Im Weinanbaugebiet Mosel hat die Rieslinglese begonnen - rund zwei Wochen früher als üblich. Die Winzer hoffen auf gutes Wetter während der Ernte, denn sonst droht Fäulnis.
Winzer Axel Pauly steht in seinem Weinberg in der Weinlage Kueser Kardinalsberg. In dem Steilhang mit Blick auf die Burg Landshut und die Stadt Bernkastel-Kues weht trotz strahlenden Sonnenscheins ein kühler Wind. Axel Pauly hat trotzdem ein Lächeln im Gesicht, denn für ihn ist das Wetter perfekt, um seine Rieslingtrauben zu lesen.
Seine Erntehelfer kraxeln bereits seit Stunden durch den Weinberg, sodass bereits ein großer Bottich voller grün-goldener Trauben oberhalb des Hangs auf einem Anhänger steht. "Man freut sich das ganze Jahr drauf und wenn man jetzt so schöne Trauben ernten kann, ist das immer eine große Freude", sagt der Winzer zufrieden.
Regen sorgte für viel Arbeit
Das Weinjahr 2023 war für die Winzerinnen und Winzer im Weinanbaugebiet Mosel durchwachsen. Zwar gab es dort keine Wetterkapriolen mit beispielsweise Hagel, doch gerade der viele Regen in den vergangenen Wochen dürfte bei so manchem Weinbauexperten zu Sorgenfalten geführt haben.
Denn gerade bei Traubensorten, die früher reif waren, sind die Beeren durch das Wetter sehr prall geworden und haben sich teilweise gegenseitig abgedrückt. Die Folge: Sie sind aufgeplatzt und gefault. Vor allem bei Burgundersorten bedeutete das auch für Winzer Pauly viel Arbeit bei der Lese. Schließlich mussten alle faulen Beeren aussortiert werden, bevor sie verarbeitet werden können.
Rieslingtrauben haben sich gut entwickelt
Bei seinen Rieslingtrauben konnte er sich bisher diese Arbeit sparen. Denn die sehen nicht nur gesund aus, sondern überzeugen auch beim Geschmack.
"Vor allem in den letzten Tagen haben sie sich aromatisch unglaublich toll entwickelt. Sie haben eine wunderschöne Frucht, die Säure ist nur ein bisschen prägnant und das ist genau das, was wir für einen fruchtigen Kabinett wollen", sagt Axel Pauly stolz.
Der Zuckergehalt seiner Rieslingtrauben liegt derzeit bei 83 Oechsle. Für den Winzer also höchste Zeit, die Ernte einzufahren, damit die Weine später nicht zu süß werden.
"Das ist sozusagen ein Luxusproblem. Früher hatte man ein Problem, die Trauben reif zu bekommen, jetzt müssen wir hier hingehen und zum optimalen Zeitpunkt ein bisschen früher lesen", erklärt er.
Lange Arbeitstage für Winzer und Erntehelfer-Team
Um vier Uhr ist bei dem Winzer seit Tagen die Nacht vorbei. Denn die Trauben sollen möglichst bei kühlen Temperaturen gelesen werden, damit sie nicht schon im Bottich anfangen zu gären. Anschließend kommen sie direkt in die Kelter, werden gepresst und weiterverarbeitet.
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50 Weinberge hat Axel Pauly noch vor sich. Ein bisschen ist das auch ein Wettlauf gegen die Zeit. Mehrfach am Tag checkt der Winzer die Wettervorhersagen, damit nun in den wichtigsten Wochen des Jahres nichts mehr schief geht.
"Ich fange jetzt halt an, wirklich jeden Weinberg zu kontrollieren. Teilweise machen wir vorher schon eine kleine Stichprobe, um zu gucken, was uns erwartet und planen dann so die nächsten Tage."
Mehr Regen, weniger Unwetterschäden Winzer in RLP rechnen mit viel besserer Ernte als im Vorjahr
In diesem Jahr hat es relativ viel geregnet, gleichzeitig haben sich Unwetterschäden in Grenzen gehalten. Beides sorgt für eine besonders gute Weinernte in Deutschland. Auch Gebiete in Rheinland-Pfalz legen stark zu.
Trauben lesen bis Mitte Oktober
Der 43-Jährige rechnet damit, bis zur zweiten Oktober-Woche alle Trauben im Keller zu haben. Vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Hagel, viel Regen und warme Nächte wären jetzt eine Katastrophe. Doch davon will der Winzer momentan nicht ausgehen.
Axel Pauly freut sich auf die kommenden Wochen. Auch wenn er weiß, dass noch viele anstrengende Tage vor ihm liegen: "Ich denke, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben, aber wenn wir uns Mühe geben, kriegen wir einen schönen Jahrgang hin. Das Ganze macht hier jetzt wirklich Spaß. Die ganzen Zweifel und Sorgen, die man so die letzten Tage hatte, lösen sich gerade so ein bisschen auf. Und ich denke, dass wir beim Riesling auf eine ganz gute Ernte blicken können und ich bin mittlerweile doch relativ optimistisch, dass wir wieder schöne Qualitäten hinbekommen."