Nach einer Operationen direkt nach Hause: Das soll an der Universitätsmedizin in Mainz künftig häufiger passieren. Damit sollen mehr Betten für diejenigen freigehalten werden, die eine intensivere medizinische Versorgung brauchen.
In drei Schritten will die Universitätsmedizin Mainz analysieren, wie die ambulante Versorgung von Patientinnen und Patienten langfristig verbessert und gesteigert werden kann. Das teilte der medizinische Vorstand, Professor Dr. Norbert Pfeiffer, am Montag mit. Geplant ist auch ein neues OP-Zentrum.
Unimedizin prüft, was ambulant operiert werden kann
Schon jetzt werden Augenoperationen wie zum Beispiel des Grauen Stars ambulant operiert. Auch nach der Entfernung der Gallenblase können die Patienten mittlerweile nach dem Aufwachen wieder nach Hause gehen. Gleiches gilt für Knieoperationen.
Im Moment prüft die Unimedizin, welche Bereiche dazu kommen könnten. Vor allem in der Kardiologie, in der Gynäkologie und in der Orthopädie sieht Professor Pfeiffer Möglichkeiten. Nach einer Ausschabung der Gebärmutter könnten Frauen dann ohne Weiteres nach Hause gehen, sagte Pfeiffer.
Wer aber zu Hause niemanden zur Pflege habe oder sich unsicher fühle, der dürfe auch künftig in der Mainzer Unimedizin über Nacht bleiben, verspricht Pfeiffer.
Viele Patienten wollen ambulant operiert werden
Schon in den vergangenen Jahren ist die Zahl der ambulanten Operationen an der Unimedizin Mainz angestiegen.
Durch neue Narkosemittel würden die Patienten schneller wieder aufwachen und sich besser erholen, so Pfeiffer weiter. Außerdem gebe es durch moderne Operationstechniken oft nur nur kleine Wunden, die auch zu Hause heilen könnten.
Krankenhausreform macht ambulante OPs in Mainz nötig
Die Unimedizin in Mainz will sich mit diesen Schritten auf die Veränderungen im Gesundheitssystem einstellen. Die geplante Krankenhausreform der Bundesregierung ist zwar noch nicht verabschiedet, sie werde aber kommen, meint Professor Norbert Pfeiffer.
Geht es nach der Bundesregierung sollen Krankenhäuser künftig nicht mehr alle Leistungen anbieten. Die Häuser werden in drei sogenannte "Levels" eingeteilt.
Universitätskliniken fallen unter "Level III" und müssen die Maximalversorgung anbieten. Das bedeutet, komplizierte Behandlungen und Operationen sollen dann nur noch dort stattfinden.
Bedarf an freien Betten steigt
Die Unimedizin brauche Betten und Operationssäle für diese komplizierten Operationen, sagte Professor Norbert Pfeiffer. Dieses Ziel könne man mit einer Steigerung der ambulanten Eingriffe erreichen. Denn dafür brauche man weniger Betten und weniger Pflegepersonal.
Die Unimedizin könne sich dann zum Beispiel auf Transplantationen oder die Operation von Speiseröhrenkrebs konzentrieren, erklärt Professor Pfeiffer.
Waltraud Kreutz-Gers neuer kaufmännischer Vorstand Universitätsmedizin Mainz: Mit neuem Vorstand in die Gewinnzone?
Es gibt viele, die Waltraud Kreutz-Gers nicht beneiden. Als neuer kaufmännischer Vorstand der Unimedizin muss sie die Mangelwirtschaft verwalten. Die 64-Jährige gibt sich kämpferisch.
Projekt "Ambulant in die Zukunft" gestartet
Um die Zahl der ambulanten Operationen steigern zu können, hat die Mainzer Universitätsmedizin ihr Projekt "Ambulant in die Zukunft" begonnen. Im Moment läuft die ersten Phase. Hier soll der Ist-Stand in den einzelnen Fachabteilungen abgefragt werden: Was ist sofort nötig. möglich und machbar? Wo gibt es Potential für ambulante Operationen? Diese Phase soll Mitte 2024 enden.
Danach soll analysiert werden, wie sich die Unimedizin in den kommenden drei bis vier Jahren aufstellen kann und was dafür getan werden muss.
Die dritte Projektphase, sei die größte und umfangreichste, sagte Professor Pfeiffer. Denn es gehe um den Neubau, der 2030 fertig werden soll. Darin soll ein ambulantes Operationszentrum entstehen mit speziellen Operationssälen, Aufwachräumen und Umkleidekabinen. Diese Bereiche würden jetzt schon eingeplant. 2025 soll mit dem Bau des Gebäudes begonnen werden.
Wichtig seien auch kurze Wege. Die Patienten müssten zum Beispiel vor dem neuen ambulanten OP-Zentrum parken und bis zum Operationssaal laufen können, sagte Professor Pfeiffer. Von den schnellen und unkomplizierten Abläufen verspricht sich die hochverschuldete Unimedizin einen finanziellen Vorteil.
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