Auch zwei Jahre nach den ersten Corona-Impfungen fällt es schwer, einen möglichen Impfschaden nachzuweisen. Viele Patienten ziehen von Arzt zu Arzt. So auch Susanne Hoellen aus Trier.
Betritt man das Arbeitszimmer von Susanne Hoellen aus Trier, so fällt einem direkt die zwei Liter Wasserflasche auf, die vor ihr auf dem Schreibtisch steht und sie ans regelmäßige Trinken erinnert. Viel Wasser braucht sie für eine gute Konzentration bei der Einarbeitung, sagt sie lächelnd. Die 40-Jährige ist erst seit wenigen Wochen wieder zurück in ihrem Beruf, in einem ambulanten Pflegedienst der ökumenischen Sozialstation in Trier. Ein Job, den sie sehr gerne macht. "Aktuell arbeite ich erstmal sechs Stunden am Tag", sagt sie. Ein Pensum, was bis vor wenigen Monaten für sie nicht denkbar war.
In ihrem Beruf als Pflegedienstleiterin wurde die Pandemie für Susanne und ihre Kollegen recht früh zum alltäglichen Begleiter und sie arrangierten sich damit. An die Corona-Maßnahmen und Einschränkungen beim Reisen oder bei ihrem regelmäßigen Sport hatte sie sich schnell gewöhnt, wie sie erzählt. Im Januar vor zwei Jahren erkrankte sie dann an Corona, kam aber schnell wieder auf die Beine und ließ sich nur wenige Monate später das erste Mal impfen. Ende Dezember 2021 stand dann die zweite Corona-Impfung für sie auf dem Plan.
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Erste Symptome kamen wenige Wochen nach Impfung
Den ersten Moment Ende Januar 2022, als Susanne bemerkte, dass etwas mit ihr nicht stimmt, wird sie nie vergessen. Alles in ihr hat gekribbelt, ihr Herz hat geflimmert, erinnert sich Susanne, so wie sie es noch nie hatte. Es war ein Gefühl, als springe ihr das Herz aus der Brust, erzählt sie.
Auf der Suche nach der Ursache
Zuerst schob sie ihre gesundheitlichen Probleme auf die berufliche Überlastung. Aber die Schmerzen gingen nicht weg. Ganz im Gegenteil: Neben dem Herzrasen kamen auf einmal Schwindel, Muskel- sowie Gelenkschmerzen und der sogenannte "Hirnnebel" dazu. Vor allem der enorme Druck und die "Blitze im Kopf", wie sie es beschreibt, verursachten Schmerzen und machten es für sie unmöglich, Informationen zu verarbeiten. Der Sport, lange Wanderungen und Treffen mit Freunden wurden von Mal zu Mal anstrengender. Im Sommer zog sie dann auch auf der Arbeit die Reißleine. Immer wieder versuchte sie, ein Muster zu erkennen, um sich anpassen zu können. Vergeblich!
Susanne entscheidet sich für einen Ärztemarathon
Auf der Suche nach dem Auslöser ihrer Beschwerden hat Susanne einige Besuche bei Fachärzten wie Neurologe, Orthopäde, Hals-Nasen-Ohrenarzt, Zahnarzt und Heilpraktikern hinter sich gebracht. Die Ärzte vermuteten Migräne, einen Bandscheibenvorfall, die Psyche, Bluthochdruck und Burn-out. Parallel dazu hat sie sich im Bekanntenkreis schlau gemacht, durfte sich bei der "Long Covid Ambulanz" vorstellen und hat ihre Blutwerte kontrollieren lassen. So erfährt sie auch vom sogenannten "Post-Vaccine-Syndrom", was bedeuten könnte, dass sie die Symptome infolge der zweiten Corona-Impfung entwickelt hat. Aus ihrer Sicht könnte es zeitlich passen, da die Symptome wenige Wochen nach der Impfung begannen und ihre Blutwerte auffällig waren.
Damit wäre sie in der Region nicht die Einzige. Nach Angaben des Gesundheitsamtes des Landkreises Trier-Saarburg gab es in deren Zuständigkeitsbereich 14 Meldungen von unerwünschten Arzneimittelwirkungen im Zusammenhang mit Corona-Impfungen. Dabei handele es sich nicht etwa um die Folgen einer Corona-Erkrankung, sondern die möglichen Spätfolgen einer Impfung, worunter die Patienten leiden, so das Gesundheitsamt.
Nach Corona-Schutzimpfung 291 Verdachtsfälle auf Impfschäden in RLP
Zwei Jahre nach dem Start der Corona-Schutzimpfungen in Rheinland-Pfalz (27.12.2020) gibt es landesweit 291 Verdachtsfälle von gesundheitlichen Schäden durch die Impfung.
Wie auch bei Susanne. In den vergangenen Monaten hat es nach den Arztbesuchen immer wieder Tränen bei ihr gegeben, denn eine konkrete Diagnose hat sie bis heute nicht. Dennoch kann sie die Sicht der Mediziner auch verstehen.
Als Impfgegnerin abgestempelt
Und dann liegt ihr auch noch ein anderes Thema schwer im Magen. Vor allem auf Online-Plattformen, auf denen sie unterwegs ist, begegnet sie immer wieder Menschen, die sie schnell als Impfgegnerin bezeichnen. Dabei will sie sich nicht an einer Diagnose oder Krankheit festbeißen, wie sie mehrfach betont, sondern auf ihre Situation aufmerksam machen.
Mehrere Blutwäschen haben geholfen
Mit Unterstützung von Freunden, Familie und ihren Kollegen sowie mehreren Blutwäschen in einer Fachklinik in Hannover, geht es Susanne mittlerweile wieder besser.
Ohne die Unterstützung von ihrem Umfeld, hätte sie das vergangene Jahr aber nicht geschafft, sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht. Susanne freut sich auf die Arbeit mit den Kollegen und hofft, bald wieder ihren Sport machen zu können. Bestimmt wird es auch irgendwann eine Diagnose geben, denn die ist bislang ausgeblieben. Jetzt möchte die Triererin sich aber erst wieder vollständig regenerieren und zur Unbeschwertheit zurückkehren.
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