Der Klimawandel wird die Waldbrandgefahr auch in Rheinland-Pfalz verschärfen. Davor haben Experten beim "Binger Waldsymposium 2023" gewarnt.
Es war ein Bild des heißen Sommers 2022: Nach einem Waldbrand unterhalb des Hambacher Schlosses umringen dicke Rauchschwaden das berühmte Gemäuer. Experten sind sich einig, dass der Klimawandel samt zunehmender Trockenheit und einer größeren Zahl an Hitzetagen die Waldbrandgefahr nach oben treibt.
Auch wenn das waldreiche Rheinland-Pfalz nicht zu den absoluten Hotspots zählt, stellen sich Feuerwehren, Forstverwaltung und Landesregierung auf mehr Brände ein - mit all seinen Folgen.
Trockenheit führt zu mehr Waldbränden
"Es wird wärmer und trockener, dem müssen wir uns stellen", sagte Umweltstaatssekretär Erwin Manz (Grüne) beim Binger Waldsymposium 2023. Während es in Rheinland-Pfalz in den vergangenen 20 Jahren durchschnittlich 39 Waldbrände auf einer Gesamtfläche von zehn Hektar gegeben habe, seien im vergangenen Jahr bei 103 Waldbränden 41 Hektar betroffen gewesen - also eine Vervierfachung der Waldbrandfläche. "Je trockener und heißer das Jahr ist, desto größer ist die Gefahr für Waldbrände."
Bei dem Waldsymposium in Bingen tauschten sich mehr als 200 Feuerwehrleute, Förster und Mitglieder des Katastrophenschutzes aus mehreren Bundesländern aus. Ein Ziel des Treffens: Sich künftig besser zu vernetzen, Erfahrungen auszutauschen und im Ernstfall die richtigen Ansprechpartner zu erreichen.
Mehr Laubwald in Rheinland-Pfalz
Rheinland-Pfalz ist mit Hessen das waldreichste Bundesland, rund 42 Prozent der Landesfläche sind Wald. Dass die Gefahr für Waldbrände hier nicht so groß ist wie in anderen Regionen - etwa in Brandenburg mit seinen ausgedehnten Kiefernwäldern - liegt an dem vergleichsweise hohen Laubholzanteil von ungefähr 60 Prozent, erklärt Wolfgang Schuh, Geschäftsführer des Waldbesitzerverbandes für Rheinland-Pfalz.
Bundesweit sei das Verhältnis andersherum, Nadelbäume machten 60 Prozent aus. Die nadeln und harzen mehr, Brände können sich hier schneller ausbreiten. "Wir gehen aber davon aus, dass das auch hier zunimmt", sagt Schuh mit Blick auf das Waldbrandrisiko.
Waldbrandgefahr steigt Das sagen Experten zur Waldbrandgefahr im Pfälzerwald
Wie verändert der Klimawandel das Risiko für Waldbrände? Wie können sie am besten bekämpft oder sogar verhindert werden? Darüber haben Experten auf einem Waldbrandsymposium in Bingen diskutiert.
Viele Bäume vom Borkenkäfer geschädigt
Erhöht werde die Brandlast auch durch Totholz, das im Wald liegt. Davon gibt es in den von Trockenheit und Borkenkäfer-Befall geschwächten Wäldern gerade reichlich. Ein wirksamer Schutz sei die naturnahe Waldbewirtschaftung, sagt Staatssekretär Manz. Statt auf Wälder mit nur einer Baumart, etwa der Fichte, setzten die Forstleute auf Mischwälder mit verschiedenen Baumarten unterschiedlichen Alters. Und wenn es doch mal brennt, braucht es eine gute Ausrüstung für Feuerwehren, eine gute Versorgung mit Löschwasser im Wald und ein geeignetes Wegenetz, das auch von schweren Fahrzeugen genutzt werden kann.
Wegenetz im Wald wichtig für Feuerbekämpfung
Manz nennt das Waldwegenetz in Rheinland-Pfalz ausgesprochen gut. Neben bereits bestehenden Förderungen für den Waldbrandschutz wird es laut Ministerium künftig auch eine neue Förderrichtlinie geben, die Waldbesitzer unter bestimmten Umständen bei der Anschaffung von Zisternen unterstützen soll.
Schuh hält das Wegenetz ebenfalls für entscheidend. Er bewertet das bestehende Netz vor allem in privaten Wäldern als nicht ausreichend. In den vergangenen Jahrzehnten sei vor allem dort nicht viel in den Wegebau investiert worden. Gründe seien die hohen Kosten für die Waldbesitzer und die Tatsache, dass Genehmigungen für solche Maßnahmen teils schwer zu bekommen seien.
Feuerwehren nicht optimal vorbereitet und ausgerüstet
Wehrleiter Marco Umlauf von der Binger Feuerwehr antwortet auf die Frage, ob man gut auf Vegetationsbrände vorbereitet sei mit den Worten: "Ich würde sagen: Na ja."
Solche Brände seien nicht Teil der Grundausbildung, würden erst bei der Ausbildung von Zugführern aufgegriffen. Nicht immer seien Feuerwehrfahrzeuge geländegängig, die Schutzkleidung sei vor allem auf Brände im Inneren ausgelegt, für Einsätze bei Vegetationsbränden aber zu dick und zu schwer. Es brauche mehr leichte Schutzkleidung.
Die meisten Brände von Menschen verursacht
Die wichtigste natürliche Ursache für Waldbrände sind Blitze, wie Ulrich Matthes, Leiter des Kompetenzzentrums für Klimawandelfolgen an der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft in Trippstadt, erklärt. Die seien aber insgesamt auch nur der Grund für gerade mal ein Prozent der Waldbrände, im nicht gerade blitzreichen Rheinland-Pfalz seien Blitze so gut wie gar kein Faktor.
Der ganz überwiegende Teil der Waldbrände geht auf Menschen zurück, sagt auch Axel Henke, Leiter des Forstamtes in Boppard. Er verwies auf die im vergangenen Jahr entbrannte Debatte um das Feuerwerkspektakel "Rhein in Flammen". Angesichts von Niedrigwasser im Rhein und anhaltender Trockenheit waren die Abschussorte mancher Feuerwerke in der Region näher ans Ufer gerückt worden, um das Brandrisiko zu verringern.
In Koblenz hatte die Feuerwehr kurz vor und nach dem Feuerwerk umliegende Flächen vorsichtshalber gewässert. "Rhein in Flammen" sei touristisch wichtig, sagt Henke. Doch sollte das Konzept möglicherweise überdacht werden.
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