Das Mosbrucher Moor in der Vulkaneifel trocknet aus. Helfen würde nach Ansicht von Umweltschützern ein Staudamm. Wegen der Moorschutzstrategie könnte dafür nun Geld frei werden.
Als Jürgen Gitzen ein kleiner Junge war, ist seinen Eltern eine Kuh entlaufen. Tagelang tauchte das Rind nicht auf. Die Suche: erfolglos. Bis das Tier eines Tages wieder auf der Weide stand, das ganze Fell voller schwarzem Torf.
Die Kuh ist damals im Moor von Mosbruch versunken. "Die muss um ihr Leben gekämpft haben, um da wieder rauszukommen", sagt Gitzen, der heute Ortsbürgermeister der Gemeinde in der Vulkaneifel ist.
Der Vorfall mit der Kuh ist inzwischen mehr als 50 Jahre her. Damals stachen die Mosbrucher noch Torf am Weiher. Und warnten ihre Kinder davor, nicht zu nahe am Moor zu spielen.
90 Prozent der Moore in Deutschland sind ausgetrocknet
Heute kann in Mosbruch niemand mehr versinken. Spaziergänger kommen fast trockenen Fußes durch das Gebiet. Birken und Weiden wachsen dort, wo früher nur Sumpf war. Denn dem Moor fehle es an Wasser, sagt Gerd Ostermann, Biotopbetreuer im Vulkaneifelkreis.
Wegen des Klimawandels sei das Moor über die Jahre ausgetrocknet - so wie 90 Prozent der Moore in der Bundesrepublik. Die Folgen für die Umwelt sind fatal. Denn wenn ein Moor trocken fällt, werden Treibhausgase frei, die zuvor im Torf gebunden waren. Daher sind Moore nach Angaben des Bundes für 7,5 Prozent des deutschen CO²-Ausstoßes verantwortlich.
Moorschutzstrategie könnte auch Eifeler Moor retten
Die Ampelregierung im Bund will gegensteuern und hat eine sogenannte Moorschutzstrategie beschlossen. 115 Millionen Euro Fördergeld sollen dafür eingesetzt werden, die deutschen Moore wieder zu vernässen. Geld, das man auch in Mosbruch gut gebrauchen könnte, wie Ortsbürgermeister Jürgen Gitzen sagt. Zum Beispiel, um einen Staudamm zu bauen.
Der könnte dafür sorgen, dass das Regenwasser nicht abfließt, sondern im Talkessel bleibt. Der Haken: Wer einen Damm bauen will, braucht viel Geld. Gitzen rechnet mit Kosten von mehr als 300.000 Euro: "Wir hoffen jetzt, dass wir hier auf die Moorschutzstrategie zurückgreifen können."
Staudamm hält am Mürmes das Wasser zurück
Dass so ein Staudamm funktioniert, zeigt sich 20 Kilometer südlich von Mosbruch, am sogenannten Mürmes. Im Kessel eines alten Maares liegt hier, zwischen Ellscheid und Mehren, eines der bedeutsamsten Moore von Rheinland-Pfalz.
Wer hier durchwaten will, muss sich Gummistiefel anziehen. Rötliches Moos bedeckt den Boden, darunter liegt eine metertiefe Torfschicht. Selbst in diesem heißen Sommer stand im Mürmes noch das Wasser, sagt Biotopbetreuer Ostermann: "Im Großen und Ganzen ist es gelungen, dieses Moor zu erhalten und sogar zu vergrößern." Seltene Pflanzen- und Tierarten hätten sich wieder angesiedelt. Zum Beispiel der Moorbeerenscheckenfalter. Ein Schmetterling, der im Land nur noch an sehr wenigen Orten vorkommt.
Erst Fischteich, dann Torfgrube, dann Moor
Dabei hat der Mürmes eine ähnliche Geschichte wie der Mosbrucher Weiher. Das Moor wurde jahrelang als Fischteich und dann als Torfgrube genutzt, bevor es sich selbst überlassen wurde. Nur durch die Arbeit von Naturschützern, vor allem vom Nabu Daun, konnte die Landschaft gerettet werden.
Der Meilenstein war für Josef Wagner vom Nabu der Bau des Staudamms im Jahr 2016: "Seit dieser Zeit haben wir hier wieder deutlich mehr Wasser in der Fläche." Zudem sorgt eine spezielle Anlage dafür, dass Nitrat und andere Schadstoffe aus der Landwirtschaft nicht im Moor landen.
Umweltschützer sind zufrieden mit Mürmes
Der Mürmes konnte sich also erholen. "Wir sind sehr zufrieden damit, was wir hier erreichen konnten", fasst Wagner zusammen. Der ehemalige Förster würde sich aber wünschen, dass das auch in Mosbruch klappt.
Das würde nicht nur Jürgen Gitzen freuen, wenn seine Heimat irgendwann wieder so aussehen würde wie in seiner Kindheit. Auch dem Klimaschutz wäre geholfen.