Das Projekt "Telenotarzt" an der BG Klinik in Ludwigshafen zieht nach gut einem Jahr Bilanz. Konnte damit, wie geplant, die Zahl von Notarzt-Einsätzen verringert werden?
Notarzt Johannes Becker von der BG Klinik in Ludwigshafen ist mit der Entwicklung des Projekts "Telenotarzt" sehr zufrieden. Becker leitet den Telenotarztstandort in Rheinland-Pfalz, der an der BG Klinik angesiedelt ist. Vor einem Jahr war es mit sechs Notärzten gestartet, die auch nur drei Tage die Woche diesen Dienst versehen konnten - parallel zu anderen Aufgaben in der Klinik. Drei Rettungswagen hatten geschulte Notfallsanitäter.
Mittlerweile ist das Team auf 16 Notärzte angewachsen und 45 Rettungswagen sind in der gesamten Vorder- und Südpfalz sowie mittlerweile auch im Bereich Trier-Saarburg mit an der Technik geschultem Personal im Einsatz. Eine zweite Telenotarzt-Zentrale am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Trier ist vor wenigen Tagen in Betrieb gegangen.
Projekt Telenotarzt wächst zunehmend
Das Projekt wachse und wachse, sagt Becker. Anfangs waren die Schulungen nach Angaben des Notarztes schleppend verlaufen, weil ausschließlich er und sein Team die Ärzte und Sanitäter ausbilden konnten. Diese mussten beispielsweise lernen, wie Gesundheitsdaten übertragen werden (z.B. EKG-Daten, Blutdruck oder Sauerstoffsättigung). Auch die Absprachen mit Handy-Video zwischen dem Notfallsanitäter am Rettungswagen und dem Notarzt, der den Einsatz an vier großen Bildschirmen in der Zentrale verfolgt, laufen nach einem geregelten Verfahren ab.
Zahl der unnötigen Notarzt-Einsätze gestiegen
Die Idee hinter dem Projekt: Überflüssige Notarzt-Einsätze zu vermeiden, damit die Notärzte dort eingesetzt werden können, wo sie wirklich gebraucht werden - beispielsweise bei schweren Unfällen oder akuten medizinischen Notfällen. Seit einigen Jahren steige die Zahl der Einsätze für Rettungswagen, so Becker. Häufig werden Notärzte auch bei geringfügigen Beschwerden hinzugerufen. Grund: Bestimmte gesetzlich geregelte Vorschriften. Je nachdem, was ein Patient der Rettungsleitstelle an Symptomen oder Beschwerden meldet, muss auch ein Notarzt raus, zum Beispiel bei Brustschmerzen. In vielen Fällen sind die Ursachen dafür harmlos, aber es könnte natürlich auch ein Herzinfarkt dahinterstecken. Solche Dinge könne der Telenotarzt problemlos vom Bildschirm aus beurteilen, sagt der Notarzt.
Notfallsanitäter haben beschränkte Befugnisse
Weitere Notarzt-Einsätze könnten vermieden werden, zum Beispiel, wenn es lediglich darum geht: Muss ein Patient ins Krankenhaus oder nicht oder darf einem Patienten ein bestimmtes Medikament verabreicht werden oder eine höhere Dosis. Es ist landesweit genau und einheilich vorgeschrieben, was ein Notfallsanitäter noch eigenständig entscheiden darf oder wo ein Notarzt hinzugezogen werden muss.
Telenotarzt kann Zeit überbrücken
Die meisten Einsätze sind für die Telenotärzte aktuell noch eher unspektakulär. Je ausgebauter das System aber ist, umso größer werden auch die Möglichkeiten. Bei Einsätzen an entlegenen Orten kann ein Telenotarzt schonmal das Rettungsteam vor Ort unterstützen, während der Notarzt noch auf dem Weg zum Einsatzort ist. Becker versichert aber: Es wird immer ein Notarzt vor Ort kommen, wenn er dort gebraucht wird.
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