In der Vulkaneifel fahren mehr Busse. Die Eltern in Essingen haben wenig davon. Schulkinder werden vom Bus oft einfach nicht mitgenommen.
"Ich musste mein Kind am Dienstagmorgen erst mal suchen. Sie war plötzlich von der Bushaltestelle verschwunden, so wurde es mir mitgeteilt. Als Mutter wird man dann doch ziemlich schnell nervös", berichtet Elena Zimmer aus Essingen, einem Ortsteil von Hohenfels-Essingen in der Vulkaneifel.
Der Grund für ihre Sorge: Am Dienstag ist der Bus morgens ohne ihre sechsjährige Tochter Josefine Richtung Grundschule in Gerolstein gefahren. Er war zu voll. Glücklicherweise stellte sich später heraus, dass Josefine von einer anderen Mutter zur Schule mitgenommen worden war. Zuerst war die Aufregung aber groß.
Schon lange fahren morgens nur zwei Busse an der Bushaltestelle in Essingen Richtung Gerolstein ab, erzählt Zimmer. Und schon oft gab es Probleme, weil Busse Verspätung hatten oder ausgefallen waren. An ihrem allerersten Schultag musste Josefine deshalb von ihrer Mutter mit dem Auto zur Grundschule gebracht werden.
Krankheitsbedingte Ausfälle
Seit Sonntag gibt es in Vulkaneifel das neue Busnetz Kylltal, das vieles in der Region verbessern soll: "Mit dem neuen Busnetz hatten wir natürlich die Hoffnung, dass es deutlich besser wird. Dass wir weniger Ausfälle haben", sagt Zimmer.
Tatsächlich liegt Essingen zwar im Gebiet des neuen Netzes, gehört aber zu einem älteren Busnetz, in dem sich nichts geändert hat. In den Netzen fahren unterschiedliche Verkehrsunternehmen. Von den einzigen beiden Bussen, die nach wie vor morgens in Essingen abfahren, ist der erste jeweils Montag und Dienstag gar nicht gekommen.
Am Montag kam der zweite, spätere Bus und hat die Kinder mitgenommen, war aber überfüllt, erzählt Zimmer: "Wir reden hier wirklich von Sardinen, die in einer Dose stecken. Der Bus ist aber zu spät losgefahren und die Kinder waren definitiv auch zu spät in der Schule." Am Dienstag dann war dieser zweite Bus so voll, dass er eben einfach an Essingen vorbeigefahren sei.
Auch eine andere Mutter erzählt, dass sie ihren Sohn mit dem Auto zur Schule bringen musste, nachdem sie erfahren hatte, dass er stehen gelassen wurde: "Das ist beunruhigend, natürlich. Man weiß ja nicht, wo die Kinder dann sind oder macht sich Gedanken, ob eine andere Mutter sie vielleicht mitgenommen hat, im besten Fall." Die Bushaltestelle ist schließlich an einer viel befahrenen Straße, minütlich donnern Lkw vorbei.
Eine Sprecherin des zuständigen Verkehrsverbunds Region Trier (VRT) sagt, dass es generell wenig Personal für die Busse gibt und aktuell noch viele Fahrer krank seien. Deshalb sei der erste Bus in Essingen ausgefallen, "Der zweite Bus konnte diesen Ausfall leider nicht komplett kompensieren." Ausfälle in der Vergangenheit könnten demnach auch mit dem Wetter oder Verkehrsstörungen zusammenhängen.
Vielfältige Probleme mit Bussen
Die Probleme, die die Mütter an der Bushaltestelle in Essingen schildern, gibt es schon länger, sagt eine von ihnen: "Es ist nicht das erste Mal, dass das Dorf vergessen wird. Schon als eine Baustelle zwischen Pelm und Rockeskyll war, hat der Bus nicht mehr in Essingen gehalten. Aber mit einem anderen Bus konnten die Kinder gar nicht zur Schule fahren. Also mussten wir sie selbst fahren, bis das Ganze umorganisiert wurde."
