Seit ihrer Corona-Impfung im März 2021 ist Mandy Klöckner aus Trier schwer beeinträchtigt. Seitdem setzt sich Sohn Jan für seine Mutter ein. Ein Kraftakt für den BWL-Studenten.
Bis zum März 2021 war Mandy Klöckner eine lebensfrohe Frau und Erzieherin mit Leib und Seele. Sie habe Kinder geliebt, erzählt ihr 23-jähriger Sohn Jan.
Heute ist Mandy Klöckner keine Erzieherin mehr, sondern selbst auf dem Stand eines kleinen Kindes, sagt Jan. "Man muss immer auf sie achten und zum Beispiel schauen, dass sie nicht einfach auf die Straße rennt", erzählt ihr Sohn am Esstisch der Familie in Trier.
Auch für den jungen Mann aus Trier waren die letzten Jahre alles andere als einfach: "Es hat auf jeden Fall dauerhaft Spuren hinterlassen und es ist ein Thema, wo es lange gebraucht hat, um es für sich selber zu verarbeiten und auch damit leben zu können."
Thrombose nach Impfung
Vor zweieinhalb Jahren wird Mandy Klöckner mit AstraZeneca gegen Corona geimpft. Als Erzieherin gehört sie zu den priorisierten Gruppen, in der Kindertagesstätte darf sie keine Maske tragen. Wenige Tage nach der Impfung treten die ersten Beschwerden auf. Sie hat eine Sinusvenenthrombose, eine Verstopfung der Venen im Gehirn und kämpft wochenlang auf der Intensivstation um ihr Leben.
Unzählige Mails an Behörden und Versicherungen
"Wir wussten nicht, ob sie leben oder sterben wird", erzählt Sohn Jan und auch Vater Alexander berichtet, dass diese Zeit eigentlich kaum in Worte zu fassen sei.
Trotz schlechter Prognosen überlebt Mandy Klöckner, kämpft sich in der Reha in Bonn in kleinen Schritten ins Leben zurück. In der Zwischenzeit kümmert sich BWL-Student Jan mit seinem Vater um die Bürokratie.
Sie schreiben unzählige Mails an Behörden und Versicherungen, damit die Familie die Zahlungen erhält, die den Verdienstausfall der Mutter und die Pflegekosten abdecken. Vater und Sohn beschreiben diese Zeit als "sehr kräftezehrend". Und ein Ende ist nicht in Sicht.
Nur wenige anerkannte Impfschäden in Rheinland-Pfalz
Denn das Thema beschäftigt die Familie noch immer. Dabei ist Mandy Klöckner eine von neun Personen in Rheinland-Pfalz, deren Impfschaden offiziell anerkannt ist. Sie erhält deshalb auch Geld vom Land, ihr Lohn als Erzieherin wird bisher über mehrere Stellen ausgeglichen.
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Millionen Menschen haben sich gegen das Coronavirus impfen lassen und leichte Nebenwirkungen verspürt. Wenige trugen offenbar bleibende Schäden davon - und fühlen sich nun allein gelassen mit ihren Fragen.
Doch schon bald müssen neue Gutachten gemacht werden. Sohn Jan fürchtet, dass Leistungen gekürzt werden könnten. "Das ist natürlich auch an Existenzängste gekoppelt, weil man nicht weiß, wie es in Zukunft weitergeht. Man hat keine finanzielle Planungssicherheit und ist immer so wie eine Art Bittsteller auf die Gnade der Behörden angewiesen.“
Gegen diese ständige Ungewissheit könnte aus Sicht der Klöckners auch ein Entschädigungsfonds helfen, in den der Bund Mittel für die Opfer schwerer Impfschäden zur Verfügung stellt.
Gesundheitsministerium plant keinen Entschädigungsfonds
Doch das Bundesministerium für Gesundheit teilt auf SWR-Anfrage mit, dass ein Entschädigungsfonds nicht geplant sei. Auch ein über politische Kontakte angebahntes Gespräch mit Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) habe es bisher nicht gegeben, es sei nicht mal ein Termin gefunden worden.
Jan Klöckner ist selbst gegen Corona geimpft und kein Impfgegner. Von der Politik und den Behörden ist er aber enttäuscht: "Ich würde mir erhoffen, dass die Politik einfach sensibel für das Thema wird und auch die Opfer dementsprechend entschädigt."
Für Familie Klöckner aus Trier heißt das, dass sie zunächst weiter in Ungewissheit leben muss.