In Monzelfeld lebt eine Schwalbenkolonie. Die einen lieben die Vögel, die anderen wollen sie loswerden. Um den sozialen Frieden zu wahren, bekommen die Tiere ein neues Zuhause.
Jens Schuler war kaum in sein neues Haus eingezogen, da hatte er schon Mitbewohner. "Der Rohbau war fertig, die Fenster waren drin, da hab ich schon das Fiepsen gehört", erinnert sich der junge Mann. Und die ersten Schwalben kreisten um sein neues Zuhause im Neubaugebiet von Monzelfeld im Hunsrück.
Inzwischen haben die geschützten Vögel zwölf Nester unter seinem Dach gebaut. Dutzende Schwalben gehen ein und aus. Es geht zu wie in einem Taubenschlag. "Mich stört das nicht", sagt Schuler: "Die fressen ja die Stechmücken weg, die uns sonst nachts am Schlafen hindern." Neben seiner Haustür hängt eine Plakette mit der Aufschrift "schwalbenfreundliches Haus".
Aber nicht jeder seiner Nachbarn freue sich über die Schwalben, sagt Schuler. Denn die Zugvögel kreisen über dem gesamten Neubaugebiet. Ihr Geschrei ist meterweit zu hören und ihr Kot landet auf Häusern, Terrassen und in Gärten. Manche Anwohner würden die Vögel daher gerne loswerden.
Schwalben gefährden sozialen Frieden in Monzelfeld
Die Nester zu entfernen, ist aber verboten. Denn Rauch- und Mehlschwalben werden immer seltener, sind mancherorts sogar vom Aussterben bedroht, sagt Dorit Vogel vom NABU Wittlich. Die Tiere fänden in Deutschland kaum noch Nistplätze und Futter. Sie ernähren sich nur von Insekten und brauchen Lehm, um ihre Nester zu bauen. "Hier in Monzelfeld sind die Bedingungen perfekt", sagt die Umweltschützerin, die selbst in diesem Neubaugebiet wohnt.
Nur sehen das viele ihrer Nachbarn anders. Manche Anwohner haben Netze um die Dachbalken gespannt, um die Vögel zu vertreiben. Andere haben die Nester sogar abgeschlagen. "Wir mussten uns also etwas überlegen, um den sozialen Frieden hier zu wahren", sagt Dorit Vogel. Und es zeichnet sich jetzt vielleicht eine Lösung ab: die Schwalben sollen in der Nähe des Neubaugebietes ein neues Zuhause bekommen.
Platz für 120 Tiere, abseits des Neubaugebietes
Nur wenige Meter von den Häusern entfernt, liegt, verborgen hinter Sträuchern, ein Regenrückhaltebecken. Rundherum erstrecken sich Felder. "Das hier ist ein kleines Biotop", sagt Achim Degen, Vorsitzender des Heimatvereins Monzelfeld: "Hier finden sie Nahrung und freie Flugfläche. Es wäre der perfekte Platz für die Schwalben." Genau hier wollen sein Verein und der NABU daher ein neues Heim für die Vögel bauen, einen sogenannten Schwalbenturm.
Ein solcher steht schon in der Nähe von Prüm. Er sieht aus wie ein übergroßer Regenschirm. Konstruiert hat ihn ein Mann aus der Eifel, der schon mehrere solcher Schwalbenhäuser gebaut hat. Demnach muss so ein Turm etwa fünf Meter hoch sein. Er braucht ein kräftiges Fundament, das die Stange und das Häuschen an der Spitze halten kann. "Dort werden dann 30 Nester montiert", sagt Degen. Rund 120 Tiere könnten dort dann erstmal Platz finden: "Und die Schwalben können dann ja auch noch selbst Nester dazu bauen."
Anlage soll Vögel zum Schwalbenhaus locken
Sofern sie ihr neues Zuhause auch annehmen. "Es besteht natürlich die Möglichkeit, dass die Tiere die Nester links liegen lassen", sagt Degen. Die 4000 Euro für den Turm hätte der Verein dann in den Sand gesetzt. Ein Risiko, das die Ehrenamtlichen eingehen müssen. Es lohnt sich für jedes Tierchen zu kämpfen", sagt der Vereinsvorsitzende.
Immerhin: Es gibt Anlagen, die die Vögel anlocken können. "Die senden dann einen Lockruf aus und die Schwalben kommen her", sagt Achim Degen - so jedenfalls die Theorie: "Die Schwalbensprache spreche ich leider noch nicht. Aber diese Geräte zwitschern wohl, sodass die Tiere denken, da würde schon eine ganze Familie sitzen."
Schwalbenturm soll im August aufgebaut werden
Der Eifeler Konstrukteur hat bereits mit dem Bau des Turms begonnen. Aufgestellt wird er aber frühestens Ende August, sagt Degen. Denn der Heimatverein müsse sich wegen des Schwalbenhauses noch mit der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich absprechen. "Wir müssen schauen, ob wir für den Turm eine Baugenehmigung brauchen", sagt der Vorsitzende des Vereins. Das sei leider kein Witz.
Degen ist aber zuversichtlich, dass die Sache schnell geklärt ist. Dann könnten die Schwalben noch umziehen, bevor es im Winter wieder zurück nach Afrika geht. Jens Schuler macht es immer traurig, wenn seine Mitbewohner nach Süden fliegen: "Dann wird es immer so still." Seine Nachbarn hingegen dürften diese Stille zu schätzen wissen.