Bei einer großen Kontrolle an der luxemburgischen Grenze hat die Bundespolizei Trier nach unerlaubten Einwanderern gesucht. Denn bei Schleusern wird die Route immer beliebter.
Eine Blechkarawane schiebt sich die Autobahn 64 hoch. Doch Schuld am Stau an der Grenze zu Luxemburg auf dem Markusberg ist weder ein Unfall noch eine Baustelle, sondern eine große Verkehrskontrolle der Bundespolizei Trier.
Mit einer Kelle winkt ein Beamter die Autofahrer auf einen Rastplatz, wo schon mehr als 20 Kollegen in Warnwesten warten. Sie lassen sich Führerscheine zeigen, durchsuchen Kofferräume und Ladeflächen. Denn dort könnten sich Menschen verstecken, die unerlaubt nach Deutschland einreisen wollen.
Immer mehr illegale Einreisen über Luxemburg und Belgien
Seit einigen Monaten stellen Bundespolizisten an den Grenzen zu Luxemburg und Belgien einen Anstieg von illegalen Einreisen fest. Allein im Jahr 2022 verzeichneten die Inspektion in der Region Trier 1.500 illegale Grenzübertritte. Zum Vergleich: 2019 und 2020 waren es zusammen rund 1.100 unerlaubte Einreisen.
Ein Trend, der auch bundesweit zu beobachten ist. Bis 6. Dezember wurden rund 85.300 Menschen bei der unerlaubten Einreise nach Deutschland aufgegriffen. 2021 waren es laut Bundespolizei etwa 57.600.
Geflüchtete kommen im Zug, im Flugzeug, im Lastwagen oder Auto
Zumeist sind es Geflüchtete aus Afghanistan oder Syrien, die in Zügen an den Bahnhöfen oder in Flugzeugen am Flughafen Hahn im Hunsrück ankommen. Aber immer wieder lassen sich Asylbewerber auch in Lastwagen oder Bussen über die Grenze bringen.
"Hier auf der Autobahn 64 haben wir schon mal einen Lastwagen mit sieben, acht Leuten auf der Ladefläche gefunden", sagt Stefan Döhn, Pressesprecher der Bundespolizei Trier, oder auch mal eine ganze Familie in einem Reisebus.
Bundespolizei Trier muss 200 Kilometer Grenze überwachen
Doch die Beamten winken auf dem Markusberg nicht nur Sattelschlepper raus. Auch Sportwagen und Kleinbusse werden aus dem Verkehr gezogen. Vor allem Modelle mit abgedunkelten Scheiben, hinter denen sich Menschen verbergen könnten.
"Mit der Zeit kriegt man als Polizist ein Gespür dafür, wen man rauszieht und wen nicht", erklärt Pressesprecher Döhn. Dennoch könne die Bundespolizei Trier nicht alle Schleuser schnappen. Schon allein weil die Inspektion fast 200 Kilometer Grenze zu Belgien und Luxemburg überwachen muss mit vielen Grenzübergängen an Sauer und Our.
Am Mittwoch immerhin wird die Bundespolizei Trier vom Zoll und von Kollegen aus dem saarländischen Bexbach unterstützt. Dass man sich bei Kontrollen mit dem benachbarten Bundesland, aber auch mit den Behörden in Luxemburg, Belgien und Frankreich abstimme, sei Standard.
An der Fluchtroute über den Balkan wird stärker kontrolliert
Und dennoch. "Die große Politik merkt man hier sofort", sagt Stefan Jäger, Leiter der Bundespolizei Trier. Nicht nur weil wegen des Bürgerkrieges in Syrien und dem Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan immer mehr Menschen aus diesen Ländern flüchteten. "Wir haben heute sehr viel mehr zu tun als das 2015 der Fall war, als auch schon viele Menschen aus Krisen- und Kriegsgebieten geflüchtet sind."
Asylbewerber kämen zunehmend über die Westroute, also über Belgien, Luxemburg oder Frankreich. Früher seien Syrer und Afghanen vor allem über den Balkan und die deutsch-österreichische Grenze bei Rosenheim ins Land gekommen. Doch in Osteuropa gebe es inzwischen deutlich mehr Kontrollen als früher, weswegen Geflüchtete ausweichen müssten.
Ohne Schleuser nicht denkbar
Häufig haben sie dabei nach Ansicht der Bundespolizei kriminelle Helfer. "Wir haben viele Fälle dabei, in denen wir davon ausgehen, dass dahinter eine Organisationsstruktur von Schleusern stehen muss", sagt der Trierer Bundespolizeichef Jäger.
Diese Hintermänner zu ermitteln, sei aber extrem schwierig. An den EU-Grenzen seien die Migranten meist ohne Begleitung. Die Ermittler gehen zwar davon aus, dass mehr als die Hälfte der Fälle auf Schleusungen zurückgehe, sagt Pressesprecher Stefan Döhn. Aber zu belegen sei das kaum.
Hinter illegaler Einreise stehen oft menschliche Schicksale
"Wir haben auch Fälle, wo wir wirklich schlucken müssen", sagt Stefan Jäger: "Wenn man sieht, das sind Flüchtlinge, die aus den ärmsten Verhältnissen in Syrien oder Nordafrika unter Aufbietung aller Möglichkeiten, die sie haben, flüchten." Man sehe den Menschen dann an, dass sie Angst hätten - vor den Behörden und vor einer Zurückführung.
"Wir versuchen, sie dann in Ruhe abzuholen und informieren sie, wie es weitergeht", sagt Jäger. Für manche geht es in eine der Aufnahmeeinrichtungen des Landes, zum Beispiel nach Trier, Hermeskeil oder Bernkastel-Kues. Für andere führt der Weg zurück nach Luxemburg oder ins Heimatland.
Keine illegalen Einwanderer aufgegriffen
Am Mittwoch ist den Beamten kein Schleuser ins Netz gegangen. Nach sechs Stunden wurde kein illegaler Einreisender gefunden. "Wir haben aber andere Delikte festgestellt", sagt Pressesprecher Stefan Döhn.
Zum Beispiel wurden Fahrer aus dem Verkehr gezogen, die ohne Führerschein unterwegs waren oder vom Gericht oder der Staatsanwaltschaft gesucht wurden. Weitere Kontrollen - auch mit großem Aufgebot - sind daher bereits geplant.