecken aufzurüsten. Das Becken läuft bei Unwettern schonmal über und spült Schadstoffe ins Umland. Die neue Anlage soll den Abfluss zum Becken reinigen, heißt es bei der Umweltbehörde SGD-Nord, die das Projekt fachlich begleitet. "Wir nehmen die Sorgen der Bürger um die Umwelt und ihre Gesundheit sehr ernst", schreibt ein Pressesprecher des US-Stützpunktes.
Umweltschützer hält neue Anlage für "Placebo"
Diesen Eindruck hat der Binsfelder Naturschützer Günther Schneider nicht. Seit Jahren beschäftigt der Landwirt sich mit der Umweltverschmutzung rund um den Flugplatz. "Ich glaube, die neue Anlage soll nur die Leute beruhigen", sagt er. "Aber wir haben es mit einer großflächig verseuchten Region zu tun".
Schneider fordert seit Langem eine umfangreiche Sanierung. Erfolglos, wie er sagt: "Auch wenn das Millionen kostet. Das muss der Politik unsere Gesundheit wert sein."
Um die Gesundheit des 61-Jährigen steht es derweil nicht zum Besten. Er hat drei Herzinfarkte hinter sich. "Ich habe jahrelang in Binsfeld geangelt", sagt der Eifeler: "Und mein Blut testen lassen." Das Ergebnis: Auch Schneider trägt Spuren der Chemikalien in seinem Körper: "Ob das alles zusammenhängt, kann ich nicht beweisen." Wundern würde es ihn aber nicht.
Angler fühlen sich im Stich gelassen
Auch Dieter Faber fühlt sich von der Politik im Stich gelassen. Zwar hat der Landkreis Bernkastel-Wittlich den Salmfischern einen Ersatzweiher in der Nähe von Herforst besorgt. "Aber da sind kaum Fische drin", sagt der 80-Jährige. Man könne dort Stunden sitzen, ohne dass einer anbeiße.
Neue Fische einzusetzen, könne der Verein sich aber nicht leisten. Eine Entschädigung für den verseuchten Weiher beim deutschen Staat einzuklagen, haben die Salmfischer verworfen: "Da haben wir keine Chance und als kleiner Verein auch nicht genügend Geld für."
Am liebsten würde Faber sich wieder an seinen Lieblingsplatz am Märchenweiher setzen und angeln. "Aber ich bin jetzt 80 Jahre alt, wer weiß, wie lange ich noch eine Angelrute halten kann", sagt der Eifeler. Er hat den Glauben längst verloren, dass der Weiher irgendwann wieder so sein wird wie früher.