Das römische Heiligtum Isis- und Mater Magna in Mainz war ein Sensationsfund. Seit 20 Jahren ist der unterirdische Tempel ein Museum und wurde jetzt ausgezeichnet.
Es war eine spektakuläre Entdeckung, als der römische Tempel für Isis und Mater Magna im Jahr 2000 bei Bauarbeiten in Mainz gefunden wurde. Seit genau 20 Jahren ist das antike Heiligtum inzwischen als Museum geöffnet.
Für die Besucher ist es ein echter Überraschungsmoment, wenn sie aus der Einkaufsstraße "Römerpassage" in das Isis-Heiligtum hinabsteigen. Gerade mal ein Stockwerk tiefer und man taucht aus dem Trubel der Shoppingzone in eine geradezu mystische Atmosphäre.
Ausstellung unter der Erde
Der Kontrast wird durch die schummrige Beleuchtung verstärkt, die einen in dem Ausstellungsbereich empfängt. Bodenstrahler setzen die Mauerreste dezent in Szene, an den Wänden stehen warm beleuchtete Vitrinen mit Fundstücken und über allem schwebt ein mit winzigen Leuchten angedeuteter Sternenhimmel. Laura Müller von der Initiative Römisches Mainz macht regelmäßig Führungen durch den Isis- und Mater Magna-Tempel und bestätigt, dass viele Besucher von den Räumlichkeiten begeistert sind.
Isis-Tempel aus dem 1. Jahrhundert nach Christus
Bei dem Heiligtum handelt es sich um Teile eines Tempels für die altägyptische Gottheit Isis und die orientalische Mater Magna (lateinisch für Große Mutter) - das einzige Doppelheiligtum für beide Göttinnen gemeinsam nördlich der Alpen. Der Tempel wurde vermutlich im 1. Jahrhundert nach Christus errichtet und bis ins 3. Jahrhundert genutzt.
Neben Mauerresten von heiligen Gebäuden fanden die Archäologen damals unzählige Öllämpchen, Bronzefiguren, Zauberpuppen aus Ton, Altäre, Münzen, Miniaturäxte, kleine Statuetten und vieles mehr. Diese Funde ermöglichten eine relativ genaue zeitliche Zuordnung.
Liebespaar aus Bronze und Opfergaben
Unter den geborgenen Statuetten befinden sich beispielsweise ein eng umschlungenes Liebespaar, eine Venus, ein Stier mit einer Opferbinde und ein bronzener Merkur mit einem Geldsack in der Hand.
Aufsehenerregend waren nach Angaben der Initiative Römisches Mainz (IRM) auch die freigelegten Opfergaben: Neben Früchten wie Datteln und Feigen wurden offensichtlich Pinienkerne und Getreidekörner auf Altären verbrannt.
Hühnerknochen mit Verwünschungen und Voodoo-Puppen
Auch Tieropfer wurden dargebracht. Das zeigen zahllose Hühnerknochen, die beigelegt waren. Diese Knochen dienten laut IRM als magische Hilfsmittel. Um sie wurde ein Bleitäfelchen gewickelt. Dieses war mit Texten oder Zeichen beschriftet und beinhaltete eine Verwünschung gegen eine bestimmte Person, die meist auch namentlich genannt wurde.
Dazu gibt es Zauberpuppen aus Ton, die einer Art Voodoo-Zauber dienten. Auf dem Körper einer Puppe sind mehrere Einstiche zu sehen. Vermutlich wurde sie durchbohrt, um eine bestimmte Person mit einer Art Liebeszauber einzufangen. Andere wurden in der Mitte durchgebrochen - das sollte der Zielperson vermutlich eher Schaden zufügen.
Bürgerengagement in Mainz rettet Heiligtum
Am 30. August 2003 wurde die Stätte mit all ihren Sehenswürdigkeiten für Besucher zugänglich gemacht, was fast schon eine weitere Sensation ist. Denn es war dem Engagement einiger Bürgerinnen und Bürger in der Initiative Römisches Mainz zu verdanken, dass dieses Heiligtum gerettet wurde. Sie sammelten 10.000 Unterschriften und erreichten so, dass der Tempel erhalten blieb und in einer modernen Inszenierung für die Allgemeinheit geöffnet wurde.
Kulturelles Erbe sei eine dauerhafte Aufgabe, sagt Christian Vahl, der Vorsitzende der Initiative Römisches Mainz. Die Stadt Mainz habe ein herausragendes historisches Erbe. Das Konzept der Römerstadt Mogontiacum dürfe man auch bei zukünftigen Funden nicht aus den Augen verlieren.
Auszeichnung anlässlich des 20-jährigen Jubiläums
Anfang September wurde die Entdeckung des Tempels mit einem Festakt gefeiert. Jetzt wurde das Isis- und Mater Magna-Heiligtum außerdem als rheinland-pfälzisches "Museum des Monats" ausgezeichnet.
Der Preis wird vom Kulturministerium seit vergangenem Jahr an kleine und mittelgroße Museen im Land vergeben und soll die Museumsarbeit dort in den Fokus rücken. Die Auszeichnung ist mit 1.000 Euro dotiert.