Wie gut sind Rettungskräfte vorbereitet?

Katastrophenschutz in der Region Rheinhessen-Nahe - das hat sich seit der Ahrflut geändert

Stand
Autor/in
Tjada Huchtkötter

Was tun die Kreise in der Region rund um Mainz, um auf eine Katastrophe wie die Flut von 2021 vorbereitet zu sein? Der SWR hat nachgefragt.

Zwar waren die Kreise in der Region Rheinhessen/Nahe vor zwei Jahren nicht akut von der Flutkatastrophe betroffen, dennoch hat diese Naturkatastrophe auch hier Spuren hinterlassen. Man möchte in Zukunft vorbereitet sein, sollte es auch hier zu einer Naturkatastrophe kommen.

Landkreis Mainz-Bingen

Im Kreis Mainz-Bingen gebe es mehrere Alarm- und Einsatzpläne für verschiedene Szenarien. Das teilte der Landkreis auf Anfrage des SWR mit. Diese Pläne würden nach Bedarf angepasst und regelmäßig überarbeitet. Im Katastrophenfall sei die Einsatzleitung laut Angaben des Kreises klar geregelt: Die Landrätin Dorothea Schäfer (CDU) ist die politisch gesamtverantwortliche Person, die Brand- und Katastrophenschutzinspekteure (BKI) sind operativ-taktisch verantwortlich.

Entlastung für ehrenamtliche Kräfte

Im Landkreis Mainz-Bingen sei man derzeit dabei, die Hauptamtlichkeit zu stärken und demnach die zahlreichen ehrenamtlichen Einsatzkräfte zu entlasten. Diese neuen Stellen seien unter anderem ein stellvertretender hauptamtlicher Brand- und Katastrophenschutzinspekteur, ein Alarm- und Einsatzplaner und ein hauptamtlicher Gerätewart. Teilweise seien diese Stellen bereits besetzt.

So hat der neue Sachbearbeiter zur Erstellung der Alarm- und Einsatzpläne, welche nach Vorgaben des Brand- und Katastrophenschutzes erstellt werden, seine Arbeit Anfang Juli 2023 begonnen. Dies geschah im Rahmen der Neuausrichtung des sogenannten KATschutzes 2022. Nach Angaben des Landkreises geschah dies auch, aber nicht nur aufgrund der Erfahrungen, die die Einsatzkräfte vor zwei Jahren im Ahrtal gemacht hatten.

Regelmäßige Katastrophenschutzübungen

Die Verwaltung strebe an, ständig ihre Strukturen und den Ausbildungsstand zu überprüfen und anzupassen. Der Landkreis teilte dem SWR mit, dass die Technische Einsatzleitung (TEL) dazu zahlreiche Übungen und Schulungen durchführe. Die letzte große Übung fand 2021 statt und die nächste folgt im Jahr 2024. Dann soll der Notfall für schwere Unfälle mit gefährlichen Stoffen erprobt werden. Diese Pläne würden verpflichtend sein für Standorte bestimmter großer Betriebe wie das Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim, so die Kreisverwaltung.

Fortbildungen auch für die Landrätin

Auch Landrätin Schäfer nehme regelmäßig an diesen großen Übungen teil. Des Weiteren besuche sie die Kongresse des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe für Landrätinnen und Landräte zum Katastrophenschutz - zuletzt im Oktober 2022. Darüber hinaus ließe sie sich regelmäßig von Experten über die aktuellen Entwicklungen unterrichten und treffe auf dieser Grundlage die erforderlichen Entscheidungen zur weiteren Stärkung des Brand- und Katastrophenschutzes.

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Was tun bei Gasmangel oder Stromausfällen?

Auf Anfragen des SWR wurden im Zuge von Vorbereitungen auf mögliche Gasmangellagen oder auch auf einen langfristigen Stromausfall die Strukturen innerhalb der Kreisverwaltung neu überprüft. Danach wurden Teile der Technik und der Infrastruktur aufgestockt. Dies geschah in Form von Anschaffungen weiterer Satellitentelefone, mobiler Tankstellen oder auch der Weiterentwicklung von Kraftstoffkonzepten.

Gleichzeitig wurden die Fahrzeugkonzepte für die Bereiche Feuerwehr und Gesundheitsschutz überarbeitet und angepasst. Hier arbeite man mit den Nachbarkreisen zusammen und gemeinsame Beschaffungen, wie beispielweise Fahrzeuge seien in der Vorbereitung.

Einsatzleitung mit Sitz in Ingelheim

Laut der Kreisverwaltung Mainz-Bingen habe sich der Standort der technischen Einsatzleitung stets bewährt und nach der Flut im Ahrtal auch nicht geändert. Der Standort der Technischen Einsatzleitung im Katastrophenschutz-Zentrum besteht seit 2017 in Ingelheim und sei technisch und infrastrukturell gut ausgestattet. Er ist angebunden an die Polizeiinspektion und in unmittelbarer Nähe zur Feuerwache Ingelheim. Unabhängig davon werde aber derzeit ein alternativer Standort geprüft, um beispielsweise Lager- und Bevorratungsflächen zusammenzufassen.

