Die Flutkatastrophe 2021 hat vor allem in der Eifel große Schäden angerichtet. Drei Jahre danach erklärt der Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Eifelkreises Jürgen Larisch, was sich seither getan hat.
Jürgen Larisch ist Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Eifelkreises Bitburg-Prüm. Er ist seit 2013 in diesem Amt. In dieser Zeit war er unter anderem an der Planung und dem Aufbau des Katastrophenschutzzentrums beteiligt.
SWR Aktuell: Wenn der Eifelkreis jetzt nochmal von einer solchen Flut wie 2021 getroffen würde: Wie gut wäre er vorbereitet?
Jürgen Larisch: Seitens des Eifelkreises, der Verbandsgemeinde und der Stadt Bitburg wurden seither erhebliche Anstrengungen unternommen. Wir hatten bereits 2018 mit einer Unwetterkatastrophe zu kämpfen und haben auch da schon nachgesteuert. Wir schauen nach jedem Einsatz und jeder Übung, was noch verbessert werden kann. Das passiert eigentlich ständig. Das ist auch 2021 passiert.
Wobei wir nicht nur versuchen, uns im Bereich Unwetterkatastrophe besser aufzustellen, sondern auch für andere Einsätze, wie beispielsweise Waldbrände oder Gefahrstoffeinsätze. So haben die Verbandsgemeinde, die Stadt Bitburg und der Landkreis im Bereich der Ausbildung und auch in der Beschaffung von entsprechenden Materialien einiges getan, um die Feuerwehren und Hilfsorganisationen besser aufzustellen.
SWR Aktuell: Durch den Klimawandel werden wahrscheinlich extreme Wetterlagen immer häufiger vorkommen. Rennt uns die Zeit weg?
Larisch: Es ist mir ein wichtiges Anliegen zu sagen, dass im Falle der Katastrophe die Feuerwehr und die Hilfsorganisationen nicht sofort jedem helfen können. Zwar werden unsere Wettervorhersagen besser, aber die Unwetterereignisse sind oftmals geprägt von sogenannten Starkregenereignissen. Die sind örtlich sehr begrenzt. Da hat man kaum eine Vorwarnzeit, sodass man sagen muss, die Feuerwehren, Hilfsorganisationen und der Katastrophenschutz werden wahrscheinlich erst dann kommen, wenn der Keller vollgelaufen ist.
Da ist auch die Eigeninitiative gefordert, sich selbst über die Wetterlage zu informieren. Vielleicht das eine oder andere auch am eigenen Grundstück zu tun. Manchmal kann man, zumindest wenn man zu Hause ist, mit einer Schaltafel oder einem Brett die Garageneinfahrt oder die Haustür ein bisschen sichern. Auch Infoveranstaltungen vor Ort sind in diesem Zusammenhang sehr wichtig.
Umfrage im Auftrag des SWR Drei Jahre nach der Flut: Wie geht es den Menschen in der Region Trier?
Drei Jahre liegt die Flutkatastrophe inzwischen zurück. Die Menschen in der Region Trier beschäftigt sie weiterhin. Wie sehr, zeigt eine exklusive Umfrage des SWR.
Ein Problem ist allerdings, dass uns die Wetterwarnungen manchmal in ziemlich hoher Anzahl erreichen. Starkregenereignisse sind örtlich begrenzt, ich warne aber für den gesamten Landkreis. Wenn ich zehn Mal gewarnt habe, ohne dass bei irgendjemand etwas passiert ist, nimmt man die nächste Warnung halt nicht mehr so ernst. Das ist ein schmaler Grat, den man geht.
SWR Aktuell: Sie haben damals in einem Interview mit einer Kollegin gesagt, dass man schon zwei Mal an seine Grenzen gekommen ist, vor allem auch personell. Wäre das heute anders?
Larisch: Nein, leider nicht. Also der Brand- und Katastrophenschutz ist ehrenamtlich aufgestellt. Wir haben eine sogenannte Zufallsbereitschaft. Das heißt, selbst wenn die Metereologen uns vorwarnen, werden wir es nicht schaffen können, direkt alle Leute in die Stiefel zu stellen. Denn die Leute arbeiten oftmals weiter weg. Einsätze am Wochenende und nachts sind für uns am einfachsten abzuarbeiten, weil wir dann auf mehr Personal zurückgreifen können.
Zusätzlich sind wir als Landkreis auf das Personal anderer Feuerwehren und Hilfsorganisationen angewiesen. Wir haben kein eigenes Personal. Das bedeutet, dass jemand, der bei uns in der Einsatzleitung an sich eingeplant ist, vielleicht schon in seinem Heimatort im Keller steht und pumpt. Und dem fällt es natürlich sehr schwer, dann zu seinen Kameraden zu sagen: Jetzt habe ich gerade eine Alarmierung bekommen, jetzt muss ich in die technische Einsatzleitung, um für den gesamten Landkreis tätig zu werden. Denn auch in den kleinen Orten herrscht dann ein gewisser Personalmangel. Also das sind schon Probleme, mit denen wir natürlich zu kämpfen haben.
SWR Aktuell: Nach der Flutkatastrophe 2021 haben sich viele Feuerwehren in kleineren Gemeinden geländegängige Fahrzeuge gewünscht. Wie sehen Sie dort die technische Ausstattung?
Larisch: Der Eifelkreis ist bemüht, die technische Ausstattung zu verbessern. Problematisch sind da aber auch die aktuellen Förderrichtlinien des Landes, die uns teilweise schon hemmen. Wir würden uns freuen, wenn dort örtliche Gegebenheiten mit einbezogen würden.
Beispielsweise ist der Eifelkreis flächenmäßig der mit Abstand größte Landkreis in Rheinland Pfalz. Es gibt aber Regelungen, dass jeder Landkreis nur drei Wechselladerfahrzeuge erhalten kann, unabhängig von seiner Größe. Es ist für uns nach dem gesunden Menschenverstand nicht nachvollziehbar, dass es da eine Regelung ohne irgendeinen Schlüssel gibt, der zum Beispiel die Größe des Landkreises berücksichtigt. Sondern dass immer nur drei solcher Fahrzeuge gefördert werden.
SWR Aktuell: Was muss denn getan werden, dass es in Zukunft bei solchen Ereignislagen besser läuft?
Larisch: Ich denke, wir sind zumindest bei uns im Kreis auf dem richtigen Weg. Man muss alle mitnehmen. Dazu gehört in erster Linie, dass die Politik, der Kreistag, die Gremien dementsprechend die Notwendigkeit sehen, Verbesserungen voranzutreiben. Und da sind wir sehr froh, dass das hier bei uns auf den Ebenen des Landkreises und den Verbandsgemeinden funktioniert.
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Man muss die Bürger mitnehmen, man muss auch teilweise innovative Wege gehen. In der Stadt Bitburg haben sich beispielsweise Bürger gefunden, die im Schadensfall Sandsäcke befüllen, weil die Feuerwehren und Hilfsorganisationen im Ernstfall überlastet sind. Die haben spontan Helfer, aber haben das jetzt schon geplant.