Spannende Vulkanlandschaft rund um Kirchweiler

Auf Schatzsuche auf dem Dach der Vulkaneifel

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Autor/in
Anna-Carina Blessmann
Anna-Carina Blessmann am Mikrofon

Vulkane? Klar gibt es die in der Eifel. Die besonderen Lava- und Schlackenvorkommnisse rund um Kirchweiler sind aber kaum bekannt - spannend für Forschende und Naturbegeisterte.

Vulkane, Maare und Mineralwasser - das ist es, was die Vulkaneifel ausmacht und viele Menschen zum Urlauben und Leben in die Region zieht. Rund um Kirchweiler im Kreis Vulkaneifel findet man von allem etwas: Vulkane auf anderen Vulkanen und bestens durch Gestein gefiltertes Trinkwasser. Aber das ist kaum bekannt.

Grund genug also für SWR Aktuell, mit Sabine Kummer, Geologin im Natur- und Geopark Vulkaneifel, und Hendrik Albrecht, Biologe bei der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Vulkaneifel, auf Erkundungstour nach den Schätzen der Vulkaneifel zu gehen.

Die beginnt am Ernstberg, dem mit 699,8 Metern höchsten Berg in der Vulkaneifel. Von dort aus kann man über eine Senke hinweg, durch die die Landstraße verläuft, auf den Scharteberg schauen. Das ist der zweithöchste Berg hier, erklärt Hendrik Albrecht: "Hier hat sich ein riesengroßer Kessel gebildet, der zieht sich einmal hier herum."

Sabine Kummer (links), Geologin beim Natur- und Geopark Vulkaneifel, und Hendrik Albrecht (rechts), Biologe bei der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Vulkaneifel, kennen sich rund um Scharteberg und Ernstberg aus.
Sabine Kummer (links), Geologin beim Natur- und Geopark Vulkaneifel, und Hendrik Albrecht (rechts), Biologe bei der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Vulkaneifel, kennen sich rund um Scharteberg und Ernstberg aus.

Vor hunderttausenden Jahren sind hier Lava und Wasser explodiert und haben einen trichterförmigen Krater ins Gestein gesprengt. An den anderen Maaren der Eifel hat sich dieser Trichter mit Wasser gefüllt. In Kirchweiler nicht: Hier hat sich das mit 1.800 Metern Durchmesser wahrscheinlich größte Maar der Vulkaneifel mit Lockersedimenten verfüllt, dann ist ein weiterer Vulkan ausgebrochen, der einen Schlackenring gebildet hat.

Diese Konstellation ist einmalig.

Und auf diesem Ring sind dann weitere Vulkane ausgebrochen, die jetzt unter anderem den Scharteberg und den Ernstberg bilden. Kirchweiler ist also im wahrsten Sinne des Wortes ein Hotspot des Vulkanismus. "Wir haben ein Zusammenspiel von ganz verschiedenen Vulkantypen. Diese negative Landform des Maars und darauf aufbauend die positive Landform des Schlackenkegels", sagt Sabine Kummer: "Diese Konstellation ist natürlich einmalig."

Vulkanische Aktivität hat zunächst ein Maar gebildet, auf dessen Ring dann weitere Vulkane ausgebrochen sind und unter anderem den Ernstberg und den Scharteberg gebildet haben.
Vulkanische Aktivität hat zunächst ein Maar gebildet, auf dessen Ring dann weitere Vulkane ausgebrochen sind und unter anderem den Ernstberg und den Scharteberg gebildet haben.

Zwei Gipfel am Naturdenkmal Scharteberg

Diese Besonderheit und die Höhenunterschiede werden zunächst nicht bewusst, wenn man auf der Landstraße zwischen beiden Bergen hindurchfährt. Denn hier ist man ohnehin schon auf einem hoch gelegenen Teil der Eifel, sagt Kummer: "Je nachdem, wo man sich befindet, verdecken die Schlackenkegel plötzlich einander. Also, man muss ein bisschen umherwandern und die Landschaft entdecken, um wirklich alle Gipfel wahrnehmen zu können."

Die Besonderheit des Schartebergs: Neben dem eigentlichen Gipfel etwas links vom Sendemast des SWR sieht man noch weiter links den zweiten Gipfel: das "Hinterweiler Köpfchen".
Die Besonderheit des Schartebergs: Neben dem eigentlichen Gipfel etwas links vom Sendemast des SWR sieht man noch weiter links den zweiten Gipfel: das "Hinterweiler Köpfchen".

