Vulkane? Klar gibt es die in der Eifel. Die besonderen Lava- und Schlackenvorkommnisse rund um Kirchweiler sind aber kaum bekannt - spannend für Forschende und Naturbegeisterte.
Vulkane, Maare und Mineralwasser - das ist es, was die Vulkaneifel ausmacht und viele Menschen zum Urlauben und Leben in die Region zieht. Rund um Kirchweiler im Kreis Vulkaneifel findet man von allem etwas: Vulkane auf anderen Vulkanen und bestens durch Gestein gefiltertes Trinkwasser. Aber das ist kaum bekannt.
Grund genug also für SWR Aktuell, mit Sabine Kummer, Geologin im Natur- und Geopark Vulkaneifel, und Hendrik Albrecht, Biologe bei der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Vulkaneifel, auf Erkundungstour nach den Schätzen der Vulkaneifel zu gehen.
Was ist ein Maar?
Kreisrund sind die Maare in der Eifel. Der Film zeigt, wie in der Landschaft der Vulkane entstanden sind. Für den Unterricht in Geografie.
Die beginnt am Ernstberg, dem mit 699,8 Metern höchsten Berg in der Vulkaneifel. Von dort aus kann man über eine Senke hinweg, durch die die Landstraße verläuft, auf den Scharteberg schauen. Das ist der zweithöchste Berg hier, erklärt Hendrik Albrecht: "Hier hat sich ein riesengroßer Kessel gebildet, der zieht sich einmal hier herum."
Vor hunderttausenden Jahren sind hier Lava und Wasser explodiert und haben einen trichterförmigen Krater ins Gestein gesprengt. An den anderen Maaren der Eifel hat sich dieser Trichter mit Wasser gefüllt. In Kirchweiler nicht: Hier hat sich das mit 1.800 Metern Durchmesser wahrscheinlich größte Maar der Vulkaneifel mit Lockersedimenten verfüllt, dann ist ein weiterer Vulkan ausgebrochen, der einen Schlackenring gebildet hat.
Und auf diesem Ring sind dann weitere Vulkane ausgebrochen, die jetzt unter anderem den Scharteberg und den Ernstberg bilden. Kirchweiler ist also im wahrsten Sinne des Wortes ein Hotspot des Vulkanismus. "Wir haben ein Zusammenspiel von ganz verschiedenen Vulkantypen. Diese negative Landform des Maars und darauf aufbauend die positive Landform des Schlackenkegels", sagt Sabine Kummer: "Diese Konstellation ist natürlich einmalig."
Zwei Gipfel am Naturdenkmal Scharteberg
Diese Besonderheit und die Höhenunterschiede werden zunächst nicht bewusst, wenn man auf der Landstraße zwischen beiden Bergen hindurchfährt. Denn hier ist man ohnehin schon auf einem hoch gelegenen Teil der Eifel, sagt Kummer: "Je nachdem, wo man sich befindet, verdecken die Schlackenkegel plötzlich einander. Also, man muss ein bisschen umherwandern und die Landschaft entdecken, um wirklich alle Gipfel wahrnehmen zu können."
Das ist auch nötig, um eine weitere Besonderheit zu sehen: der Scharteberg hat nicht nur einen, sondern zwei Gipfel. Ursprünglich waren hier nämlich zwei eigenständige Vulkane, sagt Albrecht: "Vom Hauptgipfel des Schartebergs ist nachweislich ein Lava- und Schlackenstrom hin zum zweiten Gipfel, dem 'Hinterweiler Köpfchen' geflossen und hat die beiden verbunden."
Ob diese Konstellation schützenswert ist, ist derzeit Gegenstand eines Rechtsstreits: Eine Abbaufirma, die schon unterhalb des Schartebergs Lavagestein gewinnt, will nun weiter nach oben baggern. Das Verwaltungsgericht Trier hat das abgelehnt. Wann das Oberverwaltungsgericht Koblenz im Berufungsverfahren eine Entscheidung treffen wird, steht nach dessen Angaben noch nicht fest.
