Das "System Kita" ist am Limit, sagt die Gewerkschaft ver.di. Deshalb wollen jetzt jeden Donnerstag Erzieherinnen und Erzieher vor der Mainzer Staatskanzlei demonstrieren.
Eine Handvoll Mainzer Erzieherinnen und Erzieher steht am Morgen vor der Staatskanzlei im Nieselregen. Sie arbeiten in Kitas in den Mainzer Stadtteilen Laubenheim, Gonsenheim, Finthen und der Neustadt, vertreten laut Gewerkschaft ver.di aber alle Beschäftigten der städtischen Kitas in Mainz.
Und sie stehen gleichzeitig mit Kollegen und Kolleginnen in ganz Deutschland auf der Straße. Denn alle haben dieselbe Befürchtung: Dass ihre Branche - so wörtlich - vor einem Kollaps steht.
Immer mehr Kita-Plätze bei immer weniger Personal
Schon jetzt sei das Personal in den Kindertagesstätten deutschlandweit am Limit, sagt der Mainzer ver.di-Sprecher Tupac Orellana. In Oppenheim hatten die Kita-Mitarbeiter im Februar wegen der großen Personalnot sogar eine sogenannte Überlastungsanzeige gestellt und damit die rechtliche Verantwortung abgelehnt, sollte den Kindern etwas passieren.
Die Probleme sind laut Orellana im Grunde überall dieselben: Zum Einen gebe es den bekannten Fachkräftemangel, also immer weniger Menschen, die den Beruf ausüben wollen. Zum Anderen würden immer mehr Kitas gebaut oder vergrößert, um den Rechtsanspruch der Eltern auf einen Platz für ihr Kind erfüllen zu können.
Fast 100 Erzieherinnen bei Gesprächsrunde Erzieherinnen in RLP warnen: "Kita-System kurz vor dem Kollaps"
Fast 100 Erzieherinnen und Erzieher haben in Mainz auf die schwierige Lage vieler Kitas in Rheinland-Pfalz aufmerksam gemacht. Sie sehen das Kita-Zukunftsgesetz als gescheitert an.
Erzieherinnen und Erzieher besonders häufig mit Burnout
Diese Kombination führt laut Gewerkschaft dazu, dass die Erzieherinnen und Erzieher völlig überlastet sind. Im Ergebnis würden noch mehr Fachkräfte die Kitas verlassen. Es entsteht also eine Art Teufelskreis. Denn an denen, die bleiben, bleibt dann noch mehr Arbeit hängen.
In der Folge werden viele Erzieherinnen und Erzieher krank, so ver.di. Laut einer DAK-Studie zu Erkrankungen belegen Kita-Beschäftigte bei Burnout und Atemwegserkrankungen den 1. Platz.
Rechtsanspruch auf Kita-Platz laut ver.di nicht erfüllbar
Und nicht nur die Beschäftigten seien am Limit, auch die Eltern belaste die Situation, sagt die Gewerkschaft. Die Politik solle ihnen gegenüber ehrlich sein. Der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz sei schon lange nicht mehr erfüllbar.
Wenn Gruppen in Kindertagesstätten weiterhin vergrößert würden und gleichzeitig nicht richtig qualifiziertes Personal beschäftigt würde, so gehe das auf Kosten der Kinder.
Forderung nach Bundesgipfel zur Kita-Zukunft
Die Gewerkschaft fordert, dass sich grundsätzlich etwas ändern müsse: Berufstätigkeit und die Betreuung von Kindern müssten sich besser vereinbaren lassen. Zudem müsse es einen Stufenplan geben, mit dem der Aufbau von neuem Personal und der Ausbau der Kitas abgestimmt werden. Sprich: Es sollen nur neue Kita-Plätze angeboten werden, wenn auch das Personal da ist, um die Kinder zu betreuen.
Die "Kita-Misere" müsse zur Chefsache werden. Ver.di fordert dazu einen bundesweiten Gipfel zur Zukunft der Kitas in Deutschland. Daran sollten Menschen aus allen Bereichen teilnehmen, die mit Kitas zu tun haben, von Beschäftigten über Gewerkschaften bis zur Politik.
Mahnwachen vor Mainzer Staatskanzlei bis Weihnachten
Die Mahnwachen unter dem Motto "Es donnert in den Kitas!" sollen bis zum 21. Dezember jeden Donnerstag vor der Staatskanzlei in Mainz stattfinden, jeweils von 7:30 bis 9 Uhr. Jedesmal werden laut Gewerkschaft ver.di einige Beschäftigte vor Ort sein und auf die Forderungen an Bund und Länder aufmerksam machen.
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