Die Gräfenauschule in Ludwigshafen ist seit Wochen in den Schlagzeilen, weil 40 Erstklässler das Schuljahr wohl wiederholen müssen. Jetzt trafen sich Vertreter von Bildungsministerium, Stadt und Schulaufsicht. Was kam heraus?
Vertreter des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums, der Stadt Ludwigshafen und der Schulaufsicht haben am Mittwoch bei einem Treffen über die Situation der Grundschulen in der Stadt Ludwigshafen diskutiert. Dort war zuletzt die Gräfenau-Grundschule in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt, weil möglicherweise 40 der 126 Erstklässler das Schuljahr wiederholen müssen. Viele Kinder sprechen schlecht Deutsch oder kommen aus bildungsfernen Familien.
"Konstruktive und zielführende Atmosphäre"
Ein Ministeriumssprecher sprach am Mittwoch von einem langen und intensiven Gespräch, das Teil eines regelmäßigen engen Austauschs sei, der fortgesetzt werde. "Das Gespräch verlief in konstruktiver und zielführender Atmosphäre", sagte der Sprecher weiter. Die Ergebnisse würden nun in den Fachabteilungen der beteiligten Häuser ausgewertet und aufgearbeitet. Weiteres dazu war zunächst nicht bekannt. Das Bildungsministerium hatte vorab betont: "Es herrscht Konsens, dass nicht alle Herausforderungen, die vor Ort bestehen, allein von und in der Schule gelöst werden."
Rektorin der Gräfenauschule nicht eingeladen
Die Gräfenauschule-Rektorin Barbara Mächtle hatte kürzlich gesagt, sie erhoffe sich eine schnelle, effektive und dauerhafte Hilfe für alle Schulen in Ludwigshafen. Die Gräfenauschule sei kein Einzelfall. Besonders hinsichtlich der Deutschkurse für Kinder aller Klassenstufen mit wenigen Sprachkenntnissen wären unkomplizierte Lösungen wünschenswert. Die Schulleiterin selbst war bei dem Krisentreffen nicht dabei.
Schulleiterin Mächtle hatte sich am Mittwoch parallel stattdessen mit anderen Schulleitern der Stadt Ludwigshafen getroffen. Sie wollen einen offenen Brief an Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) schreiben und die öffentliche Aufmerksamkeit nutzen. Mächtle kritisiert, dass keine Schulleiter zum Treffen von Ministerium, Stadt und Schulbehörde geladen waren: Sie habe "die Befürchtung, dass bei diesem Treffen ganz viel über Schulen in Ludwigshafen gesprochen wird, aber leider wurde weder im Vorfeld, noch wird an diesem Tag mit den Schulen gesprochen." Die Stadt Ludwigshafen hat sich bisher nicht geäußert.
Es fehlt an grundlegenden Kenntnissen
Bei vielen Grundschülern in der Gräfenauschule, so die Schulleiterin, fehle es an Deutschkenntnissen und grundlegenden Fähigkeiten für die Schule. Dazu gehören etwa das Erfassen von Zahlen oder das Erkennen geometrischer Formen. Mit dabei ist auch die Fähigkeit dem Unterricht für eine gewisse Zeit konstruktiv zu folgen. Daneben müssen die Eltern sensibilisiert und geschult werden, sagt Mächtle. Viele Kinder würden nur unregelmäßig zum Unterricht kommen. "Wir haben seit Jahren eine Mängelverwaltung in der Grundschule."
Mehr Deutschkurse und pädagogisches Personal
Schulleiterin Mächtle wünscht sich sofortige unbürokratische Hilfe für ihre Schule: "Die Zeit wird knapp." Eine Möglichkeit wäre, ein in der Corona-Zeit aufgelegtes Programm mit Unterstützungskräften auch nach Juni fortzuführen. Und den Schulen mehr dieser Kräfte zur Verfügung zu stellen. Dabei handelt es sich um Pädagogen, die aber keine Ausbildung zum Lehrer abgeschlossen haben. Damit sind Doppelbesetzungen in Klassen möglich. Daneben müssten Deutschkurse angeboten werden und Sozialarbeiter könnten die Eltern begleiten, so Mächtle.
Familien-Grundschulzentrum als Lösung?
Langfristig gibt es gerade den Plan der Landesregierung so genannte Familiengrundschulzentren einzurichten. Dort sollen Sozialpädagogen Eltern und Kinder bei der Integration in den Schulalltag begleiten. Ein Pilotprojekt in Ludwigshafen ist angedacht, doch ist die Schule nach Angaben von Mächtle auf offiziellem Weg noch nicht informiert. Daneben gibt es vom Stadtrat auch noch keine klare Aussage zu dem Thema. Weitere Ideen wären verstärkt Deutschkurse vor der Schule anzubieten oder ein verpflichtendes letztes Kindergartenjahr einzuführen.
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