1.000 Rettungskräfte im Einsatz

Katastrophenschutz-Übung im Kreis Alzey-Worms beendet

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Eine Industrieanlage und eine Ackerfläche brennen, dazu tritt ein gefährlicher Stoff aus: Hunderte von Einsatzkräften haben seit Freitag dieses Szenario geübt.

"Meliorem 2023" hieß die Katastrophenschutzübung - angelehnt an das lateinische Wort für "sich verbessern". Die Übung im Landkreis Alzey-Worms hatte am Freitag begonnen, dauerte bis Sonntag und war nach Angaben des Kreises eine der größten Brand- und Katastrophenschutzübungen in Rheinland-Pfalz.

Gleichzeitige Ereignisse in Monsheim, Eich und Osthofen

Gleich drei größere Szenarien wurden innerhalb der insgesamt 42 Stunden parallel simuliert: Ein großflächiger Vegetationsbrand in der Verbandsgemeinde Eich, ein großer Gefahrenstoffaustritt in der Verbandsgemeinde Wonnegau und ein großer Industriebrand in der Verbandsgemeinde Monsheim.

Die Wonnegauhalle in Osthofen wurde inklusive Parkplatz von Einsatzkräften genutzt, die neue Rheinhessenhalle in Monsheim war im Rahmen der Übung eine Betreuungsunterkunft.

Eines der Katastrophen-Szenarien: Einsatzkräfte "löschen" einen größeren Brand in der Nähe des Altrheinsees.
Eines der Katastrophen-Szenarien: Einsatzkräfte "löschen" einen größeren Brand in der Nähe des Altrheinsees.

Weil Dutzende von Einsatzwagen im Landkreis unterwegs waren, mussten zeitweise auch Bundes- und Landstraßen gesperrt werden. Die Kreisverwaltung bat Bürgerinnen und Bürger um Verständnis. Es wurde dazu aufgerufen, Anrufe und Nachfragen bei der Polizei und den Feuerwehren zu unterlassen.

Während der Übung waren auch Lautsprecherdurchsagen und Sirenen zu hören. Wäre es bei der Übung zu einem realen "Schadensereignis" gekommen, hätten Warn-Apps, sowie Radio-Sender die Anwohner darüber informiert, so die Kreisverwaltung Alzey-Worms.

Lange Wasserleitung, Teleskopbühne und Nebelmaschine im Einsatz

Die simulierten Unglücksfälle waren in ihrem Umfang und in ihrer Dauer zu groß als das eine Kommune sie hätte allein bewältigt können. Deshalb sei Unterstützung aus weiteren sechs Leitstellenbereichen in Rheinland-Pfalz erforderlich gewesen, erklärte der Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Landkreises Alzey-Worms, Michael Matthes.

In Großschadenslagen gibt es keine Kreisgrenzen oder Grenzen einer Verbandsgemeinde.

Innenminister Michael Ebling (SPD) sagte dem SWR, diese Übung sei so wichtig, weil sie eben über die Kreisgrenzen hinausgehe. "Das Zusammenspiel zu üben, ist einfach sehr, sehr wertvoll, weil in Großschadenslagen gibt es eben keine Kreisgrenzen oder die Grenzen einer Verbandsgemeinde. Da müssen alle gut zusammenspielen."

Mehr als ein Jahr war Matthes mit der Planung der Großübung befasst. Etwa 1.000 Einsatzkräfte waren mit dabei. Sie mussten bei der Übung besondere Herausforderungen meistern, etwa eine Wasserversorgung über 2,5 Kilometer Länge aufbauen. Zudem wurde eine Teleskopbühne eingesetzt, die 60 Meter Höhe erreichen kann und ein Turbogerät, das wie eine Schneekanone arbeitet und Nebel zum Löschen erzeugt. 

Im entscheidenden Moment komme es darauf an, dass man sich in Sekundenbruchteilen aufeinander verlassen können muss, betont Innenminister Ebling. "Und da gibt es nur einen Weg hin: Üben!"

Lagebesprechung mit Innenminister Michael Ebling (SPD) bei der Katastrophenschutzübung
Lagebesprechung mit Innenminister Michael Ebling (SPD) bei der Katastrophenschutzübung

Flutkatastrophe im Ahrtal hat Dringlichkeit gezeigt

Und auch der Verwaltungsstab der Kreisverwaltung Alzey-Worms wurde im Zuge von "Meliorem" einberufen. Er musste nach der Erstversorgung der Betroffenen weitere Anordnungen koordinieren. Beispielsweise mussten Räume für die dauerhafte Unterbringung Evakuierter organisiert, Transportmöglichkeiten geschaffen und die Bevölkerung informiert werden.

Ziel der Übung war es, die Zusammenarbeit zwischen dem Verwaltungsstab und der technischen Einsatzleitung zu koordinieren, Informations- und Meldewege zu erproben und zu prüfen, wie lange die Kräfte in verschiedenen Schichten durchhalten können. Außerdem sollte die Übung Hinweise darauf geben, wie die Einsatzkräfte mit ihrer eigenen Betroffenheit bei einer größeren Katastrophe umgehen.

"Gerade die Flutkatastrophe im Ahrtal hat uns deutlich vor Augen geführt, dass sich Schadenslagen bisher ungekannten Ausmaßes ereignen können."

Landrat Heiko Sippel verwies dabei auf die Erfahrungen aus der Flutkatastrophe an der Ahr. "Hier müssen wir im Bereich des Brand- und Katastrophenschutzes alles tun, um bestmöglich auf die unterschiedlichen Szenarien vorbereitet zu sein." Im Haushaltsplan des Kreises seien dafür rund 55.000 Euro angesetzt. Dies sei gut angelegtes Geld für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger, so Sippel.

Ergebnisse der Katastrophenübung werden bundesweit relevant sein

Die Ergebnisse der Übung, so der Landrat, werden landes- und bundesweit relevant sein. Außer dem Landkreis Alzey-Worms waren zwölf weitere Kreise von Altenkirchen bis Germersheim mit dabei, zudem mehrere kreisfreie Städte.

Im Einsatz befanden sich Freiwillige Feuerwehren und Berufsfeuerwehren, Werksfeuerwehren, Verbände des Technischen Hilfswerks, Rettungs- und Hilfsdienste, schnelle Einsatzgruppen des Katastrophenschutzes, die Bundeswehr, Polizei, der Landesbetrieb Mobilität und die für den Digitalfunk zuständige Stelle des Landes.

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