Das ist auch nötig, um eine weitere Besonderheit zu sehen: der Scharteberg hat nicht nur einen, sondern zwei Gipfel. Ursprünglich waren hier nämlich zwei eigenständige Vulkane, sagt Albrecht: "Vom Hauptgipfel des Schartebergs ist nachweislich ein Lava- und Schlackenstrom hin zum zweiten Gipfel, dem 'Hinterweiler Köpfchen' geflossen und hat die beiden verbunden."

Der Abbau reicht schon fast ans "Hinterweiler Köpfchen" heran. Der zweite Gipfel des Schartebergs ist bisher für den Bergbau Tabu.
Der Abbau reicht schon fast ans "Hinterweiler Köpfchen" heran. Der zweite Gipfel des Schartebergs ist bisher für den Bergbau Tabu.

Ob diese Konstellation schützenswert ist, ist derzeit Gegenstand eines Rechtsstreits: Eine Abbaufirma, die schon unterhalb des Schartebergs Lavagestein gewinnt, will nun weiter nach oben baggern. Das Verwaltungsgericht Trier hat das abgelehnt. Wann das Oberverwaltungsgericht Koblenz im Berufungsverfahren eine Entscheidung treffen wird, steht nach dessen Angaben noch nicht fest.

Landschaft entdecken für Forschende und Naturbegeisterte

Für Forschende ist klar, dass der Scharteberg einzigartig ist. "Wenn man sich im Osten des Kreises bewegt - der Dronketurm am Weinfelder Maar ist ein beliebter Aussichtspunkt - kann man die Geländekante, die der Nebengipfel 'Hinterweiler Köpfchen' bildet, sehr deutlich sehen", sagt Albrecht: "Dadurch ist der Scharteberg sehr markant im Landschaftsbild." Scharteberg, Ernstberg und der Nerother Kopf bilden ein Dreigespann und als höchste Punkte das sogenannte Dach der Vulkaneifel. "Das ist landschaftsbildprägend", sagt Albrecht.

Dies ist der eigentliche Gipfel des Schartebergs von Nahem. Im Hintergrund ist der Sendemast des SWR zu erahnen.
Dies ist der eigentliche Gipfel des Schartebergs von Nahem. Im Hintergrund ist der Sendemast des SWR zu erahnen.

Um das alles zu erkunden, ist das Gebiet mittlerweile gut durch Wanderwege erschlossen, sagt Kummer. Unter anderem durch den Ernstberg-Panoramaweg: "Der führt über 10,2 Kilometer durch die malerische Landschaft im Dach der Eifel."

Vulkanisiertes Wasser kommt hier aus dem Hahn

Und hier gibt es auch eine dritte Besonderheit, sagt Albrecht: "Hier haben wir das bedeutendste Grundwasservorkommen für unseren Landkreis." Eigentlich werde die gesamte Verbandsgemeinde Daun von hier aus dem Wasserschutzgebiet mit Trinkwasser versorgt und das reiche auch noch in die Verbandsgemeinde Gerolstein und fast bis nach Kelberg.

Das vulkanisch gefilterte Wasser, das in der Region aus der Leitung kommt, stammt von hier. Deshalb ist das Gebiet auch Wasserschutzgebiet.
Das vulkanisch gefilterte Wasser, das in der Region aus der Leitung kommt, stammt von hier. Deshalb ist das Gebiet auch Wasserschutzgebiet.

Hier wird das Grundwasser von den vulkanischen Schichten gefiltert.

Leitungswasser in Deutschland hat ohnehin eine hohe Qualität, hier gebe es aber noch eine Steigerung, sagt Kummer: "Viele Mineralwasserabfüller machen immer große Werbung damit, dass das Wasser durch die vulkanischen Schichten mineralisiert wurde. Und wir stehen jetzt an genau solch einem Ort, wo das Grundwasser von den vulkanischen Schichten gefiltert wird." Aus dem Hahn in der Region kommt also auch bestes Wasser.

Wertvolle Lebensräume im historischen Abbaugebiet

Die Erkundungstour führt als nächstes vom Beobachtungsposten am Ernstberg direkt gegenüber in den Wald rund um den Gipfel des Schartebergs. In dessen Nähe steht ein Sendemast des SWR für UKW-Hörfunk und Fernsehen. Diese Gegend ist für den Biologen Albrecht spannend. Von Weitem sieht es nämlich so aus, als gebe es hier nur Nadelwald.

