Eine Mitarbeiterin des Jugendamtes im Kreis Mainz-Bingen erzählt, welchen Übergriffen sie und ihre Kollegen ausgesetzt sind und wie ihr Arbeitgeber versucht, sie zu schützen.
"Das Aggressionspotenzial der Klientinnen und Klienten hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen", sagt eine langjährige Mitarbeiterin des Jugendamtes im Kreis Mainz-Bingen. Ihren Namen will die Frau nicht nennen, aber per E-Mail berichtet sie uns von ihren Erlebnissen.
Todesdrohungen und Übergriffe kommen aus allen sozialen Schichten
Die zunehmende Aggressivität sei nicht auf eine bestimmte Gruppe beschränkt, betont die Mitarbeiterin: "Dies zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten." In den vergangenen Monaten sei es zu mehreren Situationen gekommen, in denen die persönlichen Sicherheitsgrenzen von ihr und ihren Kolleginnen und Kollegen überschritten worden seien.
Sie selbst sei mit einem Messer bedroht worden. Außerdem sei sie Zeugin geworden, wie Kolleginnen und Kollegen gestoßen wurden. Klienten hätten die Beschäftigten sowohl mündlich als auch schriftlich mit dem Tod bedroht.
Kunden tauchen ohne Termin auf, schimpfen und drohen
Ähnliches berichtet ein Mitarbeiter des Vollzugsdienstes der Kreisverwaltung Mainz-Bingen: "Die Respektlosigkeit und Angriffe unterschiedlichster Art sind in den vergangenen Jahren leider stark angestiegen", schreibt der Mann, der ebenfalls anonym bleiben will.
Alarmknöpfe und Pfefferspray in der Schublade Bedroht und beleidigt: Verwaltungen in RLP wollen Mitarbeiter besser schützen
Immer häufiger werden Beschäftigte in Rathäusern oder Bürgerbüros beschimpft, bedroht oder gar mit Gegenständen beworfen. Landau und Ingelheim bauen deshalb ihre Gebäude um.
Zwar benötigen die Besucherinnen und Besucher der Kreisverwaltung mittlerweile einen Termin, um das Gebäude betreten zu können. Dennoch käme es vor, dass Kunden unangemeldet in der Verwaltung auftauchten und direkt in der Fachabteilung irgendein Anliegen vortragen wollten. Dabei käme es dann auch zu Diskussionen, Beschimpfungen und Bedrohungen.
Schwierige Gespräche mit Unterstützung von Kollegen oder Polizei
Beide Mitarbeiter sind froh über das Sicherheitskonzept, das in der Kreisverwaltung umgesetzt wird. Dazu gehört eben unter anderem, dass nur Besucherinnen und Besucher mit Termin herein dürfen. So sei normalerweise im Vorfeld bekannt, welche Personen im Hause sein werden und man könne sich leichter auf schwierigere Situationen einstellen.
Gut sei auch, dass sie bei kritischen Gesprächen den kreiseigenen Vollzugsdienst hinzuziehen könnten, sagt die Mitarbeiterin des Jugendamtes. Diese Möglichkeit nutze sie regelmäßig. Außerdem führe sie schwierige Gespräche häufiger zusammen mit einer Kollegin oder einem Kollegen. Und sie stellt fest: Häufiger als früher ist es auch nötig, zusätzlich noch die Polizei zur Unterstützung dazuzuholen.
Kreisverwaltung baut für Sicherheit der Beschäftigten Gebäude um
Die Kreisverwaltung will die Sicherheit ihrer Mitarbeitenden weiter erhöhen. Dafür sollen ab Oktober die beiden Hauptstandorte der Kreisverwaltung Mainz-Bingen in Ingelheim umgebaut werden. Dort werden Check-in Terminals errichtet. Auf diese Weise soll noch besser kontrolliert werden, wer das Gebäude betritt. Bis zum kommenden Frühjahr sollen diese Umbauarbeiten fertig sein.
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