Der Klimawandel sorgt dafür, dass viele Vögel ihr Verhalten ändern. Welche Konsequenzen hat das für die Vogelwelt?
Gerade ist über unseren Köpfen wieder so einiges los – denn der Vogelzug ist in vollem Gange. Das heißt: Heimische Vögel machen sich auf Richtung Süden. Im Gegenzug kommen Vögel aus dem Norden, um hier bei uns zu überwintern. Allerdings gerät der Vogelzug zunehmend durcheinander.
Der Männliche Hausrotschwanz verzichtet immer häufiger auf die Reise in den Süden
Das Gezwitscher des Hausrotschwanzes hört man mittlerweile auch im Winter bei uns. Denn der Hausrotschwanz ist vom einst klassischen Zugvogel durch den Klimawandel teilweise zum Standvogel geworden. Vor allem die Männchen unter den Hausrotschwänzen verzichten heute oft auf die Reise in den Süden. Auch bei Staren und Singdrosseln bleiben viele Exemplare hier. Denn die Winter bei uns sind milder geworden und das Nahrungsangebot reicht meistens aus.
Störche fliegen nur noch Kurzstrecke
Auch der Storch hat sich dem Klimawandel angepasst. Viele Exemplare fliegen heute lieber Kurz- statt Langstrecke. Statt in Afrika überwintern sie im milden Spanien. Auf den dortigen Müllkippen und Reisfeldern gibt es genug Nahrung und die kürzeren Hin- und Rückflüge sparen viel Energie.
Mönchsgrasmücken überwintern jetzt häufiger im Norden
Völlig auf den Kopf gestellt, und zwar wortwörtlich, hat die Mönchsgrasmücke ihr Zugverhalten. Einst flogen die Vögel von uns aus Richtung Süden, da es dort im Winter wärmer ist. Heute dagegen geht es für viele von ihnen nach Norden! Und zwar nach England. Denn auch dort sind die Winter inzwischen mild genug. Und: die Engländer gelten als fanatische Vogelfreunde. Die dortigen Futterhäuschen sind jederzeit bestens gefüllt und könnten ein zusätzlicher Anreiz gewesen sein, die Flugroute umzustellen, vermutet eine Ornithologin.
Mehlschwalben früher zurück im Frühjahr
Ebenfalls durcheinandergeraten sind durch den Klimawandel viele Ankunft- und Abflugzeiten. Denn die Winter bei uns werden ja nicht nur milder, sondern auch immer kürzer. Ergebnis: Viele Arten sind heute viel zeitiger aus dem Winterquartier zurück, die Mehlschwalbe zum Beispiel im Durchschnitt zehn Tage früher als vor 30 Jahren. Insgesamt zeigt sich also: Viele Zugvögel können ihr Verhalten dem Klimawandel gut anpassen.
Vergebliche Suche nach dem Kuckucksnest
Einige Arten haben allerdings Probleme damit. Zum Beispiel: Der Kuckuck. Er ist ein Langstreckenzieher und hat dieses Verhalten bisher auch nicht geändert. Das wird zum Problem, denn wenn er, so wie immer, im April aus Afrika zurückkommt, braucht er ein fremdes Nest, dem er sein Ei unterjubeln kann. Wenn die anderen Vögel aber schon viel früher zurück und am Brüten sind, gerät dieser Zeitplan durcheinander, der Nachwuchs bleibt aus. Der Kuckuck könnte also unter den Zugvögeln zum Verlierer des Klimawandels werden.