Landschaft entdecken für Forschende und Naturbegeisterte
Für Forschende ist klar, dass der Scharteberg einzigartig ist. "Wenn man sich im Osten des Kreises bewegt - der Dronketurm am Weinfelder Maar ist ein beliebter Aussichtspunkt - kann man die Geländekante, die der Nebengipfel 'Hinterweiler Köpfchen' bildet, sehr deutlich sehen", sagt Albrecht: "Dadurch ist der Scharteberg sehr markant im Landschaftsbild." Scharteberg, Ernstberg und der Nerother Kopf bilden ein Dreigespann und als höchste Punkte das sogenannte Dach der Vulkaneifel. "Das ist landschaftsbildprägend", sagt Albrecht.
Um das alles zu erkunden, ist das Gebiet mittlerweile gut durch Wanderwege erschlossen, sagt Kummer. Unter anderem durch den Ernstberg-Panoramaweg: "Der führt über 10,2 Kilometer durch die malerische Landschaft im Dach der Eifel."
Vulkanisiertes Wasser kommt hier aus dem Hahn
Und hier gibt es auch eine dritte Besonderheit, sagt Albrecht: "Hier haben wir das bedeutendste Grundwasservorkommen für unseren Landkreis." Eigentlich werde die gesamte Verbandsgemeinde Daun von hier aus dem Wasserschutzgebiet mit Trinkwasser versorgt und das reiche auch noch in die Verbandsgemeinde Gerolstein und fast bis nach Kelberg.
Leitungswasser in Deutschland hat ohnehin eine hohe Qualität, hier gebe es aber noch eine Steigerung, sagt Kummer: "Viele Mineralwasserabfüller machen immer große Werbung damit, dass das Wasser durch die vulkanischen Schichten mineralisiert wurde. Und wir stehen jetzt an genau solch einem Ort, wo das Grundwasser von den vulkanischen Schichten gefiltert wird." Aus dem Hahn in der Region kommt also auch bestes Wasser.
Wertvolle Lebensräume im historischen Abbaugebiet
Die Erkundungstour führt als nächstes vom Beobachtungsposten am Ernstberg direkt gegenüber in den Wald rund um den Gipfel des Schartebergs. In dessen Nähe steht ein Sendemast des SWR für UKW-Hörfunk und Fernsehen. Diese Gegend ist für den Biologen Albrecht spannend. Von Weitem sieht es nämlich so aus, als gebe es hier nur Nadelwald.
"Das trifft auch größtenteils zu. Der natürlich vorkommende Lebensraumtyp ist aber der Waldmeister-Buchenwald. Weil Fichten absterben, kommt der jetzt wieder zum Vorschein." Das gebe es auch am Ernstberg. Diese Gebiete seien wertvolle Lebensräume, insbesondere für Fledermäuse. Deshalb sind sie auch europarechtlich geschützt.
Trotzdem wird rundherum Gestein abgebaut. Und das geht weit in die Vergangenheit zurück, sagt Albrecht: "Es ist bekannt, dass in der Eifel schon in der Römerzeit abgebaut worden ist. Belegbar ist der Abbau hier auf jeden Fall bis in die Renaissance. Hier in dem Gebiet haben wir die ganze Palette von Abbauvorhaben über das ganze menschliche Zeitalter."
So finden sich mitten im Wald am Scharteberg kleine Schluchten, in denen womöglich einst Gestein abgebaut wurde. Und es gibt eine alte Höhle, die mittlerweile eingestürzt ist, deren Eingangsbereich in Form eines Rundbogens aber noch steht. Mühlsteine wurden hier aus dem Lavagestein abgebaut, sagt Kummer: "Das Tolle an diesen Steinen ist, dass sie porös sind und sich dadurch beim Mahlen selbst nachschärfen."
Tatsächlich bringt diese Schatzsuche am Ende sogar zwei interessante Stücke hervor: Ein rostiges Stück Eisen, das vielleicht einst zu einem Werkzeug gehörte, und ein Stein, aus dem einmal ein Mühlstein hätte werden können. Nicht der einzige Beweis, dass sich eine Erkundungstour lohnt, findet Hendrik Albrecht: "Die Bedeutung dieses Gebiets kann man nur erfassen, wenn man hier unterwegs ist. Auf Bildern oder Videos kann man gar nicht richtig transportieren, was hier los ist. Man muss das wirklich mal gesehen haben."