Wer in der Vulkaneifel mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren will, muss dafür schon mal mehrere Stunden einplanen - oder ganz darauf verzichten. Ein Fallbeispiel.
Wenn Andrea Horst mit dem Auto über die Zugschienen fährt, die nicht weit von ihrem Haus entfernt liegen, denkt sie jedes Mal: "Hier müsste man doch eigentlich abfahren können." Kann man aber nicht. Horst wohnt in Höchstberg im äußersten Zipfel des Kreises Vulkaneifel. Dort ist einst die Eifelquerbahn gefahren, zuletzt nur noch für touristische Zwecke. Seit gut zehn Jahren fährt sie hier gar nicht mehr.
Wer aus Höchstberg nicht mit dem Auto wegfahren will, sagt Horst, nutzt Rufbusse. Die fahren meist im Abstand von etwa zwei Stunden - sie müssen aber mindestens 60 Minuten vorher angemeldet werden, spontan kann man also nicht losfahren. Zudem wohnt Horst im Grenzgebiet verschiedener Verkehrsverbünde, was auch Probleme bringe. Sie betreibt eine Buchhandlung in Ulmen im Kreis Cochem-Zell und eine Ferienwohnung zu Hause in Höchstberg.
Schon bei der Anreise zur Ferienwohnung fragen Horsts Gäste, ob sie mit dem Öffentlichen Nahverkehr kommen und ihn für Ausflüge nutzen können: "Denn die Schienen sind wohl auf Karten im Internet zu sehen. Leider muss ich die Gäste dann enttäuschen: Es gibt einfach keinen Öffentlichen Nahverkehr, der in der Art zu nutzen ist."
ÖPNV kaum nutzbar
Das führt dann zu absurden Situationen, sagt Horst: Viele ihrer Gäste buchen die Ferienwohnung, um an Veranstaltungen auf dem Nürburgring teilzunehmen: "Ich hab gelesen, der Nürburgring ist auf Platz fünf der beliebtesten Reiseziele in Deutschland. Aber eine Verbindung mit dem ÖPNV dorthin ist im Prinzip nicht existent." So müssten Gäste mit dem Taxi fahren, wenn sie am Ring feiern wollen.
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Als die Kinder noch zur Schule gingen, war der Öffentliche Nahverkehr auch schon keine Option, sagt Horst: "Da mussten Mama und Papa immer parat stehen, um Fahrdienste zu leisten." Es gab sonst den Schulbus, für den die Kinder eine Karte hatten. Der Bus sei auch auf dem Weg vom Wohnort zur Schule in der Vulkaneifel durch Ulmen gefahren, wo Horst arbeitet.
Weil das aber einem anderen Verkehrsverbund angehört, hätten die Kinder dort nicht aus- oder zusteigen dürfen, sagt sie. Horsts Kinder sind heute erwachsen. Die Eltern in der Nachbarschaft hätten aber die gleichen Probleme wie sie damals: Zwar versuchten sie Fahrgemeinschaften zu bilden, um ihre Kinder zu Vereinen oder anderen Freizeit- und Sportbeschäftigungen zu bringen.
"Das ist aber schwierig, weil es so wenige Kinder hier gibt. Deren Interessen sind auch unterschiedlich. Fahrgemeinschaften sind also der absolute Ausnahmefall." In den letzten zehn Jahren hätte sich also an der Situation nichts verändert.
Stopp der Eifelquerbahn sorgt für Umsatzeinbruch
Dass die Eifelquerbahn seit 2012 zwischen Gerolstein und Kaisersesch nicht mehr fährt, hat sich auch auf Horsts anderes Gewerbe, die Buchhandlung ausgewirkt: "Die Eifelquerbahn fuhr in den Sommerferien im Zwei-Stunden-Takt und in dem Takt konnte ich auch Kunden in meinem Laden begrüßen." Als die Fahrten eingestellt wurden, sei ihr Umsatz im Bereich Wanderkarten, Reiseführer, Ansichtskarten und Souvenirs um fast 80 Prozent eingebrochen.
Auch die Gastronomie hätte sich damals mit mehr Personal und Sonderöffnungszeiten auf die Touristen eingestellt, die mit der Eifelquerbahn kamen. "Das Ende der Fahrten war dann überall eine herbe Umstellung." In Ulmen gebe es auch keine Hoffnung mehr, dass die Eifelquerbahn reaktiviert wird. Derzeit läuft dazu seit 2020 eine Machbarkeitsstudie. Das Ende der Nutzen-Kosten-Analyse wurde seit vergangenem Jahr aber mehrfach verschoben.
Wünsche für Bus und Bahn in der Eifel
Mit der Eifelquerbahn würde Horst zu Veranstaltungen wie den Burgfestspielen in Mayen oder zum dortigen Lukasmarkt fahren: "Ich könnte 300 Meter vor meinem Haus einsteigen und hätte eine direkte Verbindung. Die Parkplatzsuche würde wegfallen. Es wäre also sehr viel einfacher."
Was Andrea Horst sich darüber hinaus wünscht: "Einen leicht zugänglichen Öffentlichen Nahverkehr. Allein die Fahrpläne sind hier extrem schwierig zu lesen. Selbst im Internet ist es nicht ganz so einfach, Verbindungen rauszufinden." Auch das liegt daran, dass Horst bei einer Fahrt zum Beispiel nach Mayen über die Grenze zwischen zwei Verkehrsverbünden fährt.
Außerdem wünscht sie sich eine zuverlässige Taktung und auch einen günstigeren ÖPNV: Für die 14 Kilometer von Ulmen nach Daun beispielsweise, zahlt man fast sechs Euro für die Busfahrkarte. Horst findet das für eine Einzelfahrt zu teuer.
49-Euro-Ticket keine Option
Dass Fahrten an sich also günstiger werden, davon hielte sie mehr als vom Deutschlandticket für 49 Euro. Das hat sie sich nicht angeschafft. Das 9-Euro-Ticket im vergangenen Jahr schon. Aber damit hat Horst schlechte Erfahrungen gemacht.
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"Da dachte ich, ich fahr doch mal nach Mayen. Das sind ungefähr 25 Kilometer. Dann hab ich mir den Fahrplan angeschaut: Es braucht ungefähr dreieinhalb Stunden." Sie hätte nach Ulmen fahren müssen, von dort nach Kaisersesch, wo sie tatsächlich in die Eifelquerbahn hätte einsteigen können, die ab dort bis Andernach fährt.
Letztlich hat sie aber mehr als zweieinhalb Stunden eingespart, in dem sie mit dem Auto bis Kaisersesch gefahren und dann in den Zug eingestiegen ist. Das Deutschlandticket habe für Andrea Horst also auch wenig Nutzen. Und ihre Gäste, die aus der Stadt kommen und das Ticket womöglich ohnehin haben - die könnten es im Urlaub bei ihr kaum brauchen.
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