Der Bund hat fast den ganzen Flugplatz Bitburg auf krebserregende Altlasten untersucht. Anwohner fürchten, dass ein Gelände übersehen wurde: eine Teststelle für Triebwerke.
Ein Sommertag in den frühen 1970er-Jahren. Ein Bitburger spaziert über die Felder bei Mötsch und sieht eine Rauchwolke aus dem Wald aufsteigen. Meterhohe Flammen schießen aus den Fichten. Verantwortlich für den Brand sei ein Unfall gewesen, so erzählt es der Bürger, der lieber anonym bleiben will, dem SWR.
Die US-Amerikaner hätten hier, im äußersten Osten des Flugplatzes Bitburg, die Triebwerke ihrer Düsenjets getestet. Die Triebwerke seien dazu festgezurrt und mit Kerosin befeuert worden. Anfang der 1970er hätten die Militärs dann versehentlich den angrenzenden Wald in Brand gesetzt. Das bestätigen auf Nachfrage des SWR die Struktur- und Dienstleistungsdirektion (SGD) Nord und die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA).
Gefährliche Altlast könnte unter dem Wald schlummern
Zu sehen ist von dem Brand mehr als 50 Jahre später nichts mehr. Dort, wo früher Fichten standen, wuchert ein wildes Dickicht aus Bäumen und Sträuchern. Es könnte allerdings sein, dass sich unter diesem Wald eine gefährliche Altlast verbirgt, fürchten Bürger: Sogenannte PFAS, per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, die im Verdacht stehen, Krebs zu verursachen.
Denn es ist unklar, ob die US-Soldaten damals Löschschaum versprüht haben, um das Feuer zu löschen. Und in den Schäumen, die damals zum Einsatz kamen, waren die Schadstoffe möglicherweise enthalten. Dass sie gesundheitsschädlich sind, kam erst Jahrzehnte später heraus.
Bund will Wald nahe der Teststelle untersuchen
Der Brand ist auch der Grund, warum Markus Roth sich das Gelände genauer angesehen hat. Roth ist Referent für die Sanierung von Altlasten bei der BImA in Rheinland-Pfalz und beschäftigt sich seit Jahren auch mit dem Flugplatz Bitburg.
"Wir müssen jedem Verdacht nachgehen", sagt der Biologe, "auch dem Hinweis des Anwohners." Die BImA plane daher, das Gelände auf PFAS zu untersuchen und auch in der Nähe eines Straßengrabens Proben zu ziehen, der zur Kyll führt. Denn dort könnte der Löschschaum hineingelaufen sein.
Die SGD Nord sieht bisher keine Anhaltspunkte, dass das Gelände ein Gefahrenherd sein könnte. Wegen der neuen Hinweise wolle man die Datenlage aber verifizieren.
Womit Markus Roth auf dem Gelände rechnet? "Ein Naturwissenschaftler rechnet nie mit irgendwas, der schaut einfach, was rauskommt, und dann wird interpretiert." Er schließe aber nicht aus, dass das Gelände belastet sein könnte.
Drei Gefahrenstellen auf dem Flugplatz Bitburg
Es wäre nicht das einzige Grundstück im Bereich des Flugplatzes Bitburg. Hunderte Proben hat die BImA inzwischen auf PFAS untersuchen lassen. Dabei haben die Fachleute das stark belastete Gebiet nach eigenen Angaben auf eine Fläche von etwa zehn Fußballfeldern eingrenzen können.
Dabei handelt es sich um zwei Feuerwehrübungsplätze der amerikanischen Streitkräfte und den Übungsplatz der Sondereinsatzkräfte. Hier hatte auch die GSG9 trainiert, eine Spezialeinheit der deutschen Bundespolizei, und dabei reichlich Löschschaum versprüht.
Bauarbeiten für Sicherungsbauwerk sollen nächstes Jahr starten
Auf diesem Grundstück plant die BImA ein Sicherungsbauwerk. Die anderen zwei Übungsplätze sollen versiegelt werden. Angedacht ist eine Kunststoffbahn, die die Erde nach unten abdichtet. Sickerwasser soll von einer speziellen Anlage gereinigt werden. Dieses Landschaftsbauwerk soll aus Modulen zusammengesetzt sein, sodass man wieder an die belastete Erde herankäme, wenn es ein neues Verfahren für die Entsorgung gibt.
Die Pläne wurden im April vorstellt. Gebaut wurde aber noch nichts. "Aber nur weil man nichts sieht, heißt das nicht, dass nichts passiert", sagt Markus Roth. "Wenn es gut läuft", sagt der Fachmann, "könnten die Bauarbeiten im nächsten Jahr starten" - genauso wie die Untersuchungen auf der Teststelle für Düsentriebwerke.
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