Wegen PFAS in zwei Reservebrunnen rüstet die Stadt Kehl ihre Wasserversorgung um. Sie bereitet sich damit auf die neue Trinkwasserverordnung vor.
Noch in diesem Jahr soll die neue Trinkwasserverordnung kommen, die für Chemikalien der Gruppe PFAS oder PFC neue Grenzwerte vorsieht. Nach einer Übergangsfrist müssen alle Wasserversorger diese Grenzwerte einhalten und das könnte mancher Stadt und Gemeinde Probleme machen. Viele sagen sich bisher: erstmal abwarten - und haben ihr Trinkwasser noch gar nicht getestet. Die Stadt Kehl (Ortenaukreis) hat aber entschieden, so früh wie möglich vorzusorgen. Und sie weiß inzwischen, dass sie womöglich neue Brunnen bohren muss.
Künftige Grenzwerte überschritten
Das Wasser, das in Kehl durch die Leitungen fließt, hat laut Stadt weiterhin sehr gute Qualität, doch in zwei Brunnen, die bisher als Reserve vorgehalten wurden, wurde PFAS gefunden. Die Konzentration des Stoffes ist laut Bodo Kopp, Leiter der Technischen Dienste Kehl, etwa doppelt so hoch wie der entsprechende Grenzwerte in der künftigen Trinkwasserverordnung erlaubt.
Eingehalten werden müssten die neuen Vorgaben erst nach einer Übergangsfrist von mehreren Jahren. Doch in Kehl wird das Wasser schon jetzt nicht mehr für die Trinkwasserversorgung benutzt.
Kehl will Vorsorge treffen
Die Brunnen, die außerhalb des Stadtgebiets liegen, sind abgeschaltet. Durch weitere Messungen in der Umgebung versucht die Stadt herauszufinden, von wo aus die Schadstoffe in das Wasserschutzgebiet gekommen sind.
Dass das Wasser überhaupt geprüft wurde, geschah laut Bodo Kopp aus Vorsorge. "Wir hatten Hinweise in 2014, dass es da PFC-Werte gab. Und deshalb wollten wir jetzt wissen, ob es diese Werte weiterhin gibt und wie sie sich entwickeln.“
Neue Brunnen oder Filter
Während andere Städte und Gemeinden noch auf die neue Trinkwasserverordnung warten, kümmert sich die Stadt Kehl jetzt darum, wieder saubere Reservebrunnen zu bekommen. Drei Optionen werden geprüft: Mit Aktivkohlefiltern oder einer Umkehrosmose-Anlage könnten die Chemikalien nachträglich aus dem Wasser entfernt werden. Eine Alternative wäre aber auch der Bau eines neuen Brunnens.
"Das muss abgeschätzt werden in der Wirtschaftlichkeit, denn die Bürger in Kehl bezahlen letztendlich jede umgesetzte Maßnahme", sagt Bodo Kopp. Neben dem Geld spielt dann auch noch die Zeit eine Rolle. Egal, ob neuer Brunnen oder Filtersystem: Ein bis vier Jahre wird es dauern, das Trinkwasser-Problem in Kehl zu lösen.
Landratsamt: Keine Kenntnis von PFAS im Trinkwasser
Die Versorgung der Bevölkerung sei währenddessen nicht in Gefahr, betont die Stadt - und auch das Amt für Wasserwirtschaft und Bodenschutz des Ortenaukreises. Aktuell seien keine PFAS-Fälle in der öffentlichen Trinkwasserversorgung im Ortenaukreis bekannt, hieß es von dort auf SWR-Anfrage. Im Laufe der Woche soll es weitere Informationen geben. Akut sei aber nichts zu veranlassen oder zu kommunizieren.