Landkreis Alzey-Worms

Auch der Landkreis Alzey-Worms sieht sich für mögliche Katastrophenfälle gut vorbereitet. Auf Anfrage des SWR wurde mitgeteilt, dass es in den vergangenen Jahren nicht erforderlich gewesen sei, beispielsweise den Personenkreis zu erweitern.

Laut Kreisverwaltung sei im Brand- und Katastrophenschutz in der Kreisverwaltung letztmalig 2018 eine neue Stelle geschaffen worden. Der Brand- und Katastrophenschutzinspekteur (BKI) im Landkreis Alzey-Worms ist ehrenamtlich tätig. Auch der Standort der Technischen Einsatzleitung, der seit 2019 im Neubau der Alzeyer Feuerwache untergebracht ist, habe sich bewährt.

Nächste große Übung im Herbst

Seit 2010 befinde sich das Personal, das für die Gefahrenabwehr zuständig ist, in regelmäßigen Aus- und Weiterbildungen. Diese fänden in der Regel zweimal im Jahr statt. An diesen Fortbildungen würden dann alle teilnehmen, die bei der Gefahrenabwehr gänzlich oder in Teilen mitwirkten. Dazu gehören: das Kreisverbindungskommando, die Bundeswehr, das Technische Hilfswerk, leitende Notärzte (LNA) und organisatorische Leiter (OrgL), die Schnelleinsatzgruppen Sanität, Teiles des Deutschen Roten Kreuzes sowie die Landespolizei. Die nächste große Übung ist für diesen Herbst geplant.

Auch im Kreis Alzey-Worms übt der Landrat mit

Auch Landrat Heiko Sippel (SPD) nehme an Übungen teil. Zudem sei auch im Kreis Alzey-Worms die Hierarchie der Einsatzleitung klar definiert und allen am Einsatz Beteiligten bekannt. So habe Landrat Sippel die Einsatzleitung inne oder eine von ihm beauftragte Person. Laut Kreis handele es sich bei dieser beauftragten Person in Alzey-Worms um den Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Landkreises.

Satellitentelefone für den Notfall

Auf Anfrage des SWR teilte der Landkreis Alzey-Worms mit, dass dieser sowie die Verbandsgemeinden und die Stadt Alzey sich im Mai dieses Jahres mit Satellitentelefonen für den Notfall gerüstet haben. Insgesamt wurden 22 mobile Handgeräte und 13 Telefonterminals angeschafft.

Der Fuhrpark für den Brand- und Katastrophenschutz wird laut Kreis seit 2015 regelmäßig ergänzt und an die notwendigen Bedürfnisse angepasst. Beispielhaft nannte der Kreis Alzey-Worms dem SWR den Abrollbehälter "Starkregen", die geländefähigen Kommandowagen und die Löschgruppenfahrzeuge für den Katastrophenschutz, die gerade beschafft werden.

Landkreis Bad Kreuznach

Der Landkreis Bad Kreuznach teilte dem SWR mit, dass eine Erweiterung des Personalkreises im Bezug auf den Brand- und Katastrophenschutz nicht erforderlich gewesen sei. Die Stelle eines hauptamtlichen BKI wurde im Landkreis Bad Kreuznach bereits im Jahre 2015 geschaffen. Er war damit der erste Landkreis in Rheinland-Pfalz überhaupt. Die personelle Ausstattung der Technischen Einsatzleitung befand sich nach Angaben des Kreises somit bereits vor der Flut im Ahrtal durchgängig auf gutem Niveau.

Einsatzkräfte haben an der Ahr geholfen

Laut Kreisverwaltung Bad Kreuznach hält die Technische Einsatzleitung (TEL) etwa zweimal im Monat Ausbildungseinheiten ab. Hier werden dann fiktive Einsatzlagen geübt. Den letzten großen Einsatz hatte die TEL des Landkreises Bad Kreuznach während der Flutkatastrophe in Ahrweiler.

Auch Landrätin Bettina Dickes (CDU) nehme regelmäßig an Fort- und Weiterbildungen in Bezug auf den Katastrophenschutz teil. So habe Sie zuletzt Anfang des Jahres 2023 einen entsprechenden Kurs an der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung (BABZ) besucht.

Neue Notfalltankstellen

Seit der Flut im Ahrtal habe der Landkreis nach eigenen Angaben zufolge sieben Nottankstellen beschafft. Auch die Anschaffung von Allradfahrzeugen wird geprüft.

Bereits vor den im Ahrtal gesammelten Erfahrungen hatte der Landkreis Bad Kreuznach Satelliten-Telefonie angeschafft. Auch die Verbandsgemeinden seien entsprechend mit diesen Geräten ausgestattet.

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Tjada Huchtkötter