Das Gebiet rund um Scharteberg und Ernstberg ist ein wertvoller Lebensraum, insbesondere für Fledermäuse. Es kann sein, dass in dieser kleinen Schlucht mitten im Wald einst Gestein abgebaut wurde.
Das Gebiet rund um Scharteberg und Ernstberg ist ein wertvoller Lebensraum, insbesondere für Fledermäuse. Es kann sein, dass in dieser kleinen Schlucht mitten im Wald einst Gestein abgebaut wurde.

"Das trifft auch größtenteils zu. Der natürlich vorkommende Lebensraumtyp ist aber der Waldmeister-Buchenwald. Weil Fichten absterben, kommt der jetzt wieder zum Vorschein." Das gebe es auch am Ernstberg. Diese Gebiete seien wertvolle Lebensräume, insbesondere für Fledermäuse. Deshalb sind sie auch europarechtlich geschützt.

Mächtig wirkt die Rückseite des Vulkangesteins, das wahrscheinlich einst der Eingang zu einer Höhle war, in der Bergbau betrieben wurde.
Mächtig wirkt die Rückseite des Vulkangesteins, das wahrscheinlich einst der Eingang zu einer Höhle war, in der Bergbau betrieben wurde.

Trotzdem wird rundherum Gestein abgebaut. Und das geht weit in die Vergangenheit zurück, sagt Albrecht: "Es ist bekannt, dass in der Eifel schon in der Römerzeit abgebaut worden ist. Belegbar ist der Abbau hier auf jeden Fall bis in die Renaissance. Hier in dem Gebiet haben wir die ganze Palette von Abbauvorhaben über das ganze menschliche Zeitalter."

Es gibt auch einen nicht-vulkanischen Fund auf dieser Schatzsuche: Ein rostiges Stück Eisen mit Nägeln. Vielleicht von einem Werkzeug, um den Stein zu behauen? Geologin Kummer nimmt es mit, um es zu untersuchen. Wie sich herausstellt, dürfte es sich dabei um den Klauenbeschlag eines Ochsen aus der Zeit des Abbaus handeln.
Es gibt auch einen nicht-vulkanischen Fund auf dieser Schatzsuche: Ein rostiges Stück Eisen mit Nägeln. Vielleicht von einem Werkzeug, um den Stein zu behauen? Geologin Kummer nimmt es mit, um es zu untersuchen. Wie sich herausstellt, dürfte es sich dabei um den Klauenbeschlag eines Ochsen aus der Zeit des Abbaus handeln.

So finden sich mitten im Wald am Scharteberg kleine Schluchten, in denen womöglich einst Gestein abgebaut wurde. Und es gibt eine alte Höhle, die mittlerweile eingestürzt ist, deren Eingangsbereich in Form eines Rundbogens aber noch steht. Mühlsteine wurden hier aus dem Lavagestein abgebaut, sagt Kummer: "Das Tolle an diesen Steinen ist, dass sie porös sind und sich dadurch beim Mahlen selbst nachschärfen."

Der zweite Fund bei der Schatzsuche: Mitten im Wald liegt tatsächlich einer der Mühlsteine, die hier früher gewonnen wurden.
Der zweite Fund bei der Schatzsuche: Mitten im Wald liegt tatsächlich einer der Mühlsteine, die hier früher gewonnen wurden.

Man muss das wirklich mal gesehen haben.

Tatsächlich bringt diese Schatzsuche am Ende sogar zwei interessante Stücke hervor: Ein rostiges Stück Eisen, das vielleicht einst zu einem Werkzeug gehörte, und ein Stein, aus dem einmal ein Mühlstein hätte werden können. Nicht der einzige Beweis, dass sich eine Erkundungstour lohnt, findet Hendrik Albrecht: "Die Bedeutung dieses Gebiets kann man nur erfassen, wenn man hier unterwegs ist. Auf Bildern oder Videos kann man gar nicht richtig transportieren, was hier los ist. Man muss das wirklich mal gesehen haben."

Unabhängig vom wissenschaftlichen Interesse ist der Wald in Kirchweiler auch einfach schön.
Unabhängig vom wissenschaftlichen Interesse ist der Wald in Kirchweiler auch einfach schön.
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