Mainz hat im Februar die Wahl: Der OB-Posten muss neu vergeben werden. Wir begleiten den FDP-Kandidaten Marc Engelmann bei seinem Wahlkampf in der Innenstadt.
"Wir sind nicht von hier." "Ich habe schon gewählt." "Keine Zeit." "Nee, Sie sind in der falschen Partei." Marc Engelmann kassiert viele Körbe, als er in der Fußgängerzone an seinem Wahlstand auf Passanten zugeht und sich ihnen als OB-Kandidat vorstellen möchte. Aber er nimmt es nicht persönlich.
Manchmal lacht er, manchmal kommentiert er und manchmal hat er Verständnis für die Absagen. Immerhin ist es an diesem Vormittag eisig kalt, Engelmann selbst hat dicke Wanderstiefel und Handschuhe an und gibt zu: "Wenn mich bei diesem Wetter der NABU in der Fußgängerzone in ein Gespräch verwickeln wollte, würde ich auch nicht stehen bleiben."
Engelmann spricht offen über Persönliches
Einige tun es dann aber doch. Sie trotzen der Kälte, bleiben stehen und wollen wissen: Wer ist dieser Marc Engelmann? Was könnte er als Oberbürgermeister ausrichten? In diesen Gesprächen zeigt sich der 32-Jährige sehr nahbar, lässt immer wieder sich und seine Familie einfließen.
So erzählt er beispielsweise: Er selbst gehörte in der Schule nicht zu den motiviertesten Schülern. Dass sein Vater sich ein kleines Balkonkraftwerk zur Energiegewinnung zugelegt hat. Oder dass seine Frau und er für ihre gemeinsame einjährige Tochter gerade einen Antrag auf einen Kindergartenplatz gestellt haben. Reden fällt ihm leicht.
Ohne es auszusprechen, vermittelt der FDP-Kandidat immer wieder: 'Ich bin einer von euch. Ich weiß, wie das Leben in der Stadt funktioniert und wo es hakt'. "Im Bereich der Digitalisierung können wir noch viel machen." Sein Traum wäre es, dass es auf der Internetseite der Stadt eine Art digitalen Empfang gibt. Dort können die Bürgerinnen und Bürger ihr Anliegen schildern und der Algorithmus kümmert sich um den Rest - bis hin zur Antragstellung in den verschiedenen Ämtern.
Wichtige Themen werden im Stadtrat beschlossen
Nach weiteren Zielen gefragt, antwortet er den Passanten mit offener Sachlichkeit: "Der Oberbürgermeister ist in erster Linie Repräsentant der Stadt und Verwaltungschef." Er setze die Beschlüsse des Stadtrats um. Wenn es um Kindergärten oder Verkehrspolitik gehe, seien das alles Themen, die im Stadtrat beschlossen würden. "Der Oberbürgermeister kann höchstens ein paar warme Worte an den Stadtrat richten, mehr aber auch nicht", ergänzt Kandidat Engelmann.
Und er wird nicht müde, immer wieder zu betonen: "Es handelt sich hier um eine Personenwahl. Das hat mit der FDP nicht viel zu tun." Das antwortet er gerne, wenn ihm Leute sagen, er sei in der falschen Partei. Ob er sie damit überzeugt? Das ist fraglich. Aber er nimmt es sportlich und versucht es bei den nächsten.
Schließlich bleibt einer kurz stehen und sagt: "Ich habe schon Nino Haase gewählt. Wir brauchen einen, der keine Ahnung von Politik hat." Engelmann grinst. Und versucht erneut, mit anderen Leuten ins Gespräch zu kommen.
Engelmann ist der Typ "Lieblings-Schwiegersohn"
Plötzlich spricht ihn eine Frau an: "Heißt ihr Vater auch Marc? Mit dem habe ich zusammengearbeitet. Sie sind ihm wie aus dem Gesicht geschnitten." Überrascht antwortet Engelmann: "Nein, heißt er nicht, tut mir leid. Aber wenn Sie mich wählen, können Sie immerhin sagen, dass der Oberbürgermeister so heißt wie Ihr früherer Arbeitskollege." Als die Frau weg ist, scherzt Engelmann: "Hm, hätte ich gesagt, dass mein Vater Marc heißt, hätte ich die Stimme gehabt. Aber das wäre nicht ehrlich gewesen." Auch das ist eine Karte, die er gut spielen kann: Er ist der Typ "Lieblings-Schwiegersohn".
Zwischendrin kommen immer wieder Bekannte von Engelmann am Wahlstand vorbei: ein alter Schulfreund etwa, der ihm viel Erfolg wünscht, aber auch sein Bruder inklusive Familie, seine Frau mit Tochter Leni sowie seine Mutter. Der OB-Kandidat begrüßt sie herzlich mit Handschlag oder Umarmung. Für einige Augenblicke macht es fast den Eindruck, als feiere Engelmann mit seiner Familie und Freunden auf dem Neubrunnenplatz ein kleines Fest.
Wahlkampf auf Straßen, Podien und an Haustüren
Bis zur Wahl am 12. Februar werde er jeden Samstag mit einem Stand in der Stadt stehen und auf Stimmenfang gehen, sagt Engelmann. "Außerdem nehme ich an allen Podien teil und im Februar setze ich verstärkt auf den Haustürwahlkampf." Den absolviert er nach eigenen Worten vor allem in Hechtsheim, wo er aufgewachsen ist, in Finthen, wo er aktuell mit seiner Familie wohnt und in Ebersheim, wo seine Frau geboren wurde. Da haben die Leute eventuell mehr Zeit für ihn - und vielleicht ist es an ihrer Haustür auch nicht so kalt wie an diesem Vormittag am Neubrunnenplatz.