In Rheinland-Pfalz hat für fast 548.000 Schülerinnen und Schüler der Unterricht angefangen. Es sind gut 10.000 mehr als im vergangenen Schuljahr. Zudem gibt es einige Neuregelungen.
Allein die Zahl der Erstklässler beläuft sich im neuen Schuljahr auf mehr als 41.000 – das sind laut Bildungsministerium so viele wie seit knapp 20 Jahren nicht mehr. Ein Grund dafür sei die wachsende Zahl geflüchteter Kinder, unter anderem aus der Ukraine.
Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) sagte, die Herausforderungen für die Schulen nähmen zu, eine gute Unterrichtsversorgung bleibe in Rheinland-Pfalz aber gewährleistet. Es seien 400 zusätzliche Planstellen und mehr als 200 zusätzliche befristete Beschäftigungsstellen eingerichtet worden. Alle zum Schuljahreswechsel offenen Planstellen könnten zudem bis zum Ende des Halbjahres mit Lehrkräften besetzt werden, so Hubig. Allerdings räumte sie ein, dass Vertretungslehrkräfte schwer zu finden seien.
GEW: Rheinland-Pfalz muss mehr Lehrkräfte gewinnen
Stefan Jakobs von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sagte im SWR, es sei kein Einzelfall mehr, dass Referendare Klassenleitungen übernehmen müssten. Diese würden das in der Regel zwar nicht allein machen, aber es sei eine fordernde Situation. In Rheinland-Pfalz müssten unbedingt mehr Lehrkräfte gewonnen werden, sagte Jakobs. Es werde an den Universitäten im Land nicht in der Anzahl ausgebildet, wie die Stellen frei würden. Man brauche daher den Import ausgebildeter Lehrkräfte nach Rheinland-Pfalz. Schlechtere Bezahlung an Grundschulen sei kein Weg, um attraktiver zu werden.
VBE fordert bessere Arbeitsbedingungen
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) forderte bessere Arbeitsbedingungen in den Schulen, damit sich wieder mehr Menschen für den Lehrerberuf entscheiden. Der Personalmangel sei ein großes Problem. Es brauche unter anderem mehr Sozialarbeiter, Psychologen und andere Professionen an den Schulen, um Lehrkräfte zu entlasten. Zudem müssten Grundschullehrer besser bezahlt werden.
Keine Festlegung auf Förderschule vor der ersten Klasse
Die rheinland-pfälzischen Grundschulen müssen sich mit dem Beginn des neuen Schuljahrs auf eine wesentliche Neuerung einstellen, die die Kinder mit Lernbehinderung betrifft: Erstmals werden alle Schulanfänger an der Grundschule ihres Wohnortes angemeldet, die Festlegung auf eine Förderschule noch vor der ersten Klasse soll vermieden werden.
Zunächst gleiche Chancen für Kinder mit Lernbehinderung
Bisher konnten Kinder mit einer Lernbehinderung direkt in die 1. Klasse einer Förderschule eingeschult werden, wenn ein entsprechendes Gutachten vorlag. Jetzt sollen alle Kinder von Anfang an zunächst einmal gleiche Chancen erhalten, wie Bildungsministerin Hubig sagte.
Das Bildungsministerium betont aber auch, dass die Förderschulen nicht abgeschafft werden. Sollten Kinder dem Lernen in der 1. Klasse der regulären Grundschule wirklich nicht gewachsen sein, könnten sie ab der 2. Klasse in die Förderschule wechseln. Kinder mit schwersten körperlichen und geistigen Einschränkungen können nach wie vor direkt in einer Förderschule eingeschult werden.
Einige Neuregelungen an Grundschulen
An Grundschulen in Rheinland-Pfalz gibt es ab diesem Schuljahr noch einige weitere neue Regelungen - ein Überblick:
Neues Schuljahr mit einigen Änderungen Das ist neu an Grundschulen in Rheinland-Pfalz
Das neue Schuljahr hat in RLP begonnen. An Grundschulen geht der Start mit einigen Neuregelungen einher - ein Überblick.
Gibt es ausreichend Personal an den Grundschulen?
Verbände, Gewerkschaften und viele Eltern haben die Neuregelung zu den Förderschulen grundsätzlich begrüßt. Es wird allerdings befürchtet, dass das Personal an den Grundschulen in Rheinland-Pfalz nicht ausreicht, um allen Kindern gerecht zu werden. Das Bildungsministerium will deshalb die Förder- und Beratungszentren im Land mit rund 260 zusätzlichen Stellen stärken.
An diese Zentren können sich Grundschulen wenden, wenn sie personelle Unterstützung brauchen, um Kinder mit einem besonderen Förderbedarf zu unterstützen. Die Zentren entsenden im Bedarfsfall für eine gewisse Zeit ausgebildete Förderschulkräfte an die entsprechenden Schulen. Kritiker sind der Ansicht, dass dieses Modell aber nicht ausreichend sei, um Kindern mit Förderbedarf gerecht zu werden.
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CDU gegen die Neuregelung: Belastung für Lehrkräfte steigt
Die CDU-Opposition lehnt die Neuregelung ab. Die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion, Jenny Groß, sagte, Kinder mit Förderbedarf träfen in den Regelgrundschulen jetzt auf Lehrkräfte, die auf die besonderen Aufgaben nicht vorbereitet seien. Für die Lehrkräfte steige die Belastung.
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Hubig: Fast alle Schulen digital ausgestattet
99 Prozent der Schulen in Rheinland-Pfalz hätten eine gute WLAN-Basisausstattung, sagte Hubig zum Schuljahresbeginn. "Wir werden das Bildungsportal RLP, das digitale Bücherregal und den Schulchat weiter vorantreiben und haben mit dem KI-Tool 'fobizz' einen echten Nerv getroffen", so die Ministerin.
Die Bildungsministerin betonte die Bedeutung der digitalen Kompetenzen für die Schülerinnen und Schüler. Die Kinder und Jugendlichen müssten lernen, mit Social Media und Tiktok umzugehen. Wichtig sei daher auch, dass es einen Digitalpakt 2.0 gebe und dieser von der Bundesregierung ausreichend finanziell ausgestattet sei.
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