Stromerzeugung und Viehhaltung auf einer Fläche: An dieser Idee bastelt ein Hermeskeiler Landwirt seit drei Jahren. Doch aufwendige Genehmigungsverfahren ziehen das Projekt in die Länge.
Noch grasen die Milchkühe von Landwirt Markus Eiden auf einer Weide unter blauem Himmel in Hermeskeil. Dabei sollten sie eigentlich schon ein Dach über dem Kopf haben, das Strom erzeugt.
Solarmodule auf 12.000 Quadratmetern
Denn Eiden ist nicht nur Landwirt, sondern auch Projektentwickler für erneuerbare Energien. Vor drei Jahren kommt er auf die Idee, eine Agri-Photovoltaik-Anlage zu bauen.
Auf rund 12.000 Quadratmetern sollen Solarmodule in einer Höhe von 1,60 Meter auf seinem Land aufgestellt werden und Strom produzieren, der ins Netz eingespeist wird. Die Fläche ist aber für die Landwirtschaft nicht verloren, weil die Milchkühe unter den Solardächern weiter weiden können.
Modellprojekt überzeugt Landwirt
Eiden ist angetan von dieser Möglichkeit und reist 2020 nach Brandenburg. Dort sind verschiedene Modellanlagen aufgebaut. "Im Winter haben sich die Tiere unter den Anlagen aufgehalten und vor der Witterung geschützt." Und im Sommer würden die Tiere den Schatten unter den Modulen suchen, erzählt Eiden.
Eiden geht das Projekt noch 2020 an. Doch auch nach drei Jahren Entwicklungszeit hängt seine Anlage noch immer im Genehmigungsverfahren fest. Das ärgert den Landwirt. "Manchmal kann man nur noch mit dem Kopf schütteln", sagt er.
Das Problem: Es braucht zahlreiche Gutachten, viele Behörden werden beteiligt. Alleine das Naturschutz-Gutachten werde über ein Jahr erstellt, sagt Eiden. Berge von Akten türmten sich bis zur Genehmigung auf. Um die Energiewende voranzutreiben, würde Eiden sich schnellere und einfachere Verfahren wünschen. Dass es nicht voran gehe, liege aber nicht an den Behörden und der Politik vor Ort. Die unterstützen die Pläne von Eiden.
Stadtbürgermeisterin frustriert über lange Verfahren
Die Stadt Hermeskeil will ebenfalls in die Solaranlage investieren, doch der Frust sitzt auch in der Verwaltung und der Kommunalpolitik tief, sagt Bürgermeisterin Lena Weber (SPD). "Wir wollen, wir machen, wir befürworten und wir fassen Beschlüsse. Dann hängt es an übergeordneten Stellen, wo es einfach nicht zur Genehmigung kommt oder wo die Prozesse unheimlich viel Zeit in Anspruch nehmen."
Dabei will die Bundesregierung den Ausbau erneuerbarer Energien eigentlich beschleunigen, hat im Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) ein "überragendes öffentliches Interesse" für den Bau von Anlagen verankert.
Davon sei wenig zu spüren, sagt Projektentwickler Eiden. "Es ist nichts besser und nichts schlechter geworden."
Experte: "Werden Energiewende so nicht schaffen."
Professor Peter Heck, Experte für Erneuerbare Energien vom Umwelt-Campus Birkenfeld sieht im Gesetz zwar einen Schritt in die richtige Richtung, stellt aber klar: "Die Projekte werden dadurch vielleicht machbarer, aber nicht beschleunigt."
Er kritisiert, dass die bürokratischen Verfahren weiterhin zu kompliziert sind. "Wir haben ein Problem mit der Herangehensweise an unsere Projekte. Prozess ist wichtiger als das Ergebnis."
Heck ist sich deshalb sicher, dass "wir die Energiewende mit dieser Form von Bürokratie nicht schaffen werden".
Agri-Photovoltaik-Anlagen sollen nächstes Jahr stehen
Markus Eiden versucht dennoch weiter seinen Beitrag zu leisten und hofft, dass sein Projekt Ende nächsten Jahres begonnen werden kann, damit die Kühe bald unter den Solardächern grasen können.