Mutter Linda erzählt, dass ihre Tochter von einer früheren Lehrerin Ärger bekommen hat, wenn sie wegen des Busses zu spät zur Schule kam: "Die ist dann schon mit Bauchschmerzen in die Schule gekommen. Dass sie Ärger bekommt, dafür kann der Busfahrer nichts. Aber es beeinträchtigt die Kinder, wenn sie zu spät in die Schule kommen. Das ist ein Stressfaktor, vor allem, wenn sie jetzt in der ersten Stunde Klassenarbeiten schreiben."
Umleitungen durch Baustellen haben noch andere Probleme mit sich gebracht, erzählt eine andere Mutter: "Es ist schon vorgekommen, dass mein Sohn vorne beim Busfahrer sitzen und ihm sagen musste, wo er hinfahren soll. Das kann ja nun auch nicht sein." Auf Beschwerden würden VRT und Kreis nur Standardantworten schicken.
VRT sucht Lösungen
Elena Zimmer hat auch von Problemen mit dem neuen Busnetz Kylltal gehört. Zum Beispiel von Bussen, die jetzt viel länger als zuvor von Daun nach Hillesheim fahren, weil mehr Dörfer angefahren werden: "Das sind Schulkinder, die schon einen ganzen Tag in der Ganztagsschule hinter sich haben. Die fahren jetzt eine halbe Stunde länger nach Hause – wenn der Bus denn fährt. Da gab es wohl auch Probleme."
Der VRT hat nach eigenen Angaben seit Montag vier Beschwerden zur Buslinie in Essingen erhalten. Die Sprecherin versichert aber, die Verkehrsunternehmen, die für den VRT fahren, versuchen "alles, um Ausfälle und Verspätungen so gut es geht zu vermeiden. Das ist leider nicht immer möglich, da die Verkehrsunternehmen auf viele Dinge keinen unmittelbaren Einfluss haben."
Man versuche aber, bei Personalmangel so umzuschichten, dass weniger genutzte Linien ausfallen und nicht solche, die von Schülerinnen und Schülern genutzt werden. Außerdem kommuniziere der VRT frühzeitig und zeige Alternativen auf. Elena Zimmer sagt, dass es ihr in der VRT-App nicht angezeigt werde, wenn der Bus ausfällt.
Unsicherheit bleibt
Dass es immer mal wieder wegen Personalmangels und einer Krankheitswelle zu Ausfällen kommt, dafür haben die Mütter Verständnis. Aber es bleibt die Unsicherheit, sagt Zimmer: "Es ist auf Dauer kein Verlass drauf. Man kann nicht sagen: Ich schicke mein Kind runter zum Bus und der kommt auch. Man muss immer einplanen, das Kind eventuell mit dem Auto zur Schule zu fahren."
Nach den Vorkommnissen am Montag und Dienstag haben die Eltern Beschwerdebriefe an VRT und Kreis geschrieben. Und am Mittwochmorgen kommt tatsächlich der frühere Bus pünktlich um 7:20 Uhr an der Bushaltestelle an. Funktioniert es jetzt also? "Das müssen wir jetzt erst feststellen. Ganz vertrauen kann man der Sache erst, wenn es eine Zeitlang gut funktioniert", sagt Zimmer.
Zimmer würde sich wünschen, dass die Busse verlässlicher fahren. Vor allem für die Eltern, die zur Arbeit müssen und keine halbe Stunde warten können, ob der Bus kommt oder sie ihre Kinder zur Schule fahren müssen.
Und sie wünscht sich, dass auch Menschen in den anderen Dörfern in der Vulkaneifel sich melden, wenn es Probleme gibt: "Ich denke, dem VRT und der Kreisverwaltung ist daran gelegen, die Probleme zu lösen. Aber dafür müssen sie wissen, wo die Probleme sind."