Darf die Stadt Mainz Autofahrern einfach zwei Fahrspuren wegnehmen und sie Radfahrern zur Verfügung stellen? Die Antwort laute: Ja, sie darf und sie wird das wohl wieder tun.
Was wurde im Netz gewettert, als die Stadt den Autofahrerinnen und Autofahrern in der Rheinstraße vorübergehend zwei ihrer vier Spuren wegnahm und sie Radfahrerinnen und Radfahrern, Bussen und Taxis zur Verfügung stellte.
"Der Megastau ist vorprogrammiert" schrieb eine Frau, ein anderer User nannte das Ganze "eine Schikane". Inzwischen sind ein paar Wochen vergangenen. Die Rheinstraße ist wieder vierspurig befahrbar und die Stadt blickt sehr zufrieden auf diesen Verkehrsversuch zurück.
Wegen einer Veranstaltung am Rhein war im Sommer der beliebte Uferradweg in Mainz versperrt. Dort waren nach Angaben der Stadt am ersten Samstag im September knapp 5.000 Radfahrerinnen und Radfahrer unterwegs.
Es wurde eine Umleitung auf der parallel verlaufenden Rheinstraße eingeleitet. Radfahrer teilten sich pro Fahrtrichtung eine Spur mit Bussen und Taxen. Die andere Spur stand Autos, Lieferwagen, Lkw, Mopeds und Motorrädern zur Verfügung. Weil es sich um einen Versuch handelte, wurde das Ganze an verschiedenen Punkten entlang der Strecke mit Hilfe von Kameras beobachtet.
Busspur bot Radfahrern Sicherheit
Aus Sicht der Stadt lief das Projekt so gut, dass es wiederholt werden könnte. Ob an dieser Stelle oder woanders, da wollte man sich noch nicht festlegen. Wichtig sei: Man habe mehrere tausend Radfahrerinnen und Radfahrer sicher durch Stadt geleitet. Es seien keine Unfälle passiert, sagte Udo Beck von der Mainzer Straßenverkehrsbehörde.
Sperrung der Schiersteiner Brücke trübt den Erfolg etwas
Die vielen Messungen und Aufnahmen, die im Rahmen des Verkehrsversuches gemacht wurden, zeigen, dass die einspurige Verkehrsführung während der Ferienzeit durchaus vertretbar ist. Eine Ausnahme allerdings gab es. Und das war an dem Samstag, an dem die für Mainz wichtige Schiersteiner Brücke komplett gesperrt war. An diesem Tag fanden zudem das beliebte Marktfrühstück am Dom und das DFB-Pokalspiel TSV Schott Mainz gegen Borussia Dortmund statt. Da ging auch in der Rheinstraße zwei Stunden lang nichts.
Kommentar zur Mainzer Verkehrspolitik Ob mit dem Auto oder dem Rad - "Die Stadt muss erreichbar bleiben"
Die einen haben den Eindruck, in Mainz würden Autos immer mehr verdrängt. Die anderen fühlen sich mit dem Rad nicht sicher. Ein Kommentar von SWR-Redakteurin Sabine Steinbrecher.
Doch alles in allem, ist Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger (Bündnis 90/Die Grünen) zufrieden mit den Ergebnissen des Versuches. Sie könne sich vorstellen, so etwas in Mainz noch einmal zu machen, sagte sie. Ob das dann wieder die Rheinstraße betrifft oder eine andere Straße, darauf wollte sie sich noch nicht festlegen.
Den öffentlichen Raum neu aufzuteilen, gehört sicherlich dazu, wenn man die Verkehrswende schaffen möchte. Und das will die Stadt Mainz - das wurde ganz deutlich gesagt.