Erzieherinnen und Erzieher arbeiten auch in Mainz oberhalb ihrer Belastungsgrenze, zudem gibt es einen hohen Krankenstand. Nun sollen Menschen aus anderen Berufsgruppen helfen.
In Zeiten von Fachkräftemangel will Mainz neue Wege gehen. Erzieherinnen und Erzieher seien schwer zu finden, heißt es von Seiten der Stadt. Etwa 100 Stellen könnten in den Kitas nicht besetzt werden. Die Stadt hat dennoch Wege gefunden, wie die Kitas entlastet werden können, damit Erzieherinnen und Erzieher wieder mehr Zeit für die Kinder haben.
Um diese Jobs bei der Stadt Mainz geht es:
- Verwaltungskräfte, die bei der Bürokratie in den Kitas helfen
- Hilfskräfte, die in den Kitas unterschiedliche Aufgaben erledigen (Aufsicht, Essen austeilen, Betreuung von kleineren Gruppen beim Spielen)
- Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter
- Hauswirtschafterinnen und Hauswirtschafter, die in den Kita-Küchen helfen und sich um das Thema Sauberkeit kümmern
- Mitarbeitende für die "Kita-Telefon-Hotline". Sie sollen Eltern beraten, die auf der Suche nach einem Kita-Platz sind
- IT-Fachkräfte, die sich um eine neue Kita-App und den Ausbau der digitalen Infrastruktur in den Kitas kümmern
- Springerinnen und Springer, die in den städtischen Kitas aushelfen, in denen akut Personalmangel herrscht. Zum Beispiel, wenn Erzieherinnen und Erzieher krank sind
Mainzer Stadtrat muss noch zustimmen
Die Kosten für dieses Kita-Personalpaket schätzt Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) auf etwa 4 Millionen Euro im Jahr. "Eine gute und zuverlässige Betreuung der Kinder ist zudem unverzichtbar für den Wirtschaftsstandort Mainz und ein starkes Signal an alle Unternehmen, die sich bei uns ansiedeln möchten." Noch handele es sich um eine Vorlage, sagte Haase. Das Thema wird Mitte Juli im Stadtrat behandelt.
Kita-Leitungen stehen hinter dem Vorhaben
Meike Obermeier leitet die Kindertagesstätte am Feldbergplatz in der Mainzer Neustadt. Sie hat an dem Maßnahmenpaket mitgearbeitet. "Ich glaube, das wird eine gute Sache", sagte sie. "Da sind Ideen dabei, die aus den eigenen Reihen kommen, zum Beispiel die Haushaltskräfte und die Springerpools. Wir schreien schon ganz lange nach einer Sozialarbeit, weil wir überlastet sind." Für sie ist die Initiative der Stadt auch ein wichtiges Signal nach außen. "Nach dem Motto: Hey, es tut sich etwas, wir werden gesehen."
Auch Eltern begrüßen Kita-Initiative
Nora Egler vom Stadtelternausschuss gefällt die neue Kita-Initiative ebenfalls. "Das sind alles Dinge, die schon sehr, lange gefordert werden. Ich finde es gut, dass das Geld nicht nach dem Gießkannenprinzip verteilt wird. Nun können wir gezielt Kita-Teams unterstützen."
Kritik von Ampelfraktionen im Mainzer Stadtrat
Die Ampel-Fraktionen im Mainzer Stadtrat kritisieren das Vorgehen der Stadtverwaltung bei der Vorstellung der Kita-Initiative "Personal+". Wie die drei Fraktionsvorsitzenden mitteilen, hatte der Jugendhilfeausschuss am Mittwoch abgelehnt, über das Paket zu diskutieren. Den Mitgliedern des Ausschusses sei die Beschlussvorlage erst in letzter Sekunde ausgeteilt worden. Ihnen sei so nicht die nötige Zeit gegeben worden, um sich mit der Vorlage auseinandersetzen zu können, kritisieren die Fraktionsvorsitzenden.
David Dietz von der FDP kritisiert ebenfalls, dass es zu wenig Vorlaufzeit gegeben habe. Wenn die Verwaltung das Kita-Paket jetzt formal korrekt und mit genügend Zeit in die Gremien gebe, sieht Dietz nach eigenen Angaben aber keine Probleme: "Inhaltlich denke ich nicht, dass es Dissens geben wird." Der Jugendhilfeausschuss soll nun am 12. Juli in einer Sondersitzung direkt vor dem Stadtrat über die Kita-Initiative der Verwaltung diskutieren.