Modernere Busse, Radwege, Tempo-30-Zonen: All das hat in Mainz offenbar dazu beigetragen, dass die Luft besser geworden ist. Das zeigen Messungen des Landesamtes für Umwelt.
Wer die Luftqualität in seiner Stadt verbessern möchte, der muss etwas tun. In Mainz scheint das funktioniert zu haben, auch wenn der Weg etwas holprig war. Nachdem die Grenzwerte immer wieder überschritten wurden, verklagte die Deutsche Umwelthilfe 2019 auch die Stadt. Mainz tue zu wenig gegen Luftverschmutzung, hieß es damals.
Nach einem langen juristischen Tauziehen einigte man sich im Oktober 2020 auf einen Vergleich, weil die Stadt bereit war, weitere Maßnahmen zu ergreifen, um die Luftqualität zu verbessern.
Es folgten viele Tempo-30-Zonen
Der Luftreinhalteplan wurde überarbeitet, Hauptverkehrsstraßen in der Innenstadt in Tempo-30-Zonen umgewandelt, die Busflotte wurde modernisiert. Das waren einige wichtige Punkte, die die Stadt anpackte. Es gab viel Kritik, vor allem von Autofahrern. Oft entlud sich der Frust an der ehemaligen Verkehrsdezernentin Katrin Eder und später auch an Janina Steinkrüger (beide Bündnis 90/Die Grünen).
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Messwerte in Mainz sprechen für sich
Die Parcusstraße in Nähe des Mainzer Hauptbahnhofs gilt seit Jahrzehnten als eine der belastetsten Straßen in ganz Mainz. Die Messstation des Landesamts für Umwelt lieferte noch vor Jahren zuverlässig Höchstwerte.
Beispiel Stickstoffdioxid: Waren es im Jahr 2018 im Schnitt 47 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, so ist der Wert im Mittel des vergangenen Jahres auf 33 Mikrogramm gefallen. Im jetzigen November, einem eigentlich verkehrsreichen Monat, waren es bis vor Kurzem sogar 27 Mikrogramm. Der gesetzlich vorgeschriebene Grenzwert von 40 Mikrogramm ist inzwischen in weite Ferne gerückt. Nach Angaben des Amtes könnten in diesem Jahr in Mainz die niedrigsten Schadstoffwerte seit Beginn der Messungen festgestellt werden.
Lob von der Deutschen Umwelthilfe
Nach einer solchen Kraftanstrengung gibt es anerkennende Worte von der Deutschen Umwelthilfe (DUH). "Das sollte jeden Menschen in Mainz freuen. Es geht ja um die Luft, die er jeden Tag ein- und ausatmet. Das ist schon eine gute Sache", sagt Dorothee Saar, sie ist Expertin für Verkehr und Luftqualität. Aber die DUH klopft sich auch auf die eigene Schulter: "Ich denke, wir haben schon einen ordentlichen Anteil daran. Durch unsere Klageverfahren, aber natürlich auch durch die Gespräche, die wir mit den zuständigen Behörden geführt haben. Aber wir hätten uns natürlich auch gefreut, wenn ohne die Klage mehr geschehen wäre."
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Beim Thema Luftqualität spielt auch das Wetter eine Rolle. Nach Angaben des Landesamtes für Umwelt hilft es zum Beispiel, wenn es in der Stadt einen guten Luftaustausch gibt oder wenn es windig ist. Da die Messwerte in Mainz in den vergangenen Jahren im Mittel gut waren, sieht das Landesamt für Umwelt keinen Handlungsbedarf.
Luft auch in anderen Städten in RLP besser
Auch andere Städte machen ihre Hausaufgaben. In Bad Kreuznach und Worms sind die Stickstoffdioxid-Werte ebenfalls zurückgegangen. Auch dort könnten in diesem Jahr die niedrigsten Schadstoffwerte gemessen werden.
In Kaiserslautern seien zum Beispiel mehr Grünflächen in der Stadt entstanden. Dafür hätten Parkplätze weichen müssen, sagt ein Sprecher. Und auch dort ist die städtische Busflotte inzwischen deutlich schadstoffärmer unterwegs, als noch vor ein paar Jahren.
Auch in Koblenz ist die Luft sauberer geworden. Der Stickoxid-Wert hatte vor allem am Koblenzer Löhr-Center im Jahr 2018 noch den Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft knapp überschritten. Inzwischen liegt er bei 26 Mikrogramm, so das Landesamt für Umwelt. Das liege vor allem an veränderten Wetterbedingungen. Die sorgten für einen besseren Luftaustausch in den Straßen. Nach Angaben der Stadt Koblenz haben auch die neuen Biogas-Busse im Nahverkehr dazu beigetragen, dass die Luft sauberer geworden ist.
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