Ein neues Busnetz in der Vulkaneifel geht am Sonntag an den Start. Ob die Busse in Zukunft für die Kreise aber noch finanzierbar sind, hängt von vielen Faktoren ab.
Wer in der Eifel unterwegs ist, sieht oft leere oder fast leere Busse über die Straßen fahren. Wer kann, nimmt offenbar das Auto. Ein neues Liniennetz soll ab Sonntag die Situation zumindest in der Vulkaneifel ändern und verbessern: 17 neue Buslinien sollen nahezu alle Orte rund um Gerolstein, Hillesheim, Jünkerath und Prüm verbinden, verspricht der Verkehrsverbund Region Trier (VRT).
Dort, wo keine regelmäßigen Busse fahren, können täglich, auch am Wochenende, alle zwei Stunden Rufbusse bestellt werden. Der Kreis Vulkaneifel hofft mit dem neuen „Busnetz Kylltal“ auf mehr Fahrgäste und damit auch mehr Touristen, sagt eine Sprecherin dem SWR.
Fahrgastzahlen steigen
Trotz der anscheinend oft wenig genutzten Busse in der Region sprechen die Fahrgastzahlen nämlich für den ÖPNV in der Eifel, da sind sich VRT, Vulkaneifelkreis und auch der Eifelkreis Bitburg-Prüm einig: Nach Angaben der Busunternehmen, die ihre Fahrgäste gezählt haben, waren 2023 mehr Passagiere in Bussen unterwegs als im Vorjahr.
Auch wenn eine Erhebung wegen der Coronapandemie schwierig sei, habe es im Eifelkreis 13 Prozent mehr Fahrgäste gegeben, im Kreis Vulkaneifel sogar 17 Prozent mehr. Absolute Zahlen, wie viele Menschen in Bussen unterwegs waren und wie viele auch je Bus und Linie, nennt der VRT allerdings nicht.
Oft umsteigen und lange unterwegs SWR-Reporter: "So war meine Fahrt mit dem Linienbus durch die Eifel"
Das Deutschlandticket ist ab dem 1. Mai gültig. Wie attraktiv ist der ÖPNV auf dem Land? SWR-Reporter Martin Schmitt hat den Praxis-Test in der Eifel gemacht.
Es sei aber zu beobachten, dass Busnetze, die es schon länger gibt, häufiger genutzt werden als die neueren. Auch das neue Busnetz Kylltal könnte also erst in ein paar Jahren erfolgreich sein.
In der Regel, so der VRT, dauert es bis zu fünf Jahre, bis die Fahrgäste ein neues Busangebot annehmen und dann auch nutzen. Der VRT will daher über die Sozialen Medien auf das Angebot aufmerksam machen. Kürzlich hatten Menschen in der Vulkaneifel auch eine Infobroschüre zum neuen Busnetz in den Briefkästen.
Wie rentabel sind die neuen Buslinien?
Wenn die neuen Linien aber doch nicht angenommen werden sollten und die Kreise dann Busse finanzieren, die leer durch die Gegend fahren, wie soll das dann in Zukunft finanzierbar sein? Der Kreis Vulkaneifel hat in diesem Jahr nach eigenen Angaben 2,7 Millionen Euro in die Buslinien in seinem Bereich gesteckt, im kommenden Jahr werden es wegen des neuen Busnetzes sogar 4,5 Millionen Euro sein. Der Eifelkreis kalkuliert für dieses Jahr mit 8,9 Millionen Euro.
Nach Informationen des VRT soll deshalb im Eifelkreis darüber diskutiert werden, ob man bei den Busnetzen einsparen kann. Ein Sprecher des Eifelkreises relativiert diese Aussage: Grundsätzlich können die Kreise nicht aus den für zehn Jahre geschlossenen Verträgen aussteigen. Anpassungen seien aber möglich, indem zum Beispiel wenig genutzte Buslinien in Rufbuslinien umgewandelt werden.
Konkrete Überlegungen gebe es aber noch nicht, im kommenden Jahr sollen Gespräche dazu starten. Der Kreis will den Menschen aber zunächst die Gelegenheit geben, das Busangebot zu nutzen. Das sieht auch der Kreis Vulkaneifel so. Dort will man auch auf Zahlen warten, die der VRT ab Sommer 2024 erheben will. Dann nämlich sollen Geräte in der Hälfte aller Busse die Fahrgäste automatisch zählen.
Finanzierung des ÖPNV von Bund und Land abhängig
Das große Aber in der Finanzierung gibt es jedoch bei beiden Kreisen: „Ob und inwieweit die Linienbündel in Zukunft finanzierbar bleiben, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht gesagt werden“, so die Sprecherin des Kreises Vulkaneifel. Das hänge nämlich nicht allein davon ab, wie viele Menschen damit fahren. Es seien noch viele Fragen dazu offen, wie Bund und Land den Öffentlichen Nahverkehr in der Eifel in Zukunft finanzieren wollen.
Vor allem sei fraglich, wie es ab Mai 2024 mit dem Deutschlandticket und außerdem auch dem neuen Landesnahverkehrsplan weitergeht. Der sehe sogar vor, dass das Angebot im ÖPNV noch ausgeweitet wird. Ob dann weiter fast leere Busse durch die Eifel fahren, wird sich zeigen.