Ab 2024 könnten Patienten einfach zu den Notaufnahmen gehen, wenn der notärztliche Bereitschaftsdienst wie angekündigt zusammengestrichen wird. Trierer Kliniken sind alarmiert.
Mitte November wurde bekannt, dass zum 1. Januar 2024 in Rheinland-Pfalz Öffnungszeiten von notärztlichen Bereitschaftspraxen reduziert werden und einige dieser Praxen, wie z.B. die in Gerolstein, geschlossen werden. In der Stadt Trier, wo sich der notärztliche Bereitschaftdienst in den Räumen des Klinikums Mutterhaus befindet, wird zwar keine Praxis geschlossen. Dafür werden die Öffnungszeiten in Trier deutlich eingeschränkt.
Bisher können Patienten außerhalb der Sprechstunde ihres normalen Hausarztes noch wochentags ab 19 Uhr zur notärztlichen Bereitschaftspraxis im Trierer Mutterhaus gehen. Mittwoch sogar schon ab 14 Uhr. Und freitags ist der Bereitschaftsdienst in Trier ab 16 Uhr bisher durchgehend bis zum Montagmorgen um 7 Uhr besetzt. Ab dem 1. Januar ist voraussichtlich Schluss damit. Geöffnet hat die Bereitschaftspraxis dann nach Angaben des Klinikums Mutterhaus nur noch mittwochs von 14 bis 22 Uhr, freitags von 16 bis 22 Uhr und samstags, sonntags sowie an Feiertagen von 9 bis 22 Uhr. An manchen Tagen und vor allem nachts wird also nicht mehr behandelt.
Kommen Patienten nun verstärkt zur Notaufnahme?
Wie werden Patienten darauf reagieren? Werden sie nun einfach tagsüber zur Sprechstunde ihres Hausarztes gehen? Oder kommen einige nun auf den Gedanken, die Notaufnahmen der Trierer Krankenhäuser aufzusuchen, weil die ja nachts geöffnet haben, aber eigentlich schwerwiegenden Fällen vorbehalten sind? Die beiden Trierer Klinikbetreiber BBT-Gruppe und Mutterhaus der Borrömäerrinnen befürchten zumindest genau das und raten Patienten davon ab, sofern es keine dringenden Gründe gibt.
"Unsere Aufgabe in den Notaufnahmen ist die Versorgung von schwer erkrankten Menschen bzw. Patienten mit hohem Gesundheitsrisiko, die umgehend akutmedizinisch in einem Krankenhaus versorgt werden müssen", erklären der Geschäftsführer des Klinikums Mutterhaus Dr. med. Christian Sprenger und für das Brüderkrankenhaus der Regionalleiter der BBT-Gruppe Christian Weiskopf.
Möglichst zum Hausarzt oder Bereitschaftsdienst
Wer Symptome habe, die auf einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hindeuten, wie Atemnot, starke Schmerzen in der Brust oder Lähmungserscheinungen, solle unverzüglich eine Notaufnahme aufsuchen oder den Rettungsdienst rufen. Aber auch Verbrennungen, Vergiftungen, allergische Schocks, Krampfanfälle und starke Blutungen, die sich nicht stillen lassen und auch Kopfverletzungen oder Knochenbrüche müssten umgehend in einem Krankenhaus behandelt werden.
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Damit das auch weiterhin möglich sei, sollten Patienten, die bislang z.B. zum notärztlichen Bereitschaftsdienst gegangen sind, möglichst ihren normalen Hausarzt oder den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst (Telefon 116117) konsultieren und nicht die Notaufnahmen zusätzlich belasten.
Notfallmediziner appellieren an Vernunft der Patienten
Die Notaufnahmen der Krankenhäuser seien für die Versorgung von normalen Patienten, die auch im niedergelassenen Bereich behandelt werden können, weder räumlich noch personell ausreichend ausgestattet, so die Trierer Kliniken.
"Wenn jetzt jedoch alle, die sonst den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst aufgesucht hätten, in die Notaufnahmen strömen, haben wir ein massives Problem", so die beiden Notfallmediziner und warnen zugleich davor: "Unsere größte Sorge ist, dass wir unsere Hilfesuchenden nicht mehr in allen Fällen adäquat versorgen können."
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