Der Bund will die Autobahn zwischen Mainz und Wiesbaden sechsspurig ausbauen. Da die A643 aber durch ein geschütztes Gebiet verläuft, könnte die EU etwas dagegen haben.
"Ist ein solcher Ausbau noch zeitgemäß?", fragen sich die einen. "Wann bekommen wir endlich die sechs Spuren?", fragen die anderen. Die EU-Kommission, die ein Wörtchen bei diesem Autobahnausbau in Mainz mitzusprechen hat, hat wegen der Pläne des Bundes einen Katalog mit kritischen Fragen nach Deutschland geschickt. Denn das Naturschutzgebiet Mainzer Sand, in dem gebaut werden soll, genießt auf europäischer Ebene einen hohen Umweltschutz. Die A643 ist gerade mal acht Kilometer lang. Sie führt über die Schiersteiner-Brücke und verbindet Rheinland-Pfalz mit Hessen.
Stadt Mainz hält an 4+2 Lösung fest
Die Mainzer Stadtverwaltung teilte am Wochenende mit, dass man weiterhin gegen den Ausbau und für die sogenannte 4+2 Lösung sei. Das bedeutet, dass bei hohem Verkehrsaufkommen die Seitenstreifen der Autobahn mitbenutzt werden dürfen.
Die deutschen Behörden seien nun aufgefordert, eine Verträglichkeitsprüfung für das Projekt im Mainzer Sand vorzulegen, heißt es von Seiten der Stadt. Der Mainzer Sand ist als FFH- und EU-Vogelschutzgebiet geschützt.
Politiker von Bündnis 90/Die Grünen und Naturschützer haben sich am Pfingswochenende einer Autobahnbrücke im Mainzer Sand getroffen. Auch hier hieß es einstimmig: Kein Ausbau der A643. Die Mainzer Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner (Grüne) begrüßte die kritischen Fragen der EU-Kommission. Zuständig sei nun das grün-geführte Bundesumweltministerium.
Anfang März hatten mehrere Hundert Menschen gegen die Erweiterung der A643 um zwei zusätzliche Fahrspuren protestiert. Dabei hatten sich auch einige Demonstranten von einer Autobahnbrücke abgeseilt. Die Autobahn war über Stunden voll gesperrt.
Gegner des Bauvorhabens wollten Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) vor ein paar Wochen eine Unterschriftenliste übergeben. Etwa 13.000 Unterschriften waren bei einer Petition gegen den Ausbau der A643 zusammengekommen. Da der Minister für die Übergabe nicht zur Verfügung stand, hängten die Ausbau-Gegner die Petition einem Wissing aus Pappe um den Hals.