Martin Geisen fiel aus allen Wolken, als er die Ergebnisse der Wahlen in der Vulkaneifel sah. Plötzlich sitzt er für die SPD im Kreistag. Auch viele andere Kandidaten haben überrascht.
Im Herbst kommt ein neuer Kinofilm mit ihm raus, aktuell tritt er bei den Burgfestspielen in Mayen auf und dann ist da demnächst noch ein Engagement in Nürnberg und Dreharbeiten in Hamburg.
Und scheinbar wie aus dem Nichts wird der Dauner Schauspieler Martin Geisen bei seiner ersten Wahl auch noch Mitglied im Kreistag Vulkaneifel.
Auf Listenplatz 11 hatte die SPD den 36-Jährigen für den Kreistag Vulkaneifel gesetzt. Kein Platz, der die Chance auf den Einzug in den Kreistag garantiert. Bisher hatte die Partei sieben Sitze in dem Gremium.
Doch sehr viele Wähler nutzten wohl die Möglichkeit des Kumulierens und Panaschierens und machten ihr Kreuz bei Martin Geisen. "Ich habe mich gefreut und gleichzeitig war es mir etwas unangenehm. Denn irgendwie fallen ja auch Leute raus, die seit Jahren gute Arbeit leisten und dann komme ich da beim ersten Mal so nach vorne."
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Großer Erfolg auch im Stadtrat Daun
Der gleiche Coup gelang ihm im Stadtrat seiner Heimatstadt Daun. Von Platz sieben wählten ihn die Dauner auf Platz eins der SPD - und damit noch vor seinen Mentor, den SPD-Landtagsabgeordneten Jens Jessen.
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"Das ist schon irgendwie cool und macht einen auch stolz, wenn dich so viele Leute wählen", sagt Martin Geisen aus Daun immer noch sehr berührt von seinem Wahlerfolg.
Wahlerfolge durch Einsatz im Vereinsleben
Martin Geisen führt das gute Abschneiden auf sein Engagement in vielen Vereinen zurück. Karnevalsverein, Sportverein und dann gehört er noch zum Organisationsteam des Heavy-Metal-Festivals "Detze rockt" in Daun-Rengen.
Der zweifache Familienvater geht davon aus, dass ihn viele gewählt haben, die normalerweise nicht zu den SPD-Wählern gehören: "Die Leute kannten mich anscheinend und fanden gut, dass ich mich engagiere. Deswegen haben mich möglicherweise viele Menschen gewählt."
Ein Erfolg auch für das Wahlsystem
Für die Demokratieforscherin Theres Matthieß zeigen Fälle wie der von Martin Geisen, dass das Prinzip des Panaschierens und Kumulierens Sinn macht: "Wer sagt: Ich will mich nicht mit allen Kandidierenden auseinandersetzen, kann sein Kreuz für die Liste machen. Und wer innerhalb der Wahlvorschläge eine individuelle Entscheidung treffen möchte, kann das eben auch machen. So ist für jeden etwas dabei."
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Martin Geisen muss jetzt schauen, wie er alles unter einen Hut bekommt. "Da müssen wir uns in der Familie mal zusammensetzen und das besprechen."
Gute Tipps, wie die ersten Schritte auf dem politischen Parkett gelingen könnten, kann ihm der Trierer CDU-Stadtrat Norbert Freischmidt geben. Auch er schafft es regelmäßig, von scheinbar aussichtslosen Listenplätzen in den Rat zu kommen.
Einen Mentor zu haben sei natürlich Gold wert, sagt Freischmidt. Aber das Wichtigste in seinem politischen Leben sei gewesen, auf ein faires Miteinander mit den Kollegen aus den anderen Fraktionen zu achten: "Und dann sollte man auch fair zu den Mitarbeitern in der Verwaltung sein. Wenn man darauf achtet, dann ist das Arbeiten im Rat von Beginn an deutlich einfacher."
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Sensationell auf Platz eins der CDU-Trier gewählt
Dank des Prinzips von Kumulieren und Panaschieren hat auch Freischmidt ein überraschendes Wahlergebnis hingelegt. Eigentlich war er in der CDU auf Listenplatz 15 gesetzt. Am Ende landete Freischmidt auf Platz 1 mit zwei Stimmen Vorsprung auf Triers CDU-Spitzenkandidat Thomas Marx.
Freischmidt sagt, er sei zwar stolz, dass er es wieder geschafft habe, "aber man wünscht sich natürlich auch, irgendwann mal einen sicheren Listenplatz zu bekommen. Das ist immer so ein Kribbeln am Wahlabend, ob es klappt."
Triers CDU-Stadtbezirkschef Thomas Marx führt den Erfolg unter anderem auch auf Freischmidts Bekanntheit in der Gastro-Szene zurück.
Er betreibt seit vielen Jahren eine beliebte Kneipe in der Trierer Innenstadt. "Wir haben daher auch in diesem Jahr fest damit gerechnet, dass er solch ein Wahlergebnis einfährt", sagt Marx.
Am Ende sei die Wahl für ihn eine Bestätigung seiner Arbeit, sagt Freischmidt. Aber er bräuchte dieses Zittern nicht jedes Mal.
"Es ist ja gut gegangen. Und wenn morgens der Anruf kommt, man habe mit zwei Stimmen Abstand gewonnen, dann weiß ich, dass ich gezeigt habe, dass ich es kann."
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