Ein gemeinsames Zentrum der Polizei- und Zollzusammenarbeit am Luxemburger Flughafen koordiniert seit 20 Jahren die grenzüberschreitende Fahndung nach Kriminellen.
Kriminelle sprengen einen Geldautomaten mitten in der Nacht in Bitburg. Sie flüchten mit einem Sportwagen über die nahe Bundesstraße, dann weiter über die Autobahn nach Belgien.
Schnell wird klar, es ist ein Fall für das Gemeinsame Zentrum der Polizei- und Zollzusammenarbeit in Luxemburg. Seit 20 Jahren liefern die Beamten im Lagezentrum, in der Nähe des Luxemburger Flughafens, ihren Kollegen vor Ort wichtige Informationen bei grenzüberschreitenden Fahndungen und Delikten.
Panzerknacker im Visier: Polizeikontrollen auf der A60 bei Prüm
Die Bandbreite der Einsätze reicht von Raubüberfällen, Schockanrufen bis zu Verkehrsdelikten und Tankbetrügereien.
Beamte aus Ländern der Großregion Sar-Lor-Lux im Einsatz
Beim Kampf gegen die internationale Kriminalität sitzen Polizei- und Zollbeamte aus Luxemburg, Belgien, Frankreich und Deutschland an einem Tisch.
"Europaweit ist diese Polizeidienststelle einzigartig", sagt Kriminalhauptkommissar Mario Wolter. Die Herausforderung: In der Großregion Sar-Lor-Lux gibt es vier Staatsgrenzen auf kleinstem Raum. Das könne ein Eldorado für Kriminelle sein, erzählt Wolter.
Grenzgebiet zieht Kriminelle an
Viele Kriminelle begehen Straftaten und flüchten dann ins nahe Ausland, weil sie annehmen, nicht über die Staatsgrenze hinweg verfolgt zu werden. Genau deshalb wurde beschlossen, dass die Ermittlungsbehörden enger in der Großregion Sar-Lor-Lux zusammenarbeiten.
"Fast 90 Prozent aller Fälle, die an das Zentrum herangetragen werden, werden innerhalb von vier Stunden bearbeitet. Informationen werden dorthin gesteuert, wo sie hingehören". Das sei die Hauptaufgabe der internationalen Dienststelle, sagt Wolter.
Zahl der Anfragen an das Zentrum stark angestiegen
So hat sich die Zahl der Anfragen in den letzen Jahren um etwa 30 Prozent erhöht. Im Jahr 2022 sind 21.500 Anfragen aus den vier Ländern beim Gemeinsamen Zentrum eingegangen. Die Kollegen vor Ort schnell mit Informationen zu versorgen, erhöhe auch deren Sicherheit. Sie könnten dann die Situation besser einschätzen und ihren Einsatz besser bewältigen, sagt Wolter.
Spannende Kommunikation in mehreren Sprachen
Fast alle 40 Mitarbeiter beherrschen die Sprachen der unterschiedlichen Länder - eine Grundvoraussetzung in dem Job. "Manchmal läuft die Kommunikation so ab, dass innerhalb eines Satzes in eine andere Sprache gewechselt wird". Im Nachhinein wundere er sich manchmal, wie sich die unterschiedlichen Sprachen manchmal vermischten, sagt Wolter. "Hauptsache das Gegenüber hat verstanden, was gemeint ist".
Unterschiedliche Rechtssysteme in der Großregion machen die Polizei-Arbeit knifflig
Auch in Rechtsfragen müssen die Beamten sattelfest sein. Täter, die Staatsgrenzen überschreiten, begeben sich in andere Rechtslagen. In Deutschland zum Beispiel, regelt das Gefahrenabwehrrecht, dass Polizisten Maßnahmen beschließen können. Französische Beamte müssen sich das von ihren Justizbehörden genehmigen lassen.
Wird beispielsweise eine suizidgefährdete Person vermisst, dürfen Polizisten in Deutschland das Handy orten. In den anderen Staaten der Großregion geht das nicht. All dies müssen die Polizisten der internationalen Dienststelle beachten.
Hund als Zeuge vorgeladen
Seit dem Bestehen der internationalen Kooperationsstelle gab es auch erfreuliche Einsätze. Bei einer Wohnungsdurchsuchung nach einem Rauschgiftdelikt in Luxemburg ist den Ermittlern ein Hund aufgefallen. Zwischen dem Hund und seinem vermeintlichen Herrchen stimmte etwas nicht.
"Es hat sich dann herausgestellt, dass dieser Hund in Deutschland gestohlen wurde", schmunzelt Wolter. Daraufhin luden die Ermittler den Hund zu einer Gegenüberstellung mit potenziellen Herrchen aus Deutschland ein. Tatsächlich erkannte der Vierbeiner seinen richtigen Besitzer wieder. "Das war mit das Lustigste, was wir bis dato hier erlebt hatten. Aber auch da war die internationale Zusammenarbeit gefordert", lacht Wolter.